Was darf Satire?

Aphorismus zum Thema Macht

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
Satire darf so lange alles, bis sie einem Mächtigeren nicht gefällt.
© Ekkehart Mittelberg, Oktober 2012


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Anmerkung: Kurt Tucholsky: „Was darf also die Satire? Alles.“

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (11.10.12)
An Leib und Seele selbst erfahren!
Diese Geschichte erzähle ich mal ausführlich. (Aber wo?)
Herzlichst: Uli

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.10.12:
Vielen Dank, Uli. Der Ort wird sich finden.
Herzliche Grüße
Ekki

 Bergmann antwortete darauf am 11.10.12:
Ich habe schon lange vor, diese Geschichte schriftlich zu erzählen; in meinem zweiten Roman wird sie (allerdings stark verändert, literarisiert) vorkommen.
totus tuus Ulius
starfish (51)
(11.10.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Nimbus (37) schrieb daraufhin am 11.10.12:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch äußerte darauf am 11.10.12:
@starfish: mit kurt hast du es dir damit nicht verdorben! genehmigte satire wäre versteckte propaganda, ja.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 11.10.12:
Lieber Ralf, mit mir hast du es auch nicht verdorben. Es gibt zwei Perspektiven:
die des guten Satirikers: Der fragt nicht.
die des Mächtigen: Der fragt, wenn die Satire gut ist.
Vielen Dank
LG
Ekki

 TassoTuwas meinte dazu am 11.10.12:
Zitat Karl Kraus : "Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten".

 TassoTuwas (11.10.12)
Hallo Ekki, sosehr ich geneigt bin Tucholsky hier zuzustimmen, schon aus Eigeninteresse, muß man doch berücksichtigen, dass seine Aussage aus einer Zeit stammt, die die später kommenden geschichtlichen Katastrophen nicht ahnen ließen.
Manche Felder bleiben für Satire ein Balanceakt. Liebe Grüße TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.10.12:
Vielen Dank, Tasso, ich bin sicher, dass Tucholsky sie geahnt hat und seine Satiren im Bewusstsein "kommender geschichtlicher Katastrophen" verfasst hat.
Liebe Grüße
Ekki

 BrigitteG meinte dazu am 07.11.12:
Oh, es geht um Tucho - da bin ich immer dabei, weil ich ihn sehr bewundere. Tasso, Tucholsky wusste entsetzlich viel...

Ich zitiere mal aus seinem "Der Krieg ohne Namen" (von 1919!), da überlegt er, wie denn der Krieg 1914-18 später mal heißen würde: "Weltkrieg? Da habe ich Bedenken. Denn die Propheten, die vom Prophezeien und den Kriegen leben, weissagen uns einen baldigen schrecklichen Krieg zwischen Amerika und Japan, und ob das nicht auch eine Art Weltkrieg werden wird, steht noch sehr dahin."

Oder "Deutschland erwache" (1930): "...dass der Nazi dir einen Totenkranz flicht / Deutschland, siehst du das nicht?... Wir werden aufgelöst. Und verboten / Wir zählen die Opfer; wir zählen die Toten / Kein Minister rührt sich, wenn Hitler spricht / Für jene die Straße. Gegen uns das Reichsgericht." Tucholsky wusste alles - seine Bücher wurden in der Reichskristallnacht verbrannt, und in seinem letzten Lebensjahr hat er eine Treppe mit drei Stufen gezeichnet: unten: Sprechen, in der Mitte: Schreiben, oben: Schweigen. Er hat komplett resigniert, kaum noch geschrieben, er wusste, dass er nicht ausrichten konnte, er hatte es ja Jahrzehntelang versucht. 1935 hat er sich dann umgebracht.

Es gehört jetzt nicht ganz so zum eingestellten Text, aber es war mir ein Bedürfnis, es zu erläutern. Ich stand im Tucholsky Museum im Rheinsberger Schloss auch vor dieser gezeichneten Treppe, und dachte daran, wie verzweifelt und resigniert ein Schriftsteller sein muss, wenn er nicht mehr schreiben will.

Edit: nicht Rheinberg, sondern Rheinsberg.
(Antwort korrigiert am 07.11.2012)

 ViktorVanHynthersin (11.10.12)
Lieber Ekkehart,
ich möchte Tucholsky (der diese Zeilen unter den Pseudonym Ignaz Wrobel verfasste) beipfichten und dazu zwei Zitate anfügen:
„Die feinste Satire ist die, deren Spott mit so wenig Bosheit und so viel Überzeugung verbunden ist, daß er selbst diejenigen zum Lächeln nötigt, die er trifft.“ von Georg Christoph Lichtenberg bzw. von Karl Kraus "Eine Satire, die der Zensor versteht, wird mit Recht verboten...!“ In diesem Sinne
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.10.12:
Besten Dank, Viktor, zwei Zitate, die mich mit der Zunge schnalzen lassen.
Herzliche Grüße
Ekki
Steyk (61)
(11.10.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.10.12:
Vielen Dank, Stefan, ich verstehe.
Liebe Grüße
Ekki

 Lluviagata meinte dazu am 11.10.12:
Ich auch! Pssst ....

Ein Witz:
Laufen zwei Nähnadeln durch den Rinnstein und erzählen sich politische Witze. Plötzlich meint die eine: "Ohh, pssst ..., sei still! Hinter uns läuft eine Sicherheitsnadel!"

Llu ♥

 loslosch meinte dazu am 11.10.12:
an der tür klinglts. ubricht zur kleenen: gann ich mal die muddi schprechn? - nee, die gann jetz nich. - sach ihr, der mann ist jeden obend im fernsähn. - mutti, guggemo, de guhlegomp is do.

einer aus den 1950ern.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.10.12:
@Andrea und Lothar: Ich kannte eure FlüWis nicht. Sie haben mir gefallen. Danke!
SigrunAl-Badri (52)
(11.10.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.10.12:
Vielen Dank, Sigrun. Ich hatte nichts anderes erwartet.
Liebe Grüße
Ekki

 irakulani (11.10.12)
Satire darf alles. das würde ich unterschreiben, Ekki. Die Kunst ist, es so zu verpacken, dass auch der Mächtige / oder der Betroffene diese nicht entkräften kann.

Aber wie heikel das Thema ist, erleben wir ja immer wieder. Ich denke an Mohammed-Karikaturen, die durchaus als verunglimpfend empfunden wurden. Gezeichnete Satire, die eben auch nicht immer so verstanden wird, wie sie gemeint ist.

L.G.
Ira
Gruszka (62) meinte dazu am 11.10.12:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 irakulani meinte dazu am 11.10.12:
Genau das meine ich. Es ist ein sehr heikles Thema. Juden machen über Juden Witze, die sich ein Goi niemals trauen würde, ebenso witzeln Blinde über andere Nichtsehende, etc.

Satire sollte keine Verunglimpfung werden, sondern eine punktuelle Überzeichnung. Das ist die Schwierigkeit, der schmale Grat wird von jedem ein wenig anders eingeschätzt.

Gerade das macht es so schwierig. Was der eine noch als witzig empfindet, verletzt den Betroffenen u.U. schon.

Dennoch sollte der Schreiber erst einmal frei sein, in dem was er schreibt. (vielleicht überlegt er, ob und an welcher Stelle er es veröffentlicht.)

L.G.
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.10.12:
Hallo Ira und Irene, ihr kommt auf den Punkt. Es gibt ihn, diesen schmalen Grat, der eine Tabuzone markiert. Weshalb hat dann Tucholsky formuliert, dass die Satire alles dürfe? Ich denke, es ging ihm wie Ira am Schluss schreibt um die prinzipielle Freiheit des Satirikers. Mit dem "alles" wollte er auch provozieren, dass der Satiriker den schmalen Grat mit bedenkt, über den er sich nicht belehrend äußern wollte.
Besten Dank euch beiden.
Regentrude (53)
(11.10.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.10.12:
Ja, Silke, das ist der nervus rerum: die Würde eines Menschen. Sie markiert die Grenze für einen Satiriker, und es ist sehr schwierig, sie objektiv zu definieren. Sie beginnt wohl da, wo jemand sich nach besten Kräften bemüht, aber die Veränderung nicht schaffen kann, die der Satiriker bewirken möchte. Ob er sie schaffen kann, darüber werden die Meinungen geteilt sein. Wenn sich der Eindruck vermittelt, dass jemand wehrlos vorgeführt wird, erreicht Satire ihr Ziel wohl nicht.
Vielen Dank für diesen Schlüsselbegriff.
Liebe Grüße
Ekki

 NormanM. (17.10.12)
Dieser Aphorismus lässt sich auch wunderbar auf diese Plattform übertragen, in dem Fall müsste nur die Frage gestellt werden, ob die Mächtigeren wirklich die Mächtigeren sind.

Gruß Norman

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.10.12:
Merci, Norman. Ich freue mich natürlich, wenn er vielfältig verwendbar ist.
LG
Ekki
Menschenkind (29)
(06.11.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.11.12:
Menschenkind, "Denn was Satire ist entscheidet sich doch letztendlich im wer sie macht." Deine gruselige Sprache nimmt mir jede Motivation, mich inhaltlich damit auseinanderzusetzen.
Mir ging es nicht um die Frage, was Satire ist. Aber wo ihre Grenze durch Ohnmacht liegt, das hat BrigitteG. oben im thread am Beispiel von Tucholsky eindrucksvoll beschrieben.
Menschenkind (29) meinte dazu am 07.11.12:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.11.12:
Vice versa
parkfüralteprofs (57)
(07.12.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.12.12:
Ja, die Macht der Moderatoren ist ein wichtiger Aspekt. Danke!
LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (11.02.13)
Das ist leider nur allzu wahr. Die Frage, die sich dann stellt ist: Was wird aus dem Satiriker? Den seine Satire überlebt den Mächtigeren in der Regel.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.02.13:
Vielen Dank, Trekan. Im besten Falle wird der Satiriker unsterblich, wie zum Beispiel Kurt Tucholsky.
Graeculus (69)
(20.10.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.10.14:
Merci, Graeculus. Ludwig Quiddes "Caligula" steht jetzt ganz oben auf meiner Leseliste.

 TrekanBelluvitsh (20.10.14)
Mir fällt dazu gerade ein: Ja, Satire darf alles. Aber den guten Satiriker erkennt man vielleicht daran, dass er nicht alles sagt - er aber dennoch verstanden wird.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.10.14:
Vielen Dank, Trekan. Das ist für mich ein neuer anregender Gedanke.
Graeculus (69) meinte dazu am 21.10.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
JamesBlond (63) meinte dazu am 14.04.15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram