Aphorismen zum Versagen

Aphorismus zum Thema Allzu Menschliches

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
1. Wer nie versagt hat, schätzt den Erfolg geringer.

2. Eine Ursache des Versagens liegt darin, dass man sich zu viel versagt.

3. Mittelmäßige regen sich mehr über Versager auf als große Könner.

4. Traumwandler versagen selten.

5. Manche reden sich heraus, wenn sie ver-sagt haben.

6. Wer in einer Leistungsgesellschaft versagt, ohne an sich zu (ver)zweifeln, erbringt eine Leistung, die aus dem Rahmen fällt.

7. Liebe ist nachsichtig, wenn im entscheidenden Moment die Nerven versagen, aber sie verzeiht es nicht, wenn das Herz versagt.


Ekkehart Mittelberg, Mai 2014

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (01.06.14)
Ich will mal nur zu Nummer 3 etwas von mir geben:

Wer sich in einem Teilbereich - was immer dieser auch sein mag - sehr gut auskennt, kann auch sehr gut beurteilen, ob ihn z.B. ein neues Buch zu dem Thema weiterbringt. Und das beinhaltet dann auch, dass man* weiß, was man* weiß und auch weiß, was man* nicht weiß. Und ganz gleich wie gut man* ist, es wird immer noch mindestens einen Menschen auf der Welt geben, der besser als man selbst ist.

Der mittelmäßige Geist hingegen glaubt an das Absolute. Und jeden, der dieses Absolute nicht erfüllt - letztlich: Jeder! - wird von ihm dann kritisiert. Wissenschaftlich gesprochen nennt man so etwas: TINNEF!

Wo wir gerade bei der Wissenschaft sind: Der grundlegende Satz aller Wissenschaften, hilft oft weiter. Er lautet: "Ich weiß es nicht." Ohne Ausrufezeichen!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Danke, Trekan. Deine Erklärung zu 3 ist wohl nicht die einzig mögliche, aber sehr plausibel.

 franky (01.06.14)
Hi lieber Ekki,

Punkt 6 kann ich voll zustimmen. Ja ja die Nerven können da manchmal einen bösen Streich spielen;-)

Auch alle anderen Aphorismen sind Merkenswert.

L-G Franky

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 01.06.14:
Vielen Dank, Franky. Für 6 gibt es vermutlich eine breite Erfahrungsgrundlage.
LG
Ekki

 TassoTuwas (01.06.14)
Hallo Ekki,
da lese ich viel Wahres.
Ich glaube dem Nie-Versager geht es wie dem Immer-Rechthaber, sie haben beide wenig Freunde.
Herzliche Grüße TT

 Jorge schrieb daraufhin am 01.06.14:
Tassos Meinung stimme ich zu und deine Aphos zum Versagen versprechen nicht zu viel.
Liebe Grüße
Jorge

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 01.06.14:
Merci, lieber Tasso und lieber Jorge, natürlich gibt es die Nie-Versager nicht. Da sie sich aber einbilden, nie zu versagen, haben sie tatsächlich wenige Freunde.
Herzliche Grüße
Ekki

 unangepasste (01.06.14)
Der zweite spricht mich sehr an. Wahrscheinlich ist er nicht auf jede Situation zutreffend, aber häufig passt er.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 01.06.14:
Grazie auch dafür, dass du nicht erwartest, Aphorismen müssten auf jede Situation zutreffen. Sie spielen provokativ mit der Wirklichkeit, können sie aber nie ganz abdecken, sondern erfassen meistens nur Segmente von ihr.
LG
Ekki

 sensibelchen13 (01.06.14)
Ein lautes JA zu Nummer drei, lieber Ekki. Einen schönen Sonntag
Dir.

Lieben Gruß
Helga

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Vielen Dank, Helga. Vielleicht ahnen Mittelmäßige dumpf, dass sie öfter selbst versagen und sie versuchen deshalb, von sich abzulenken.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa (01.06.14)
1. Wer nie versagt hat, schätzt den Erfolg geringer.
Nie zu versagen, ist wohl doch (zum Glück) eher Utopie . Aber es stimmt schon, wer den Erfolg gewohnt ist, empfindet das wohl als normal und sieht ihn oft gar nicht mehr. Andererseits wird die 'Grenze', ab wann etwas als Versagen empfunden wird bei Erfolgsgewohnten hinaufgesetzt. Jemand wie du, der mit jedem Werk dutzende Kommentare und noch mehr Empfehlungen einheimst, wird eventuell 'nur drei Kommis' als Versagen werten, eine andere (z.B. ich ) freut sich wie eine Schneekönigin, ganze drei Kommis unter ihren Zeilen zu finden.
2. Eine Ursache des Versagens liegt darin, dass man sich zu viel versagt.
Das unterschreibe ich sofort.
Meine Mutter sagte immer: Du weißt nicht, was du kannst, ehe du es versuchst.
Nichts zu tun, aus Angst vor dem Scheitern, bringt um viele mögliche Erfolge. Man versagt sich auch, durch 'Versuch und Irrtum' dazuzulernen und 'besser' zu werden, Erfolgen näher zu kommen ...
3. Mittelmäßige regen sich mehr über Versager auf als große Könner.
Ist das so? Ich weiß nicht, mich regt immer nur das eigene Versagen auf, hab damit mehr als genug zu tun!
4. Traumwandler versagen selten.
Ja, das hört man immer wieder von 'Schlafwandlern', dass sie in ihrem tranceartigen Zustand nicht abstürzen, gefährlich wirds erst, wenn man sie erschreckt und aufweckt. Ob das für Traumwandler ebenfalls gilt? Ist damit gemeint, seinem Bauchgefühl zu folgen, sich auf seine Intuition, seine Instinkte zu verlassen. Ich meine schon, dass da etwas dran ist. Aber sind wir durch unsere 'Zivilisation' nicht schon oft davon (teilweise) abgeschnitten?
5. Manche reden sich heraus, wenn sie ver-sagt haben.
Ja kenn ich, auch an mir selbst! Sehr gelungenes Wortspiel, mit dem dus auf den Punkt bringst .
6. Wer in einer Leistungsgesellschaft versagt, ohne an sich zu (ver)zweifeln, erbringt eine Leistung, die aus dem Rahmen fällt.
Ja, auch das ist wohl richtig. Und vielleicht wäre hier eine möglich Strategie, es mehr wie ein Traumwandler anzugehen und am meisten auf die 'Innere Zufriedenheit' und dann erst auf die Reaktionen der Außenwelt zu achten?
6. Liebe ist nachsichtig, wenn im entscheidenden Moment die Nerven versagen, aber sie verzeiht es nicht, wenn das Herz versagt.
JA!?

Lieber Ekki, eine Reihe ganz toller Aphos ist dir hier gelungen, mir besonders nahe, weil ich mich oft mit den Themen Scheitern und Versagen auseinandersetze und ich meine, dass diese Erfahrungen sehr wichtig sind und uns 'träge Gewohnheitsmenschen' in der Entwicklung enorm weiterbringen, wenn wir sie positiv zu nützen verstehen.

Liebe Grüße,
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Liebe Mona, ich schätze mich glücklich, in dir eine so genaue und sorgfältige Kommentatorin zu haben. Mille grazie.
Schade, dass es kein Ranking für qualifizierte Kommentare gibt, die ebenso schwierig zu erstellen sind wie gute Beiträge. Da stündest du ganz oben.
Ein Wort noch zu "Traumwandler versagen selten."
Nimmt man den Spruch wörtlich, so stimmt er weitgehend.
Versteht man den Begriff "Traumwandler" metaphorisch, bezieht ihn also auf das Traumwandeln in der Realität, versagenTraumwandler sehr oft, weil sie nicht bereit sind, die Realität als solche zur Kenntnis zu nehmen. In diesem Sinne wäre es mir recht, wenn man meinen Apho auch ironisch verstünde.

Liebe Grüße
Ekki
Fabi (50) meinte dazu am 02.06.14:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.06.14:
Liebe Fabi,
das Gefühl des Stolzes kenne ich weniger. Aber ich leugne keineswegs, dass es mich glücklich macht.

 princess (01.06.14)
Was wohl mit all dem potenziellen Versagen geschähe, hätte man nichts mehr dagegen, einfach mal zu versagen? Frage ich mich gerade.

Liebe Grüße
Ira
janna (66) meinte dazu am 01.06.14:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Liebe Ira, auf deine kluge Frage fallen mir leider nur zwei banale Antworten ein. 1. Potenzielle Versager würden weniger Ängste ausstehen und vielleicht deswegen weniger oft versagen. 2. Wenn das Wunder geschähe und eine Leistungsgesellschaft nähme Versagen als etwas Natürliches hin, müsste sie sich neu definieren.
Liebe Janna, du hast soeben ohne viel Aufhebens einen Aphorismus geschrieben. Wer sich das Versagen versagt, versagt tatsächlich in bestimmter Hinsicht. Stellen wir uns eine Führungskraft vor, die sich um jeden Preis kein Versagen erlaubt. Es fehlte ihr die emotionale Kompetenz, ein Versagen ihrer Mitarbeiter angemessen einschätzen zu können. (Ich denke hier nicht an Versagen aus purem Leichtsinn und Bequemlichkeit.)
Ich danke euch beiden für zwei wichtige Denkanstöße.

 susidie (01.06.14)
Nr. 3 macht mich sehr nachdenklich, das hat mich schon öfter beschäftigt. Kann der Könner vielleicht auch aufgrund von Weitblick und Intelligenz mehr Nachsicht walten lassen, während der Mittelmässige unbewusst sich selbst im Versagen erkennt und in ihm deshalb ein gewisses Aggressionspotential entsteht? Nur mal so ein Gedankengang.
Die Aphos gefallen mir alle und haben ihre Berechtigung. Aber Nr. 3 beschäftigt mich am meisten.
Grübelgruß von Su :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Grazie Su. Bei der Nr. 3 habe ich mir genau das gedacht, was du als Kommentar schreibst. Sollte unser Verdacht zutreffen, so wäre es ein komisches Paradoxon, dass das Mittelmaß bewusst oder unbewusst aus Selbstschutz Niveau einfordert. )
ichbinelvis1951 (64)
(01.06.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Vielen Dank, Klaus. Ich stufe deine Zusammenfassung als Aphorismus ein. Man kann sie noch ein bisschen weiter spinnen: Wer versagt, verzagt. Schwups und wir sind in einem fatalen circulus vitiosus, von dem ich glaube, dass er gar nicht so selten ist.
LG
Ekki
Graeculus (69)
(01.06.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Danke Graeculus. Ich stelle mir gerade vor, wer oder was alles in welcher Situation versagen kann. Aus der Stofffülle können sich sowohl Komödien als auch Tragödien ergeben.
Brainstorm (47)
(01.06.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Merci, Brainstorm, das freut mich sehr. Versuchen wir das Herz für Liebe fit zu halten. So versagt es erst später.
LG
Ekki
Pocahontas (54)
(01.06.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.06.14:
Grazie, Sigi, besonders auch dafür, dass du noch einmal auf die Nr. 6 verwiesen hast. Sie ist mir wichtig.

Liebe Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin (02.06.14)
Verletzend verhält es sich auch, wenn ein Mensch einen anderen als Versager abstempelt. Dies gilt dann als persönliche Wertung, die mehr als eine beleidigende Wirkung beim Betroffenen hinterlassen kann. Deine Aphorismen betrachten das Wort "versagen" diesbezüglich aus einer anderen Perspektive. Dies finde ich sehr gut.

Liebe Grüße
Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.06.14:
Merci, Jörg. Ja, wer andere als Versager abstemelt, hat kein Mitleid verdient, wenn er selbst versagt. Das wird jeder irgendwann. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (02.06.14)
Die Nr. 6 ragt heraus und ließe sich auch grafisch fein darstellen.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.06.14:
Merci, Didi, es würde mich beglücken, wenn jemand deine Idee der graphischen Umsetzung nur in groben Umrissen andeuten könnte.
Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (02.06.14)
Mir gefällt Dein ganzer Ansatz hier. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.06.14:
Dank, Armin. Das freut mich sehr.
LG
Ekki
Fabi (50)
(02.06.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.06.14:
Merci, Fabi. Du sagst mit Recht, dass du glaubst, dass Liebe alles verzeiht, so wie ich umgekehrt glaube, dass sie nicht alles verzeiht. Verlässliche Statistiken zu dieser Frage wird es wohl nicht geben. ))
Auch Glaubende dürfen ein bisschen argumentieren. Wenn Liebe alles verzeihen würde, ginge wohl kaum eine Liebesbeziehung zuende. Dass sie beendet wird, kann unterschiedliche Ursachen haben. Aus meiner Sicht verzeiht der Liebende eher körperliches oder nervliches Versagen als ein Versagen des Herzens. Das gilt freilich nicht für jeden Fall. Es gibt auch dauerhafte Beziehungen, die vor allem auf Sex basieren und bereit sind, dafür gravierende emotionale Enttäuschungen in Kauf zu nehmen.
LG
Ekki
(Antwort korrigiert am 02.06.2014)
gaby.merci (61)
(02.06.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.06.14:
Merci, Gaby. Die Nr. 3 wurde von mehreren Kommentatoren favorisiert, sodass ich inzwischen glaube, dass sie nicht nur ein provokativer Gedankensplitter ist, sondern eine Tatsache bezeichnet.

Liebe Grüße
Ekki

 moonlighting (14.06.14)
Mein Favorit die Nr. 2

LG
Moon

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.14:
Grazie für deine Rückmeldung, Moonlight.

Liebe Grüße
Ekki
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