Weihnachten. Vom Kitsch erwischt
Erzählung zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch
von EkkehartMittelberg
Kommentare zu diesem Text
Graeculus (69)
(26.12.14)
(26.12.14)
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Danke. Ein Kommentar, dem ich voll zustimme. So taktlos seine Offenheit war, sie beschäftigte mich deshalb nachhaltig, weil er nicht unrecht hatte.
B-Site (30)
(26.12.14)
(26.12.14)
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Gibt es Rachekommentare? Die sie schreiben, werden es heftig bestreiten und behaupten, dass man berechtigte Kritik mit Rache verwechsle. Ich gebe dir Recht. Es gibt Rachekommentare, die mit Kritik nichts zu tun haben. Wer das nicht glaubt, möge lesen, welche Rachefeldzüge so berühmte Kritiker wie Karl kraus und Alfred Kerr gegeneinander führten. „Alfred Kerr nannte er ein reklamesüchtiges Intrigantchen, das Einsamkeit mimt, und eine "Feuilletonschlampe", dessen "Stil die letzten Zuckungen des sterbenden Feuilletonismus" darstelle. Kerr bezeichnete seinerseits Kraus als "Zwanzigpfennig-Aufguss von Oscar Wilde" als "Nietzscherl", der an "doppelter Epigonorrhöe" leide.“ http://www.ursulahomann.de/VerhasstUndVerehrtSeinCharakterbildSchwanktInDerGeschichteDerPublizistKarlKraus/kap001.html
Gruß
Ekki
Gruß
Ekki
Wie so oft ist es eine Frage der Einordnung. Ist man sich bewusst, dass man Kitsch vor sich hat oder hält man den Kitsch für das Leben? Bei Ersterem spricht nichts dagegen, Kitsch zu genießen, bei Letzterem wird es bedenklich.
... Bei Ersterem spricht nichts dagegen, Kitsch zu genießen ...
auf der hammond-orgel spielen: "wir sind im wahren christentum. o herr, wir danken dir." da lebte ich auf!
auf der hammond-orgel spielen: "wir sind im wahren christentum. o herr, wir danken dir." da lebte ich auf!
@Trekan und loslosch: Danke. Ich denke auch, dass alles darauf ankommt, ob man sich selbst durchschaut, wenn man Kitsch genießt. Wer es nicht tut, lebt mit dem Kitsch in einer irrealen Welt der manipulativen Übertreibung.
BellisParennis (49)
(26.12.14)
(26.12.14)
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Danke Carsten, das Interesante ist, dass der von dir zitierte Spruch mit ganz unterschiedlichen Intentionen verwendet wird. Die einen benutzen ihn, um ihr Schwelgen im Kitsch zu rechtfertigen, die anderen, um eben dies undiskutiert zu kritisieren.
Der vormals Schüchterne greift schonungslos an, weil er seine Schüchternheit überwinden will. Wie so oft, findet der Mensch die Balance nicht, sondern verfällt von einem Gegenteil ins andere. "Heidschi, bumbeidschi" ist auch meiner Meinung nach eines der kitschigsten Lieder, die ich kenne, aber ich ringe jetzt gerade um eine Definition von Kitsch. Noch einen frohen zweiten Weihnachtsfeiertag. Reg
Merci, Regina. Eine Definition von Kitsch ist schwierig und es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen man trefflich darüber streiten kann, ob es sich um Kitsch handelt oder nur um triviale, also abgenutzte Stereotypen.
Ich biete hier eine Definition an, auf die man sich vielleicht verständigen kann:
"Wer von "Übertreibungen" spricht, gerät leicht in den Verdacht, dass er mit erhobenem Zeigefinger das rechte Maß der bürgerlichen Mitte gegen Extreme und Extremisten aller Arten zu verteidigen sucht. Das liegt mir fern, und deshalb beginne ich meinen Rundgang durch die Welt der manipulativen Übertreibungen mit der (klein)bürgerlichsten unter ihnen, mit dem Kitsch. Ich stütze mich dabei zunächst auf das von Gerd Richter vorgelegte "Kitsch-Lexicon von A bis Z" (Bertelsmann, Gütersloh, 1972; die Hervorhebungen in Zitaten aus diesem Buch wurden von mir vorgenommen. H. Sch.). In diesem auch bibliophile Leser ansprechenden Buch beschränkt sich Richter nicht darauf, sich ästhetisch anspruchsvoll von kleinkariertem Kitsch zu distanzieren, sondern er geht verständnisvoll auf ihn ein und verdeutlicht ihn in all seinen Facetten. Unter Verweis auf Walther Killy "Deutscher Kitsch, Versuch über den literarischen Kitsch", Vandenhoeck + Ruprecht, Göttingen, 1961) bietet Richter auf S. 11 eine erste Charakterisierung an: "Ein Kriterium des Kitschs ist die Häufung bestimmter stilistischer oder kompositorischer Elemente. Alles tritt im Übermaß auf, wird im Übermaß angewendet ... Also ist im Kitschwerk das Edle nur und ausschließlich edel, das Gemeine nur und ausschließlich gemein, das Süße nur süß ... Von allem wird die zehnfache Dosis gegeben". Im Unterschied zum Kunstwerk sei das Kitschwerk eben ein Werk der eher "billigen" Effekte, wenn auch, wie Walther Killy schrieb, gelegentlich im "gehobenen Stil", wo "alles aufgeboten (wird), was gut und teuer ist". Natürlich meint hier "billig" den Geschmack, und "teuer" nur den manchmal übertrieben hohen Preis!"
www.hansschauer.de/html/dir4/ch07s04.html
Ich biete hier eine Definition an, auf die man sich vielleicht verständigen kann:
"Wer von "Übertreibungen" spricht, gerät leicht in den Verdacht, dass er mit erhobenem Zeigefinger das rechte Maß der bürgerlichen Mitte gegen Extreme und Extremisten aller Arten zu verteidigen sucht. Das liegt mir fern, und deshalb beginne ich meinen Rundgang durch die Welt der manipulativen Übertreibungen mit der (klein)bürgerlichsten unter ihnen, mit dem Kitsch. Ich stütze mich dabei zunächst auf das von Gerd Richter vorgelegte "Kitsch-Lexicon von A bis Z" (Bertelsmann, Gütersloh, 1972; die Hervorhebungen in Zitaten aus diesem Buch wurden von mir vorgenommen. H. Sch.). In diesem auch bibliophile Leser ansprechenden Buch beschränkt sich Richter nicht darauf, sich ästhetisch anspruchsvoll von kleinkariertem Kitsch zu distanzieren, sondern er geht verständnisvoll auf ihn ein und verdeutlicht ihn in all seinen Facetten. Unter Verweis auf Walther Killy "Deutscher Kitsch, Versuch über den literarischen Kitsch", Vandenhoeck + Ruprecht, Göttingen, 1961) bietet Richter auf S. 11 eine erste Charakterisierung an: "Ein Kriterium des Kitschs ist die Häufung bestimmter stilistischer oder kompositorischer Elemente. Alles tritt im Übermaß auf, wird im Übermaß angewendet ... Also ist im Kitschwerk das Edle nur und ausschließlich edel, das Gemeine nur und ausschließlich gemein, das Süße nur süß ... Von allem wird die zehnfache Dosis gegeben". Im Unterschied zum Kunstwerk sei das Kitschwerk eben ein Werk der eher "billigen" Effekte, wenn auch, wie Walther Killy schrieb, gelegentlich im "gehobenen Stil", wo "alles aufgeboten (wird), was gut und teuer ist". Natürlich meint hier "billig" den Geschmack, und "teuer" nur den manchmal übertrieben hohen Preis!"
www.hansschauer.de/html/dir4/ch07s04.html
janna (66)
(26.12.14)
(26.12.14)
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Liebe Janna, nach der wissenschaftlichen Definition von Kitsch (siehe unter Regina) war der von dir geschilderte häusliche Weihnachtsschmuck wahrscheinlich kein Kitsch, weil darin kein Übermaß erkennbar ist. Die von dir erwähnten illuminierten Häuser sind deshalb oft kitschig, weil die Tendenz zur Überteibung deutlich wird und weil die verwendeten Symbole mit dem Kern des Weihnachtsfests, der Geburt Christi, nur entfernt oder gar nichts zu tun haben
Man sollte natürlich auch aufpassen, nicht zu überheblich über andere zu urteilen. Für deine Eltern, lieber Ekki, war das Weinachtsfest in dieser Form offensichtlich wichtig un d deshalb auch richtig. Sie sind mir allemal lieber als Dein persischer Dandy. LG
Danke, Armin. Das Verhalten des Iraners war tatsächlich taktlos bzw. überheblich. Ich hatte ihn ja nicht gebeten, seine Meinung zu sagen.
LG
Ekki
LG
Ekki
Ich stelle mir eine Skala vor die von Kunst bis Kitsch geht, mit zahlreichen Zwischenstufen und ich denke mir, die gleiche Sache wird von verschiedenen Menschen an unterschiedlichen Punkten dieser Skala festgemacht.
Es stellt sich die Frage, gibt es eine objektive Beurteilung.
Weihnachten mag Kitsch sein, oder Tradition oder Teil unser Kultur. Jeder so wie er mag. Manchmal bedarf es des Taktes andere in ihrem subjektiven Verirrung zu belassen.
Herzliche Grüße
TT
Es stellt sich die Frage, gibt es eine objektive Beurteilung.
Weihnachten mag Kitsch sein, oder Tradition oder Teil unser Kultur. Jeder so wie er mag. Manchmal bedarf es des Taktes andere in ihrem subjektiven Verirrung zu belassen.
Herzliche Grüße
TT
Merci, Tasso, so denke ich auch. Man sollte nicht gerade Weihnachten anfangen, die Welt verändern zu wollen.
Herzliche Grüße
Ekki
Herzliche Grüße
Ekki
Gringo (60)
(26.12.14)
(26.12.14)
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Grazie für den Klartext, Gesine.
Liebe Grüße
Ekki
Liebe Grüße
Ekki
Ich bin mir fast sicher, die persische Mutter hätte ihrem Flegel eine Rüge erteilt, hätte sie gewusst, wie er sich im Gastland benommen hat.
Zur Gastfreundschaft gehört doch auch, dass sie vom Gast gewürdigt wird.
Danach erübrigt sich die Frage, was Kitsch ist. Kitsch ist meiner Meinung nach undefinierbar, weil zu subjektiv empfunden.
Gruß, Barbara
Zur Gastfreundschaft gehört doch auch, dass sie vom Gast gewürdigt wird.
Danach erübrigt sich die Frage, was Kitsch ist. Kitsch ist meiner Meinung nach undefinierbar, weil zu subjektiv empfunden.
Gruß, Barbara
Danke, Sanchina, ich könnte mir auch gut einen Verweis von der persischen Mutter vorstellen.
Aber wenn du im thread weiter noch oben schaust, wirst du feststellen, dass Kitsch definierbar ist, jedenfalls in der Literaturwissenschaft. Selbstverständlich gibt es eine Grauzone, innerhalb derer der eine strenger, der andere großzügiger urteilt.
Als unbestrittenes Beispiel für Kitsch innerhalb der Trivialliteratur muss immer wieder Hedwig Courths-Mahler herhalten.
Gruß
Ekki
(Antwort korrigiert am 02.01.2015)
(Antwort korrigiert am 02.01.2015)
Aber wenn du im thread weiter noch oben schaust, wirst du feststellen, dass Kitsch definierbar ist, jedenfalls in der Literaturwissenschaft. Selbstverständlich gibt es eine Grauzone, innerhalb derer der eine strenger, der andere großzügiger urteilt.
Als unbestrittenes Beispiel für Kitsch innerhalb der Trivialliteratur muss immer wieder Hedwig Courths-Mahler herhalten.
Gruß
Ekki
(Antwort korrigiert am 02.01.2015)
(Antwort korrigiert am 02.01.2015)
Die Kritik ist angebracht. Jedoch wird Tradition, die der Tradition willen betreiben wird, immer zu Kitsch. Und das auch leider nur im besten Fall. Inhaltlich ausgehöhlte, sich ständig wiederholende Gewohnheiten sind die Grundlage einer jeder Art von Fundamentalismus.
Doch wenn du 30 Minuten Zeit hast, kannst du dir hier - zumindest im Augenblick noch - einen sehr vergnüglichen und unter der Oberfläche ernsten Blick auf das anschauen, was Tradition wirklich sein bzw. bewirken sollte: Neues aus Büttenwarder - Folge 20: Silvester.
Doch wenn du 30 Minuten Zeit hast, kannst du dir hier - zumindest im Augenblick noch - einen sehr vergnüglichen und unter der Oberfläche ernsten Blick auf das anschauen, was Tradition wirklich sein bzw. bewirken sollte: Neues aus Büttenwarder - Folge 20: Silvester.