Masken. Vertonte Fassung

Sonett zum Thema Veränderung

von  EkkehartMittelberg

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Du setzt neue Masken auf,
andre Rollen zu erproben,
fühlst dem Zwange dich enthoben,
änderst starren Lebenslauf.

Heute bist du Don Juan,
morgen ein verlassnes Kind,
schnell im Wechsel wie der Wind,
handelst du im Maskenbann.

Bringst die Bindung hinter dich,
kreativ im Maskentanz,
wieder winkt ein neues Ich.

Bald erkennst du dich nicht mehr,
austauschbar im Mummenschanz,
anonym im Maskenheer.


(C) Ekkehart Mittelberg, Januar 2015


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Ich danke Steyk herzlich für seine Vertonung.

Mit Masken sind nicht die bei kV üblichen Pseudonyme gemeint

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (09.01.15)
Das Schöne an Masken ist eigentlich der Kontrast zu dem eigenen ich, der Spannungsbogen, der dadurch in einem selbst erzeugt wird. Fällt er weg, ist etwas verlorengegangen, ja, und manchmal auch man selbst...

P.S.: Die schaurige Stimmung der Vertonung gefällt mir sehr!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
Danke für diesen prägnanten Kommentar, Trekan.
Silvi_B (48)
(09.01.15)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 09.01.15:
Grazie, Silvi. Man könnte sich ja für unser Verhalten im Alltag mit dem Ausdruck 'Rollenspiel' begnügen. Aber wie du richtig schreibst, spricht man heute häufiger als früher von Masken. Warum? Wer in einer extrem arbeitsteiligen Gesellschaft Erfolg haben will, glaubt sich kein authentisches Verhalten mehr erlauben zu dürfen. Er versteckt sich hinter einer Maske. Weil die anderen Rollenspieler das wissen, handeln sie ebenfalls wie Maskierte.

LG
Ekki

 Didi.Costaire (09.01.15)
Jetzt auch mit maskuliner Stimme.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 09.01.15:
Merci, Didi. Der Text müsste von seiner Aussage her gleichermaßen gut mit femininer oder maskuliner Stimme gesprochen werden können. Mir gefällt die maskuline Stimme in diesem Falle besser, aber ich kann nicht sagen, aus welchem Grunde.

Liebe Grüße
Ekki
Raven (42)
(09.01.15)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 09.01.15:
Danke, Raven, ich unterschreibe deinen zutreffenden kommentar und möchte ihn noch ein wenig erweitern. Ich denke, dass in der Mediengesellschaft immer mehr Menschen lernen, sich situativ zu verhalten. Das heißt, dass sie sich je nach Redeanlass, Ort und Zeit eine andere Maske aufsetzen, um sich zu schützen. Wer häufig in solchen Situationen agiert, wird zum Wechselbalg und verlernt dabei, wer er wirklich ist.
Es gibt wenige authentische Ausnahmen, die hohe Sympathiewerte erzielen, weil sie sich gleich bleiben. Mir fällt unter den Politikern die Ministerpräsidentin Malu Dreyer aus Rheinland-Pfalz ein.

 Fuchsiberlin (09.01.15)
"Dank" des Internets bekommen "Masken" eine neue Bedeutung. Man sieht sie nicht, und doch sind diese da. Abseits von KV "starb" ein Mensch, um nach Wochen wieder "aufzuerstehen". Ein anderer rühmte sich "reich" zu sein, und entpuppte sich als armer Schlucker. Im Internet existieren dann teilweise die Online-Masken.

Dann gibt es noch, fern vom Zirkus, "den lachenden Clown mit den traurigen Augen". Eine andere Form einer Maske.

Liebe Grüße
Jörg

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 09.01.15:
Jörg, du sprichst von den Online-Masken im Internet. Wer an Kunst interessiert ist, hat dafür viel Verständnis, dass sich Autoren hinter Masken erproben, wenn sie wie Theaterschauspieler zu erkennen geben, wer sie sind. Das mindert die Faszination ihres Spiels keineswegs.
Die Maskierungen finden jedoch ihre ethisch vertretbare Grenze, wenn sie von nur einer Person benutzt werden, um unter dem Anschein der Beteiligung vieler unterschiedlicher Personen andere herabzusetzen oder mit dem gleichen Anschein sich selbst zu erhöhen. Das ist der Grund, warum alle Internetplattformen mehrere Masken einer einzigen Person nicht zulassen.

Der lachende Clown mit den traurigen Augen ist eine von vielen geschätzte Maske

Liebe Grüße
Ekki
Gringo (60)
(09.01.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
"Wenn ich Dich richtig verstehe, Ekki, sind die Masken jene starren Rollen- und Persönlichkeitsbilder, jederzeit beliebig austauschbar, aufgesetzte Scheinpersönlichkeiten, die wenig oder gar nichts mit der Person zu tun haben."

Ja, Gringo, du hast mich bezüglich des negativen Maskenaspekts ganz richtig verstanden.
Wer jedoch nie Masken erprobt, der erstarrt auch in den unvermeidlichen Rollen des Lebens.

"Meine Frage: Könnte es nicht sein, dass mancher sich auch darin selbst erkennen mag, nicht er selbst zu sein?"

Das Motiv ist weit verbreitet. Aber wer zu diesem Ziel ausschließlich Masken benutzt, wird scheitern, weil man sein Selbst zwar verändern, aber nicht grundsätzlich beseitigen kann.

Zur Authentizität meiner Stimme: Mir gefällt die von Stefan (Steyk) zwar sehr gut, aber ich bin sicher, er hätte mir vorgeschlagen, selbst zu sprechen, wenn wir so eng beieinander wohnten, dass das praktikabel wäre.
Generell kommt es aber wohl nur sehr selten vor, dass Autoren ihre eigenen Gedichte sprechen.

Mit Dank und angeregten Grüßen
Ekki
Steyk (61)
(09.01.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
Lieber Stefan

deine Vertonung und Verbildlichung meines Textes geben mir Gelegenheit, dazu etwas Grundsätzliches zu sagen:
Seit der Klassik und Romantik, die immer wieder die Synästhesie, das heißt, das Zusammenwirken aller Künste, anstrebten und es nur ganz selten erreichten, ist eben dieses Zusammenspiel von Text, Vertonung und Bild die Sehnsucht aller Künstler geblieben.
Sie erreichten es fast nie, weil es ihnen an den technischen Voraussetzungen fehlte. Es ist ein Glücksfall für "keinVerlag", in Dir jemanden gefunden zu haben, der scheinbar mühelos und auf gleichem Niveau seine eigenen Texte und die einiger Freunde schreibt, vertont und ins Bild setzt.
Ich glaube, dass die meisten Leser hier nicht in vollem Umfang ermessen können, wie viel man gelernt haben muss, um dazu in der Lage zu sein.
Aber es sind nicht nur deine genialen Fähigkeiten, die ich hier einmal würdigen möchte, sondern auch deine Bescheidenheit, die umgekehrt proportional zu der Goßartigkeit deiner Leistung ist.

Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (09.01.15)
Suche gerade nach meiner Maske für morgen. Gern gehört. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
Danke, Armin. Wenn du heute ohne bist, hast du es lange maskenfrei durchgehalten.

LG
Ekki

 niemand (09.01.15)
Ich lese Dein Gedicht als das eines Menschen, welcher sich dank seiner Maskierung ausleben kann. Ich stelle mir da grade einen ein wenig feigen Menschen vor, welcher sich etwas nur traut, wenn er in Verkleidung agiert. Und ich lese auch eine gewisse Kritik heraus, besonders in der Zeile "bald erkennst du dich nicht mehr", was zweifelsohne stimmt, denn eine fortdauernde Maskierung gleicht einem Schauspieler, welcher in seinen Rollen dermaßen aufgeht, dass er seine eigentliche Person im laufe der Zeit nicht nur vernachlässigt, sondern auch irgendwie verlieren kann.
Aber eine Maske hat noch eine nicht von der Hand zu weisende Eigenschaft und zwar sie kann schützen, schützen und zwar äußerst sensible Personen, welche durch ihr verletzliches Wesen sehr häufig von nicht so Sensiblen als Angriffsfläche benutzt werden, sprich sie werden zum Opfer auserkoren. Hierbei kann eine Maske schützen, der mögliche Schlag geht nicht mitten ins echte Gesicht, sondern wird von der Maske quasi abgefedert.
Der Betreffende verliert sein Gesicht nicht dabei, sein echtes nicht ... dies natürlich seelisch betrachtet und nicht körperlich, wie auch die Maske keine aus Pappmaschee
ist Das wäre so, zumindest für mich, die positive
Seite einer Maskerade. Mit herzlichen Grüßen, Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
Merci, Irene. So ist es. Die Benutzung von Masken ist ambivalent. Wer freilich nicht mehr ohne Maske zu leben vermag, kann sich selbst und die Orientierung verlieren.

 irakulani (09.01.15)
Solange man selbst noch weiß, wer sich hinter der Maske verbirgt, ist es ein Spiel. Wenn hier die Grenzen zu verschwimmen beginnen, beginnt die Gefahr. Im Alltag sind wir selten ganz ohne Maske, - viel zu sehr versuchen wir den Rollen zu entsprechen, die man von uns erwartet.
Nur wenigen Menschen muten wir uns "nackt", unmaskiert zu - und mal ganz ehrlich, es gibt auch nicht allzu viele Menschen, die das gut aushalten können, oder wie siehst du das, lieber Ekki? Solche um uns zu haben bewahrt uns davor, Schaden zu nehmen.

Herzliche Grüße,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
Grazie, Ira. Man kann auf Masken hereinfallen, wenn man nicht weiß, wer sich dahinter verbirgt, eine Gefahr, die im Internet gegeben ist. Im nicht virtuellen Alltag sehe ich sie weniger, weil man bei persönlichen Begegnungen leichter entdecken kann, ob sich jemand zu stark mit einer Rolle identifiziert.
Mir geht es auch so, dass ich einen völlig unmaskierten Verkehr nur mit Freunden pflege, die das ertragen können. Das beginnt schon damit, dass man den Rahmen der political correctness verlässt. Du hast Recht damit, dass man Schaden nimmt, wenn man es nicht mehr kann. Man wird fremdbestimmt, maskenbestimmt.

Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (09.01.15)
Eine rundum gelungene Collage aus Text, Ton und Bild!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
Merci, Tasso, das freut mich (und bestimmt auch Stefan)

Herzliche Grüße
Ekki
Scrag (28)
(09.01.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.15:
Da kann ich nur sagen: Spontane Eingebungen treffen manchmal den nervus rerum. Danke, Markus.

LG
Ekki
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