Stefan Zweigs Erinnerungen

Sonett zum Thema Erinnerung

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Sonette auf berühmte Dichter und Philosophen

Die Welt von Gestern*, nie wird sie verschwinden,
und Rilkes Klänge werden nicht verwehen,
dein Kunstsinn wird Epochen überstehen,
dem Erzähler wird man Kränze winden.

Du hast den Wandel von der Monarchie
zum Dritten Reich in Lebensqual geschildert
und die Verrohung eindrücklich bebildert,
den Untergang der großen Sprachmagie.

Europas Humanismus brach in Scherben,
zertrümmert wurde deine Vision.
Du sahst, wie Bücher brannten, und das Sterben.

Dein Werk jedoch spricht der Vernichtung Hohn,
wir lesen höchste Sprachkunst, deine Erben,
es grünt des Lorbeers Zweig, dein schönster Lohn.

• In dem teilweise autobiografischen Werk "Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers“ beschreibt Stefan Zweig seine Lebensgeschichte als Geschichte seiner Generation in einer humanistisch geprägten bürgerlichen Welt der Kunst, die durch zwei Weltkriege, insbesondere durch die kulturelle Barbarei des Nationalsozialismus, zerstört wurde. Für den literarisch Interessierten sind die lebendig geschilderten Begegnungen Zweigs mit den größten Dichtern seiner Zeit, zum Beispiel mit Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannstahl, Romaine Rolland, Émile Verhaeren, Arthur Schnitzler, James Joyce und Maxim Gorki besonders reizvoll. „Das Buch entstand kurz vor Zweigs Tod in den letzten Jahren (von 1939 bis 1941) seines Exils und erschien postum 1942 im Bermann-Fischer Verlag AB in Stockholm.“ (Wikipedia)





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Kommentare zu diesem Text


 Mondscheinsonate (21.08.24, 05:46)
Hier steht fast jedes Werk von Zweig und ich hege es und pflege es, der Meister der Erzählung.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.24 um 08:32:
Das freut mich. Dieser Kosmopolit brauchte das Fluidum Wiens.

 plotzn (21.08.24, 09:14)
Servus Ekki,

Stefan Zweigs Schachnovelle war einer der wenigen "Klassiker", die mich als Jugendlicher (begeisterter Schachspieler) fasziniert haben. In der Schule war mir der Deutschunterricht und insbesondere die Gedichtinterpretation eher Last denn Freude. Das hat sich zum Glück geändert.

Mit Deinem Sonett hast Du wieder mal einem der Großen ein würdiges Denkmal gesetzt.


Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 21.08.24 um 10:48:
Merci, Stefan, du hast eine der besten Erzählungen Zweigs erwähnt. Ich halte mich zurück, in der Hoffnung, dass Kommentatoren noch von der Lektüre anderer Meisterwerke berichten.

Liebe Grüße
Ekki

 Saira (21.08.24, 09:23)
Moin lieber Ekki,
 
dein Sonett ist eine wundervolle Würdigung für diesen großen Dichter und Philosophen.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 21.08.24 um 11:35:
Vielen Dank, Sigi. Soweit ich sehe, wurde Stefan Zweigs poetische Kompetenz nie in Frage gestellt. Jedoch war er in seiner Jugend dem Exhibitionismus verfallen. Laut Wikipedia hat er die Krankheit überwunden. "Gemäß dem Bonner Psychiater, Gerichtspsychiater und Medizinhistoriker Dieckhöfer zeichnete sich das Phänomen des Exhibitionismus für den Dichter Zweig „letztlich als flüchtiges Durchgangssyndrom werdender charakterlicher Reifung […] inmitten einer kulturell sexualfeindlichen, leibfeindlichen Umwelt“ ab, wobei sich schließlich „ein gesundes Wohl-und-Wehe“ durchsetzte." (Wikipedia)

Herzliche Grüße
Ekki

Antwort geändert am 21.08.2024 um 11:36 Uhr

 harzgebirgler (21.08.24, 10:14)
hallo ekki,

als schriftsteller ragt er durchaus hervor
und überragt noch heut manchen autor.

beste grüße
henning

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 21.08.24 um 11:43:
Gracias, Henning,

mit seinem stilistisch variablen, gefälligen klassizistischen Stil konnte Stefan Zweig unter Literaten viele Freunde gewinnen. Man muss freilich einschränken, dass er auf stilistische Experimente verzichtete.

Beste Grüße
Ekki
Thal (44)
(21.08.24, 10:25)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 21.08.24 um 11:46:
Das stimmt zwar, Thal. Aber inwiefern tragen heutige Umwälzungen zum Verständnis Stefan Zweigs bei?
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