Ein Freund der Nacht

Sonett zum Thema Romantik

von  EkkehartMittelberg

Der Tod hat seinen Schrecken ganz verloren,
wir schweben jede Nacht auf seiner Grenze,
genießen immer neue Lebenslenze,
die du in „Hymnen an die Nacht“ beschworen.

Vermählt sind Wissenschaft und Poesie,
Romantik-Zauber ruht in „Ofterdingen“
„Gemütserregungskunst“ verleiht ihm Schwingen,
vereinigt Mensch/Natur zur Harmonie. 

Beim Studium hast du nichts ausgelassen,
dem Bergbau ganz besonders zugewandt,
das Salz des Lebens schürfend zu erfassen.

Der Liebe irdisch Glück blieb dir verwehrt,
die junge Sophie musste dich verlassen,
du folgtest ihr sehr früh und hoch geehrt.

 Mai 2017





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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (05.09.24, 06:12)
Ja, lieber Ekki,

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg lebt fort und fort.

Mir selber bedeuten die Romantiker, mit Ausnahme von E.T.A. Hoffmann, allerdings weitaus weniger als noch in jüngeren Jahren. Das ändert natürlich nichts an der Qualität ihrer Werke. ;)

Mittlerweile bevorzuge ich das eher Schlichte.

Herzliche Grüße
Piccola

 Traumreisende meinte dazu am 05.09.24 um 06:52:
bin froh, dass Achter schon hier war... ich hätte googln müssen:-)

Gibt es eigentlich eine Sammlung? : "Laudationes im Klang"

wieder sehr schön
Liebe Grüße

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 05.09.24 um 12:16:
Liebe Piccola.
ich vermute, dass viele heutige Leser nur noch wenige Texte der Romantiker kennen und sich deshalb zu ihrem Stil nicht äußern können. Darum stelle ich hier zwei bekannte Gedichte vdon Novalis (Friedrich von Hardenberg) vor:

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die ewgen Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort. [2]


Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt.

Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel
Seitdem mir wie ein Traum verweht,
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüte steht.
Herzliche Grüße
Ekki

Antwort geändert am 05.09.2024 um 12:24 Uhr

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 05.09.24 um 13:46:
Merci, Traumreisende,
ja, es gibt eine Sammlung meiner Sonette auf berühmte Dichter:
Ekkehart Mittelberg: Sonette über Dichter und zum Thema Leben. Kirchheim: Verlagshaus Schlosser 2020.

 harzgebirgler (05.09.24, 07:33)
:) :) 
hallo ekki,

die blaueblume im "ofterdingen"-fragment
ist als romantisches symbol seitdem präsent.

lg
henning 

 

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 05.09.24 um 13:52:
Gracias, Henning, die blaue Blume, das Symbol der Romantik schlechthin, spielte auch eine Rolle in den Liedern der Wandervogel-Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel:
"Es blüht im Walde tief drinnen die blaue Blume fein,
die Blume zu gewinnen ziehn wir ins Land hinein.
Es rauschen die Bäume, es murmelt der Fluß,
und wer die blaue Blume finden will, der muß
ein  Wandervogel sein."

Beste Grüße
Ekki

 Saira (05.09.24, 12:46)
Hallo Ekki,
 
Novalis, wie er sich nannte, prägte die Frühromantik und das, obwohl er bereits mit 28 Jahren verstarb. So, wie ich lesen konnte, widmete er sich nur 4 Jahre seines Lebens dem Schreiben, mehr Zeit hatte er leider nicht. Er studierte unter anderem Biologie und Rechtswissenschaften. Ein ausgesprochen kluger Mann, der kein Glück in der Liebe hatte, da auch die Frau seines Herzens bereits sehr jung starb.
 
Über deine Huldigung in deinem anspruchsvoll ausgearbeiteten Sonett hätte er sich bestimmt gefreut.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 05.09.24 um 17:16:
Grazie Sigi,

mit deinen Hinweisen auf wichtige biographische Ereignisse und Werke schaffst du immer wieder Hintergrund für meine Sonette.
Was für viele Romantiker gilt, trifft auf Hardenberg besonders zu: Er war als Mitglied des Salinendirektoriums sehr tüchtig in seinem Berufe: "Ab Pfingsten 1799 arbeitete Novalis wieder in der Lokalsalinendirektion und wurde bereits im Dezember desselben Jahres zum Salinen assessor und Mitglied des Salinendirektoriums ernannt. In dieser Funktion trug er zur Erschließung der Braunkohlelagerstätten in der Gegend um den heutigen  Tagebau Profen bei, da Braunkohle als Heizmaterial für die Salzpfannen der Salzwerke in  Artern Dürrenberg und  Kösen benötigt wurde." (Wikipedia)
Seine Ästhetik gilt mehr oder weniger für alle Romantiker: "Novalis formuliert eine neue Ästhetik, die sich nicht mehr an der Nachahmung der Natur orientiert. Ausgehend von  Kant und  Fichte überträgt er den Produktionsbegriff der Philosophie auf die Ästhetik und formuliert sie um in eine Produktionsästhetik: „Kunst – Fähigkeit bestimmt und frey zu produciren“ (HKA (= Historisch-kritische Ausgabe) II, S. 585). Das führt zum Entwurf einer autarken Einbildungskraft/Fantasie. Novalis fragt: „Giebt es eine Erfindungskunst ohne Data, eine absolute Erfindungskunst“? (HKA III, S. 388). Er kommt zu dem Schluss: „Die Einbildungskraft ist der wunderbare Sinn, der uns alle Sinne ersetzen kann und der so sehr schon in unserer Willkür steht“ (HKA II, S. 650). Novalis definiert die neue Produktionsästhetik auch durch den „umgekehrten Gebrauch der Sinne“ und illustriert dies an dem Musiker: „Der Musiker nimmt das Wesen seiner Kunst aus sich – auch nicht der leiseste Verdacht von Nachahmung kann ihn treffen“ (HKA II, S. 574). Ähnliches gilt für die Malerei und die Poesie. Diese Entdeckung führt über den englischen Romantiker  Coleridge und seinen Begriff der „Imagination“ zu  Charles Baudelaires „Imagination créatrice“ sowie in die moderne Malerei und Literatur im 20. Jahrhundert. [7] Die romantische Ästhetik ist dementsprechend eine imaginative Konstruktionslehre: Sie „romantisirt“ die Welt, indem sie einen neuen Sinn „construirt“ und ein niederes Objekt mit einem höheren Sinn verbindet und den höheren Sinn mit dem Diesseits synthetisiert (HKA II, S. 545)."
Herzliche Grüße
Ekki

 Aron Manfeld (05.09.24, 16:20)
In meiner Hesse Phase hatte ich ihn auch gelesen, den Novalis, lieber Ekkehart, doch blieb es beim Marx-Urteil: Reaktionärer Bockmist.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.09.24 um 17:22:
Hallo Aron, Hardenberg romantisierte die Welt, die Marx entromantisierte.  Kein Wunder, dass Marx von dem mystischen Romantiker nicht viel hielt.

 Teo (05.09.24, 16:20)
Hi Ekki,
Wie du uns das Leben von Künstlern der Vergangenheit in einem formvollendeten Reimgerüst nahe bringst, ist schon etwas Besonderes.
Immer wieder eine geglückte, repekt- und liebevolle Erinnerung.
Es grüßt 
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.09.24 um 17:34:
Vielen Dank für deine anerkennenden Worte, Teo. Ich weiß, dass meine Sonette nicht frei von metrischen Schwächen sind, aber es ist immer wieder spannend, sich in die Biographien bedeutender Dichter zu versenken, um herauszufinden, was besonderer Beachtung würdig ist.
LG
Ekki

 eiskimo (05.09.24, 17:34)
Man lernt bei Dir viel dazu. Inhaltlich und was die Poetik angeht.
Gerne mehr!
Eiskimo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.09.24 um 17:36:
Vielen Dank, Eiskimo.
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