Irritiert kehrte ich nach Hause zurück und recherchierte. Im Internet stieß ich auf die Seite Auffällig.de und über einen Link auf: Ist es Demenz?.de. Ein paar Merkmale hatten Wiedererkennungswert. Doch war die wortkarge Art meines Vaters Demenz? Wenn ihm etwas nicht passte, schwieg er auch früher schon. Ganze Schweigewälle taten sich zwischen Mutter und ihm auf, wenn es kriselte. Und das tat es eigentlich immer.
Ich würde einen Fotoapparat kaufen müssen, wenn ich mich ein weiteres Mal mit Vater treffen würde. Wenn.
"Das ist dein Großvater!", würde ich Paul, meinem Kind, sagen und die Photos vor ihm aufblättern. "Er züchtete Insekten und konnte das Wetter erriechen. Die Haarfarbe hast du von ihm. Er hatte blonde Haare, grüne Augen, hohe Wangenknochen und ein großes Loch im Rücken. Das Loch stammte aus dem Krieg. Ein Granatsplitter hätte Opa fast getötet, doch Opa, der Held, wurde aus Russland ausgeflogen und hat überlebt. Ist das nicht toll?
Dein Opa hat dich von deinem ersten Atemzug an geliebt, und würde er jetzt noch leben, wäret ihr ein Herz und eine Seele."
Das könnte ich sagen, wenn der Großvater dann schon tot wäre. Jetzt war alles schwieriger. Er lebte, und wie sollte ich die Mär von der Zuneigung verwirklichen? Warum wollte ich "Opa" nochmal besuchen?
Zwei Tage später erhielt ich von "Opa" eine Postkarte. Das Motiv war ein großer Elefant. Er lud mich ein, mit ihm in den Zoo zu gehen.
"Die Natur ist auch für dich gut!", stellte er fest, als ich ihn anrief und ein weiteres Treffen zusagte.
15 Minuten vor der verabredeten Zeit kam mir eine wankende Gestalt entgegen.
"Guten Tag, Vater! Schön, dass wir uns wiedersehen.", sprach ich ihn an.
Ich hakte mich bei ihm unter und er schüttelte mich nicht direkt ab, doch schien ich die nächsten Meter mit einem Roboter zu laufen.
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