Januskopf

Brief zum Thema Wirklichkeit

von  LotharAtzert

"Nicht Yoga-Veda mehr soll mich lehren, noch Atharva-Veda, noch die Asketen, noch irgendwelche Lehre. Bei mir selbst will ich lernen, will ich Schüler sein, will ich mich kennen lernen, das Geheimnis Siddharta"
Hermann Hesse

Hallo M.
Nachdem wir ein wenig über Montaignes Ansichten plauderten, die du ins Spiel brachtest, als Beispiel gedacht gegen meine Art und ich dir sagte, daß hier wohl ein Grundirrtum vorläge, ich auch ein paar Beispiele nannte, zogst du gekränkt von dannen. So bleibt mir nur dieser Weg des neuerlichen Veröffentlichens, denn ich halte eine diesbezügliche Klärung für unumgänglich, mache sie auch gern alleine, so ist das nicht. Hierzu noch einmal Montaignes Worte, um die es geht:

„Daher behauptet auch die Heilkunde, sie habe von jeher die Erfahrung zum Prüfstein ihres Verfahrens gemacht. Also hatte Plato recht zu sagen, ein wahrer Arzt müßte notwendig erst alle Krankheiten, die er heilen wolle, selbst gehabt haben … . Wirklich, nur einem solchen würde ich mich anvertrauen. Denn die anderen führen uns wie jener, welche Meere, Klippen und Häfen auf den Tisch hinmalt, an welchem er sitzt, und das Modell eines Schiffchens in aller Sicherheit herumspazieren läßt. Bringt ihn zur wirklichen Tat, so weiß er nicht, mit welcher Hand er angreifen soll.“

Die Erfahhrung zum Prüfstein:
"Also hatte Plato recht zu sagen, ein wahrer Arzt müßte notwendig erst alle Krankheiten, die er heilen wolle, selbst gehabt haben."
Nun behauptetest du, daß die Wissenschaft seit damals große Fortschritte gemacht habe, nicht zuletzt durch das Sezieren des menschlichen Körpers, was ja lange als Blasphemie usw. usf. galt und wunderst dich über meine Bemerkung, daß mich das, bezogen auf den Text, nicht interessierte. Ja mehr noch - du zweifelst im weiteren Fortgang an meinem Verstand.
(Zwischenbemerkung: Fortschritt ist nicht gleich Erfahrung)
Mich interessiert die Erkenntnis Montaignes, die er bei Plato bereits vorfand: die Erfahrung nämlich am eigenen Körper, der eigenen Seele, des eigenen Geistes (bei sich selbst). Das heißt nichts anderes, als wenn ich selbst eine Krankheit habe und diese heile, dann - und nur dann! - bin ich bei Plato, Montaigne, Döbereiner und den Wenigen, die ich zur Geistesfamilie zähle) Wer hier anderes behauptet, der irrt. Die Erfahrung, um die es hier geht, bezieht sich nicht auf die am Objekt gemachte, die "nur" eine äußere bleibt, dh. sie ist funktional und einzig auf die Causa materialis bezogen, während das, was ich an und in mir selber erfahre, tiefer, wesenhafter, wirklicher und somit spiritueller ist. Der Arzt, so heißt es klar und deutlich, muß es an sich selbst erfahren haben.

Ich kenne das Argument, das hierauf folgt, weil es zwangsläufig immer folgt: man hätte ohne das Aufschneiden menschlicher Leiber - (was übrigens schon vor Jahrtausenden geschah, auf jedem Schlachtfeld gab es Gedärme zu bestaunen und so herrschte nie ein Mangel an Leichen) nicht einmal den Blinddarm entdeckt, ihn folglich bis heute nicht zu heilen verstanden. Das ist der so genannte Fortschrittsglaube: man schreitet fort bis zur Vernichtung des planetarischen Lebens.

Schon aus vedischen Zeiten ist der stoffliche Teil bestens bekannt. Freilich kennt der westliche Mensch die Veden bis heute nur in geringen Teilen, hat mit Ach un Krach was von Ayurveda gehört, aber nichts von den Chirurgen, die am offenen Schädel operierten. Schon damals wurde die Ansicht Platos, Montaignes und alle, welche die Erfahrung am eigenen Leib machten, als die des wahren Heilers angesehen, der Rest war schon immer Kali Yuga und Wissenschaft - Not trifft auf Elend.


Anmerkung von LotharAtzert:

Kommentar von Ätzleser: wann hält dieser W****'r endlich die Klappe. Gesabber ...

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