Besuchszeit

Alltagsgedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  niemand

Wir sitzen da und tun recht vertraut -
doch während dein Auge in meines schaut,
springt durch den Kopf mir die alte Frage:

Was ich wohl tun muss
und was ich sage?


Dein Sprechen von Sonne,
mein Reden vom Wind,
zeigt, wie verwandt wir doch beide sind.

Ich möchte fliehen,
du willst nach Hause -
die Kaffee-Tasse
willkommene Pause.

Ihr letzter Tropfen schwindet im Schlund.
Du sprichst
„Ich gehe“ und nennst einen Grund.
Ich sehe dein Regen und rufe:
“Bleib!“
[und bin dagegen mit Seele & Leib]

Rasch drückst du die Klinke,
die Schritte hallen -

ich winke
und höre zwei Steine fallen.

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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (21.09.21)
Liebe niemand,
ein gutes Gedicht, flüssig und wie immer hohe Qualität. Die Steine plumpsen bei mir auch öfters. Es gibt halt Menschen, da fällt Kommunikation schwer.

Abendliche Grüße
Alma Marie

 niemand meinte dazu am 22.09.21:
Es gibt in der Tat Menschen mit denen läuft ein Gespräch wie geschmiert, dann wiederum und davor fürchte ich mich ziemlich, sind die, bei denen ich jeden Moment denke: Gott, was sage ich jetzt. Und solche wollen auch noch kurzweilig unterhalten werden, ohne hierzu selber etwas beizutragen. Ich habe eine Nachbarin, die sagt "Guten Tag" und wartet und guckt mich an, und wartet ... Aber was soll man da nur sagen. Ich bin doch kein Animator Im Übrigen geht das besonders bei Verwandtschaft so vor sich. Wenn meine Mutter mich mal besucht hat, dann war das eine Szene für Loriot [wollte man das satirisch betrachten] für mich war das allerdings eine Tortur. Ich war froh, wenn sie wieder weg war.
Mit liebem Dank Dir und lieben Grüßen zurück, Irene

 AchterZwerg (22.09.21)
Den Schein zu wahren, ist zuweilen der einzige Grund, miteinander zu kommunizieren. Das ist mir aus sog. gutnachbarlichen Beziehungen bekannt.
Hier will jedes Wort überlegt sein.
Je älter ich werde, desto seltener tue ich mir derlei allerdings an. Allein schon wegen der Zeitverschwendung.

Du hast das Dilemma einleuchtend dargestellt und den Lesern hinreichend Interpretationsspielraum gelassen.

Respektvolle Grüße
der8.
Agnete (66) antwortete darauf am 22.09.21:
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 niemand schrieb daraufhin am 22.09.21:
Ich versuche mich auch zu drücken, wo ich nur kann
Manchmal, besonders im Hausflur, ist das echt schwierig.
Das geht schon so weit, dass ich bevor ich das Haus verlasse,
meine Tür öffne und zu lauschen, ob da wohl jemand die seine öffnet [ich weiß, Loriot] Man ist irgendwie gefangen in diesem Dilemma.
Mit liebem Dank für Dein Kompliment, welches mich sehr
freute! und lieben Grüßen zurück, Irene
Agnete (66) äußerte darauf am 22.09.21:
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 plotzn (22.09.21)
Besuchszeit klingt nach Krankenhaus oder Altenheim, Irene, aber vielleicht fasse ich damit die treffend beschriebene Stimung aus Anstands-/Pflichtbesuch und erzwungene Konversation zu eng.

Es trifft auf noch weitaus mehr Situationen im Leben zu.

Liebe Grüße,
Stefan

 niemand ergänzte dazu am 22.09.21:
Nee, nee, das ist purer Alltag, lieber Stefan. Im Krankenhaus ist das allerdings noch schlimmer. Da fühlt man sich dem Kranken besonders verpflichtet, will ihn ja nicht kränken und abhauen kann man da auch nur schwerlich, wenn man grade gekommen ist
also "blubbert" man drauflos und schielt zur Tür und hofft aufs
Beste, so oder so ... Mit liebem Dank Dir und lieben Grüßen zurück, Irene
Agnete (66)
(22.09.21)
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 niemand meinte dazu am 22.09.21:
Das Gedicht würde mich interessieren, liebe Monika, da es zur Thematik voll passt. Wenn Du kannst, stell es ein, oder hier darunter. Bin mal gespannt. Mit Verwandten hatte und habe ich es auch nicht so Mit einer Tante war das kein Problem, mit der konnte ich ehrlich sprechen, ehrlich und flüssig [Seelenverwandte]
ansonsten .... Mit liebem Dank und lieben Grüßen zurück, Irene
Agnete (66) meinte dazu am 22.09.21:
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 nadir (22.09.21)
der anfang ist ok, gegen ende wird es dann ganz großes kino!

 niemand meinte dazu am 22.09.21:
Jeder Anfang ist immer ein wenig erträglicher als das Ende
Man hofft da noch, daher war es im Gedicht auch so beabsichtigt.
Mit liebem Dank, grüßt Dich niemand
pat (36)
(29.09.21)
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 niemand meinte dazu am 01.10.21:
Mit der "Maschine" meinst Du sicher das Smartphone, wenn ich nicht täusche, oder ist eine Maschine im Krankenhaus gemeint?
Im ersten Fall wäre man selber schuld, im zweiten Fall ist man der Maschine ausgeliefert und kann sich quasi nicht wehren.

Aber eigentlich meine ich hier das Kommunizieren zweier
sich innerlich total Fremder, die unter umständen verwandt sind,
oder zumindest bekannt. Das Gespräch gelingt nicht, mache man was man wolle

Mit liebem Dank und Grüßen, niemand
pat (36) meinte dazu am 02.10.21:
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