Nicht mal Selbst- Mord ist eine sichere ART zu sterben (Romanauszug)

Gedanke zum Thema Abschied

von  alter79


Wir werden ein wenig zu wild geboren und heilen die gärenden Fieber durch Tränke von bitterer Art.

Afrikanische Spiele - Ernst Jünger

Ich bin auf der Spur eines Bekannten. Nennt sich Angst. Abschied. Tod. Und Teufel. Kommt, wann er will. Sagt er; zudem ist er potthässlich. Nicht nur wegen seinem Bocksbein. Stinkt aus dem Maul nach Schwefel. Man ekelt sich vor ihm. Du übertreibst wie immer maßlos, sagt er, ich bin Pan. Und alle lieben mich. Erzähl keine Scheiße, du bist der Teufel, handelst mit Drogen - und alle hassen dich. Du weißt nicht, was mir aus den Lenden wächst, was? Doch, doch. Eine Schlange beachtlicher Größe. Na siehst du. Also ... Also - was? Der Teufel hat das nicht - und einen Klumpfuß.
Gute Tarnung. Dann bist du also so was wie ein Prototyp? Dein Huf der Ferrari unter den Tierpfoten. Und deine Hörner sind welche von Red Bull, was? Okay, Schlaumeier, sagt er. Ende Gelände! Doch wenn du mich verrätst, bist du tot. Geh zum Teufel, Alter!
Guter Tipp, sagt er, eine Hälfte von dir gehört mir ja schon.
Dazu qualmt er wie ein Schlot. Säuft unmäßig. Spritzt H. Frisst Seelen. Herzen. Und ich weiß, das wird noch böse enden. - Auch weil mir mit ihm die Zukunft abhandenkam; die mit dir. Unsere körperliche Liebe. Der gottvolle Sex, den wir hatten. Dieses wahnsinnige Spektakel. Einst.

Nichts ist sicherer als der Tod, hast du gesagt. Eine Spritze aufgezogen und Feelings gespielt. Deinen Lieblingssong; der kam noch vor Björgs Gloomy Sunday. Da lagen wir schon im Sterben. Und du immer wieder - Feelings! Nichts anderes. Gefühle gespielt. Wie Leidenschaft. Und Liebe. Auch deshalb versuche ich meine Empfindungen für dich zu vergessen. Deine Tränen zu ignorieren. Dein Gesicht. Das ...
Gefühle, sagt sie, Liebe. Mein ganzes Leben lang werde ich fühlen, lieben.
Doch ich, sage ich dagegen, wünschte, ich hätte niemals eine Lügnerin wie dich getroffen.
Ich weiß, du wirst nie wiederkommen, weint sie weiter. Niemals mehr werde ich dich fühlen.
Gefühle für dich? Sage ich, - als wenn ich die nicht schon vor Jahren verloren hätte. Und trotzdem tust du so, als wenn ich dich noch in meinem Herzen tragen würde.
Gefühle, sagt sie.
Vergiss es. Es ist aus. - Vergiss mich endlich, sage ich. Ich will dich nicht mehr.
Ich bitte dich, sagt sie, ich flehe dich an - geh nicht.
Zu spät. Ich bin schon längst fort. Und du nimmst den Song mit. Feelings. Ich kann das nicht mehr hören.
Nun, es gibt auch Vögel, die sich ihr Federkleid mit einem giftigen Tausendfüßler abreiben, weil dadurch die Parasiten verscheucht werden. Und auch dem Menschen bleibt oft nur der Kampf um Liebe, Leben und Tod mit allen Mitteln; weil der Mensch nämlich schlecht ist. Grausam und kalt. Leid und Schmerz anrichtet. Behauptet sie.
Auch deshalb habe ich ihr, wo sich ihre Lippen vereinigen, beidseitig die Gesichtshaut aufgeschlitzt. Und ich tat es aus Lust. Aus Wut und Rache. Und. Damit sie endlich ihr blödes Maul hält. Allerdings hat sie die Verletzung als Erlösung erlebt; auf das die unsere Beziehung heilen möge, sagt sie. Wie auch ihre rot geweinten Augen. Damit der Rasen neu ergrüne. Die Därme, die Lungen, die Leber, das Herz - auf die nun das Tageslicht scheint. Wie durch all die anderen Öffnung ihres Körpers. - Denn all das, was mit Gefühlen wie Liebe zu tun hat, ist über die Dauer lediglich tricksen und täuschen. Also frei von jeglicher Ehre und Logik. Von Sinnhaftigkeit. Besonders, wenn der Himmel voller Geigen hängt, wie man so sagt. - Was erst spektakulär erscheint, wenig später aber einem knietiefen Morast gleicht, der nichts als Chaos und Kampf bedeutet. Wie wenn der Schmetterling sich zur Raupe retour entwickeln würde. Ich mich zum Fürsten der Finsternis küre, dem es einzig um Lust im Prinzip geht.



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