Den Menschen dienen

Sonett zum Thema Lebensbetrachtung

von  EkkehartMittelberg

Gerechtigkeit war dir das höchste Ziel.
Du wolltest freie Menschen um dich haben,
zu schwer der Weg, Leibeig’ne zu begaben:
Die Widerstände wurden diffizil.


In Spiel und Müßiggang beinah verloren,
            
bist du mit „Krieg und Frieden“ auferstanden.
Geschundene dort Trost und Glauben fanden,
wie Gleichberechtigte durch dich geboren.

Hast Bildung in das letzte Dorf getragen*,
mit Nächstenliebe und Gewaltverzicht
geteilt das Leid der Bauern - ohne Klagen.

Verhindert hat es Kirchenbannstrahl nicht.
Doch du verschenktest, ohne zu verzagen,
dein Werk der Welt, gabst „Auferstehung“ Licht.

                 Juni 2012




Anmerkung von EkkehartMittelberg:

*Tolstoi war mit seinen Lesebüchern auch ein sehr erfolgreicher Pädagoge. Sein 1872 erstmals erschienenes Schulbuch für die Grundschule „Alphabet“ hatte eine Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren und beeinflusste die Reformbewegungen in Freien Schulen.






Anmerkung von EkkehartMittelberg:

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (10.12.23, 01:36)
Seine Frau Sofja hat in einem eigenen Buch, "Eine Frage der Schuld", ihren Mann in einem anderen Licht dargestellt.
(Noch in hohem Alter hat er sie aus Eifersucht in der Öffentlichkeit geschlagen.)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.12.23 um 02:06:
Wird die Darstellung seiner Frau von anderen bestätigt?

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 10.12.23 um 02:58:
Ich habe mich inzwischen selbst kundig gemacht. Tolstoi hat tatsächlich seine Frau sehr schlecht behandelt. Es gab jedoch auch Phasen von Fürsorge und Zärtlichkeit.
 Krieg und Frieden in Leo Tolstois Eheleben: Warum er ein furchtbarer Ehegatte war - Russia Beyond DE (rbth.com)

 Graeculus schrieb daraufhin am 10.12.23 um 11:46:
"Eine Frage der Schuld" ist im Manesse-Verlag erschienen und lesenswert: Man liest einmal die Verhältnisse von einer anderen Seite. Er hat seiner Frau sehr viel zugemutet.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 10.12.23 um 19:08:
"Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten" ist eine triviale Redewendung. Auf Tolstoi trifft sie zu. Er hat enorm viel für die Bauern seiner Grafschaft, für die Bildung des russischen Volkes und für die Poesie geleistet, aber er hat es nicht geschafft, seine Triebe zu beherrschen. Dennoch überstrahlen seine Leistungen die Schwächen.

 willemswelt (10.12.23, 06:04)
mancher Pädagoge konnte viel Positives weitergeben,weil er auch mit seiner `dunklen`Seite umgehen konnte-einen Morgengruß,Willem

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 10.12.23 um 19:15:
Merci, Willem, besser kann man den komplexen Charakter Tolstois nicht bezeichnen.
LG
Ekki

 AZU20 (10.12.23, 13:45)
Wie immer sehr gelungen und lesenswert LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.12.23 um 19:18:
Vielen Dank Armin, ich hätte freilich auf die triebhafte Natur Tolstois verweisen müssen.

LG
Ekki

 Teo (10.12.23, 20:34)
Moin,
die Frage stellt sich:
müssen immer alle dunklen Seiten ausgeleuchtet werden, wenn einer Person der Weltgeschichte ein Sonett gewidmet wird?
Ich habe die großartige Machart des Sonetts genossen.
Ich denke, das kann man getrost so stehen lassen.
Lieben Gruß 
Teo

Kommentar geändert am 10.12.2023 um 20:50 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.12.23 um 21:11:
Vielen Dank dafür, Teo, dass du auch die ästhetische Seite in Betracht gezogen hast.
Liebe Grüße
Ekki

 Saira (20.12.23, 04:26)
Lieber Ekki,

ich habe die monumentale Verfilmung mit Audrey Hepburn, Henry Fonda und Mel Ferrer gesehen. Grandios!

Wie Leo Tolstoi als Mensch war, weiß ich gar nicht.

Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.12.23 um 21:14:
Grazie, Sigi, Tolstoi war zuweilen unbeherrscht, aber seinen Leibeigenen und dem russischen Volk hat er sehr viel gegeben.

Herzliche Grüße
Ekki

Antwort geändert am 20.12.2023 um 21:14 Uhr
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