Weltliteratur von Thomas Mann

Sonett zum Thema Wertschätzung

von  EkkehartMittelberg

Der Nobelpreis schützte Mann sehr lange
und er nahm kein Blatt vor seinen Mund,
er machte Barbarei der Nazis kund,
vor ihren Schergen war Kritik nicht bange.


Man schloss ihn wegen Propaganda aus.
So trug er wahren deutschen Geist ins Ausland,
in Deutschland hatte er nicht mehr Bestand,
in freier Welt gab es jedoch Applaus.


Man ehrte ihn mit ungezählten Preisen,

Nobelpreis für Romane und Novellen,

die Interpreten Bibliotheken speisen.

Sein Stil ist Inbegriff von Kreativität,
die Missgunst wird an seinem Ruf zerschellen.
Jedoch bleibt unbestritten keine Majestät.






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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (09.09.24, 11:45)
hallo ekki,

er brach einst für knut hamsun eine lanze*
den ich immer weit lieber las als ihn
- geehrt auch mit des nobelpreises glanze -
obwohl mir mann stets ehrwürdig erschien.

beste grüße
henning


* https://www.fischerverlage.de/buch/thomas-mann-die-weiber-am-brunnen-9783104004846

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 11:58:
Hallo Henning,

verzeih mir bitte, dass ich die Aufmerksamkeit jetzt nicht auf Knut Hamsun lenken möchte, der ein eigenes Sonett verdient hat.
An Thomas Mann scheiden sich die Geister. Manchen ist er sprachlich nicht experimentierfreudig genug. Aber er hat wohl die Sprache der Klassik auf den Gipfel der Vollkommenheit geführt.

Beste Grüße
Ekki
chioni (40) antwortete darauf am 09.09.24 um 12:46:
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 harzgebirgler schrieb daraufhin am 09.09.24 um 16:18:
@ekki
ich las etliche Romane und Novellen von Thomas Mann und teile durchaus deine einschätzung seiner sprachlichen Qualität.

*

@chioni
mein rat: lies hamsun selber - z.b. die von thomas mann mit recht hochgelobten "weiber am brunnen", für die der norweger den nobelpreis bekam - und nicht bloß über ihn. es lohnt sich!
chioni (40) äußerte darauf am 09.09.24 um 19:09:
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 Subordination ergänzte dazu am 11.09.24 um 11:29:
chioni, du vereinfachst: Hamsun war kein politischer Einzelgänger.
chioni (40)
(09.09.24, 12:51)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 14:08:
Hallo Chioni,

ich vermute, dass deine Einschätzung des Werks von Thomas Mann nicht nur von mir zustimmend geteilt wird. Ich würde ihr positiv noch die Buddenbrooks und den Zauberberg hinzufügen.

 Saira (09.09.24, 18:45)
Hallo Ekki,
 
„Buddenbrooks“ gehört zu den wunderbaren historischen Werken, die ich verschlungen habe. Thomas Mann erhielt verdientermaßen den Nobelpreis für Literatur.
 
Dank deines Sonetts werde ich daran erinnert, dass ich irgendwann, sobald ich Zeit und Muße habe, „Der Zauberberg“ lesen möchte.
 
Hinzufügen möchte ich noch, dass ich Thomas Mann auch wegen seiner offenen kritischen Haltung gegenüber dem Nationalsozialmus schätze. Er war durch und durch ein Demokrat, mutig und engagiert.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 20:18:
Merci, Sigi,

hier ist der Anfang eines überzeugenden Dokuments, das darüber informiert, wie engagiert Thomas Mann in seinen BBC-Ansprachen den Nationalsozialismus bekämpfte:

"Thomas Mann zum Holocaust: "Wisst ihr Deutschen das?"
Stand: 28.09.2022 10:25 Uhr
Ab Oktober 1940 greift Literaturnobelpreisträger Thomas Mann in den Zweiten Weltkrieg ein: Aus dem Exil spricht er über die BBC monatlich zu den Deutschen. Am 27. September 1942 prangert er den Massenmord an den Juden an.
von Daniel Kaiser, Marko Rösseler
Es rauscht und piept. Aber die Botschaft ist klar und deutlich. "Die Hölle, Deutsche, kam über euch, als diese Führer über euch kamen. Zur Hölle mit ihnen und all ihren Spießgesellen", heißt es etwa im November 1941. Es ist die Stimme Thomas Manns aus der Freiheit. Emotional und pathetisch streitet er ab Oktober 1940 aus dem Radio heraus mit den Nazis - in insgesamt knapp 60 Ansprachen, die gleich ihrem Titel immer mit derselben Anrede beginnen: "Deutsche Hörer!" Dem bellenden, keifenden Diktator antwortet via der britischen BBC bis zum  Kriegsende die Stimme der Vernunft. Für Thomas Mann sind die Nazis "Verderber des Volks" und "die Diktatur des Gesindels". Adolf Hitler nennt er einen "blutigen Komödianten".
"Es gibt keinen Nazi-Sieg"
Doch anfangs läuft es für Hitler gut. Der  Blitzkrieg beschert den Deutschen Erfolge im Osten und im Westen.  Thomas Mann hat es da schwer. "Werdet ihr mir glauben, wenn ich Euch versichere, dass diese Siege - sofern man sie so nennen kann - genauso so hohl, sinn- und hoffnungslos sind wie die früheren. Es gibt keinen Nazi-Sieg. Alles, was so aussieht, ist blutiger Unsinn, ist im Voraus annulliert", mahnt der Schriftsteller in seiner ersten Rede."

 Thomas Mann zum Holocaust: "Wisst ihr Deutschen das?" | NDR.de - Geschichte - Chronologie

Herzliche Grüße
Ekki

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 20:18:
Antwort geändert am 09.09.2024 um 20:20 Uhr

Antwort geändert am 09.09.2024 um 20:23 Uhr
chioni (40) meinte dazu am 09.09.24 um 21:15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Saira meinte dazu am 10.09.24 um 07:34:
@Ekki

Danke für diesen informativen Artikel!

Liebe Grüße
Sigi

 Teo (09.09.24, 19:04)
Hi Ekki,
na also...endlich wieder ein Literat, den ich kenne.
Und wieder mal geschmeidig in Szene gesetzt.
Gruß
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 20:28:
Gracias, Teo,

dein Eingeständnis, dass du die hier vorgestellten Autoren und Autorinnen teilweise nicht kennst, ermuntert mich, diese Reihe noch ein wenig fortzusetzen.

Beste Grüße
Ekki

 Tula meinte dazu am 10.09.24 um 00:11:
:D ging mir auch so, lieber Ekki
Daran ist die DDR-Schule schuld ...

LG Tula

 Quoth (09.09.24, 19:14)
So angemessen mir das Sonett über Johann Christian Günther erscheint, so bemüht und schulmeisterlich kommt es mir vor, Thomas Manns Lebensleistung in diese so gar nicht zu ihm passende Form zu pressen. Nach dem Scheitern seiner "Fiorenza" hat er sich nie wieder aufs klassizistische Parkett begeben. Und sein Stil ist für mich kein Inbegriff von Kreativität, sondern von Ironie. Den Nobelpreis hat er m.W. zu seiner Enttäuschung nur für die "Buddenbrooks" bekommen, nicht für Novellen und den "Zauberberg".

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 20:43:
Hallo Quoth,

lassen wir es gegeneinander aufgehen. Diesmal kommt mir dein Kommentar schulmeisterlich vor.
Wenn man über jemanden ein Sonett schreibt, ist es doch nicht wichtig, wie er selbst mit diesem Genre zurecht- gekommen ist. -  Die Ironie ist für mich ein Teil der weit umfassenderen Kreativität Thomas Manns. -  Ich meine, dass er den Nobelpreis auch für die Novellen und den Zauberberg verdient hat.

 Mondscheinsonate (09.09.24, 19:24)
Sprachlich unübertroffen, nur mein Herz hat Klaus Mann❤️, der hat nämlich in dem Buch "Der Wendepunkt: Ein Lebensbericht" die sprachliche Brillianz seines Vaters übernommen und sein Herz lese ich auch heraus. Wunderbar. Bei Th.Mann werde ich nicht warm.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 20:48:
Merci, Cori,

man kann nicht mit jedem Literaten von Weltruf warm werden. Dein Kommentar ist gleichwohl fair.

 Graeculus (09.09.24, 19:47)
Interessante Einblicke in die Person Thomas Manns liefern seine Tagebücher. Dort heißt es z.B. zum 16.VIII.[19]40: "Die R.A.F. findet Zeit und Kraft zum Bombardement Münchens, was ich diesem dummen Nest gönne."
Was sagt man dazu - als Münchner oder Nicht-Münchner?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 09.09.24 um 19:58:
Fandest du die nicht teilweise ein bisschen zu fad?

 Graeculus meinte dazu am 09.09.24 um 20:28:
Ein bißchen fad, das kann man sagen. Nicht der Typ Mensch, der mich begeistert. Das ist eher Heinrich Mann. Klaus Mann? Ein exzessiver Mensch.
Aber manche Roman von Th. Mann sind sehr gut geschrieben. Vielleicht kann man sagen: späte Höhepunkte des klassischen Romans, bevor daraus eine neue Art von Roman hervorgegangen ist.
Mein Favorit übrigens: "Jopseh und seine Brüder". Aber ich habe halt einen Altertums-Tick.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.24 um 20:59:
Hallo Graeculus,
aus heutiger Sicht empfinde ich den Tagebucheintrag als Entgleisung Thomas Manns. Aber er war damals in einem Maße Partei, dass ich ihn verstehen, wenn auch nicht billigen kann.
"Vielleicht kann man sagen: späte Höhepunkte des klassischen Romans, bevor daraus eine neue Art von Roman hervorgegangen ist." Diese Charakterisierung seines Werks finde ich zutreffend.
chioni (40) meinte dazu am 10.09.24 um 12:09:
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 Regina (10.09.24, 06:01)
Seine Schachtelsätze sind einzigartig.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 10.09.24 um 06:04:
Das stimmt!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.09.24 um 11:42:
@Regina und Mondscheinsonate
In dem Wikipedia-Artikel über Thomas Mann findet sich dieser Hinweis: "Seine durch eine komplexe Syntax bedingte hoch verschränkte Erzählweise bewahrt Rhythmus und Balance. Sprache und Ton sind der jeweiligen Thematik angepasst."
Ich meine, dass "komplexe Syntax" seinen schriftstellerischen Fähigkeiten eher gerecht wird als "Schachtelsätze", denn es gelang ihm, seinen variablen Stil der jeweiligen Thematik anzupassen. Es ist unmöglich, diesen Stil auf irgendeine Bezeichnung, wie zum Beispiel expressionistisch, symbolistisch naturalistisch, zu reduzieren. Der Stil Thomas Manns ist einzigartig.
chioni (40) meinte dazu am 10.09.24 um 12:13:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.09.24 um 11:33:
Das stimmt. es geht mir hier um etwas anderes, dass man Thomas Mann nicht aufe Schachtelsätze reduzieren kann. Er hat auch kurze Sätze geschrieben, wenn die Situation es verlangte.
chioni (40) meinte dazu am 13.09.24 um 11:48:
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