Ein weites Feld

Sonett zum Thema Lebensbetrachtung

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Sonette auf berühmte Dichter und Philosophen

Das Leben ist ein weites Feld,
auf dem sich manche echauffieren
und ehrenhalber duellieren,
den meisten geht es nur ums Geld.

Du wolltest Freiheit für die Welt
und nicht als Zeitungsschreiber kriechen,
gar Pillen drehen für die Siechen,
du warst für Poesie bestellt.

Du hast am Schluss gesprengt die Ketten,
im kleinen bürgerlichen Preußen
gestaltet Effi und Innstetten,

Stechlin zuletzt, du bist ja weise:
Wir mögen, auch die Suffragetten,
die Ironie, ganz fein und leise.

 April 2012





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Kommentare zu diesem Text


 Mondscheinsonate (29.08.24, 05:59)
Fontane - unvergessen. Erinnere mich auch noch an Grass' unsägliche Nachahmung: "Potz, Blitz!" Das ist furchtbar gewesen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.08.24 um 11:19:
Dies findet sich zur Kritik und Wirkung von "Ein weites Feld" von Günter Grass bei Wikipedia:
"Am 21. August 1995 erschien von  Marcel Reich-Ranicki ein  Verriss im Magazin  Der Spiegel, auf dessen Titelbild der Literaturkritiker das Buch buchstäblich zerriss. [3] Der Verriss begründete eine lange Feindschaft zwischen Grass und Reich-Ranicki. [4] Als im Jahre 2002 Grass in einem ARD-Interview mit  Fritz Pleitgen die Möglichkeit einer Versöhnung erkennen ließ, antwortete Reich-Ranicki mit einem Brief, der am 10. Oktober 2002 auszugsweise in Spiegel Online veröffentlicht wurde. [5]
Am 25. August 1995 verriss  Iris Radisch in der Wochenzeitung  Die Zeit das Werk. [6]
Beide Rezensenten bezeichneten Grass dabei als gescheiterten Schriftsteller und kritisierten vor allem, dass das Buch aus DDR-Perspektive geschrieben sei, ohne empörte Verurteilung der DDR (Reich-Ranicki) und stattdessen der Darstellung der Wiedervereinigung als einer Kolonisierung durch Westdeutschland (Radisch). Radisch nahm bereits in der Überschrift ihrer Buchbesprechung negativen Bezug auf den  Bitterfelder Weg der DDR-Kulturpolitik, auf den sich anscheinend Grass begeben habe.
Die auf die DDR bezogene Äußerung Fontys im Gespräch mit seiner Frau: „Wir lebten in einer kommoden [7] Diktatur“ wurde in Diskursen über das Wesen der DDR zum  geflügelten Wort. Günter Grass stellt in einem Interview [8] fest: „Es ist nicht der Autor, der aus der einzelnen Person heraus spricht, und diese Dinge sind von einem Teil der Kritik vordergründig nur politisch beim Wort genommen worden.“ Im Anschluss an diese Aussage verteidigt Grass allerdings die Äußerung seiner Romanfigur mit den Worten: „Wenn man sich mit mir über diesen Satz auseinandersetzen will, wenn ich die DDR-Verhältnisse in Vergleich bringe zu den Verhältnissen, wie sie in der Sowjetunion die längste Zeit herrschten, oder in Rumänien bis zum Schluß herrschten, oder in Chile herrschten, oder im Obristen-Griechenland, dann ist die DDR eine relativ kommode Diktatur gewesen. Sie blieb eine Diktatur dadurch, aber das reicht nicht, es gibt eine Mentalität, die sich in einem Teil dieser Kritiken ausgesprochen hat, die den Sieg, den man meint errungen zu haben, noch größer sehen möchte. Also muß der am Boden liegende Gegner, der zum Teil schon verschwundene Gegner, nachträglich noch gefährlicher gemacht werden, um den eigenen Sieg zu vergrößern.“
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 Mondscheinsonate antwortete darauf am 29.08.24 um 18:49:
Das Buch war unglaublich schlecht und hatte nichts mit Ranicki oder Karasek zu tun, das war ganz mies, einfach "Fonti".

 Traumreisende (29.08.24, 08:28)
und wieder einem Dichter mit sehr schönem Klang Ehre erwiesen.....
sehr reine Zeilen.
LG Silvi

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 29.08.24 um 11:24:
Merci Silvi,
ich freue mich, dass mir ein ordentliches Metrum gelungen ist. Bei diesen Sonetten kommt man nicht umhin, Titel der Autoren zu erwähnen und die fügen sich manchmal nicht in das jambische Metrum.
LG
Ekki

 Saira (29.08.24, 09:39)
Lieber Ekki,
 
Fontanes Werke reflektieren seine feine Beobachtungsgabe und Fähigkeit, die Gesellschaft seiner Zeit sozialkritisch und politisch darzustellen. Unvergessen sein Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck“.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 29.08.24 um 11:38:
Grazie, Sigi,

Fontane gehört zu den wenigen Dichtern, denen es gelungen ist, von fast allen Kritikern gelobt zu werden. Das verdankt er dem feinen Humor, mit dem er seine Sozialkritik würzt.

Hier ist ein weniger bekanntes gutes Gedicht :
Das Gedicht „Es kribbelt und wibbelt weiter“ stammt aus der Feder von Theodor Fontane.

Die Flut steigt bis an den Ararat,
Und es hilft keine Rettungsleiter,
Da bringt die Taube Zweig und Blatt -
Und es kribbelt und wibbelt weiter.

Es sicheln und mähen von Ost nach West
Die apokalyptischen Reiter,
Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,
Es kribbelt und wibbelt weiter.

Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha,
Es brennen Millionen Scheiter,
Märtyrer hier und Hexen da,
Doch es kribbelt und wibbelt weiter.

So banne dein Ich in dich zurück
Und ergib dich und sei heiter;
Was liegt an dir und deinem Glück?
Es kribbelt und wibbelt weiter.


Herzliche Grüße
Ekki

 plotzn (29.08.24, 10:13)
Servus Ekki,

ich habe jetzt erst gesehen, dass Dir eine eigene Wiki-Seite gewidmet ist, auf der auch Dein Buch gelistet ist. Respekt!

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 29.08.24 um 11:41:
Merci, Stefan,
ich habe mich natürlich über die Wiki-Seite gefreut, umso mehr, als ich nicht weiß, wer sie initiiert hat.

Liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg (29.08.24, 18:47)
Lieber Ekki,

auch ich zähle mich zu den Fontaneanhängerinnen.
Vor allem deswegen, weil er so interessante, starke Protagonistinnen gestaltete, teilweise sehr emanzipierte Wesen; zu seiner Zeit eher ein No Go.

Herzlichst
Piccola

 Mondscheinsonate meinte dazu am 29.08.24 um 18:51:
😍😍😍😍Ja!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.08.24 um 20:28:
Liebe Pccola,
Fontane kannte Frauen wie kaum ein anderer Dichter seiner Zeit:
"Theodor Fontane und die Frauen   
Alle haben sie einen Knacks
Effi Briest, Jenny Treibel und Mathilde Möhring: Die Frauengestalten in Theodor Fontanes Romanen sind unvergesslich. Sein 200. Geburtstag ist ein guter Anlass, sich diese Heldinnen nochmals genauer anzuschauen – und zu prüfen, wie es der große Realist eigentlich privat mit den Frauen hielt.
Von Julia Schröder | 30.12.2019
Ohne die aufopferungsvolle Hilfe seiner Ehefrau Emilie, gestand Theodor Fontane kurz vor seinem Tod, wäre seine Schriftstellerkarriere nicht möglich gewesen. [...]
„Der natürliche Mensch will leben, will weder fromm noch keusch noch sittlich sein, lauter Kunstprodukte von einem gewissen, aber immer zweifelhaft bleibenden Wert, weil es an Echtheit und Natürlichkeit fehlt.“
Dieses „Natürliche“, schreibt der alte Theodor Fontane 1895, habe es ihm seit langem „angetan“. Der Schriftsteller, damals Mitte siebzig, macht auch klar, wo er „Echtheit und Natürlichkeit“ – und deren Konflikt mit den „Kunstprodukten“ der Sittlichkeit – hauptsächlich verkörpert sieht:
„… und dies ist wohl der Grund, warum meine Frauengestalten alle einen Knacks weghaben. Gerade dadurch sind sie mir lieb, ich verliebe mich in sie, nicht um ihrer Tugenden, sondern um ihrer Menschlichkeiten, d. h. um ihrer Schwächen und Sünden willen.“

 Theodor Fontane und die Frauen - Alle haben sie einen Knacks (deutschlandfunk.de)

Herzliche Grüße

Ekki

Antwort geändert am 29.08.2024 um 20:31 Uhr

Antwort geändert am 29.08.2024 um 20:35 Uhr

Antwort geändert am 29.08.2024 um 20:39 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 30.08.24 um 06:10:
Lieber Ekki,

ein Mensch ohne Knacks ist nix für unsereins: Über den lässt sich nix schreiben und schreiben kann er auch nicht!

Das von dir erwähnte Buch weckt mein Interesse, und ich werde es mir verschaffen (müssen*seufz), obwohl ich mir doch fest vorgenommen hatte ... na ja, du weißt schon, besitzt ja selber mehr als ein Buch. Nä?

Herzlichst
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.08.24 um 23:03:
Merci Piccola,
viel Freude mit dem Buch,
hat der Mensch nen Knacks, lädt er ein zum Flachs.
Herzlichst
Ekki

Antwort geändert am 30.08.2024 um 23:06 Uhr

 harzgebirgler (30.08.24, 16:44)
hallo ekki,

grass' hommage "ein weites feld"
ist voll auf wandern eingestellt
mit zahllosen 'fonty'-zitaten
die große kennerschaft verraten.

beste grüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.08.24 um 23:08:
Hallo Henning,

ich sehe, dass du das Buch gelesen hast und es in einem milderen Licht als einige Rezensenten siehst.

Beste Grüße
Ekki
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