Die Nachtseite der Romantik

Sonett zum Thema Lebensbetrachtung

von  EkkehartMittelberg

Du warst ein genialer Tausendsassa,
Romantik-Nacht belebt die Fantasie
mit Dichtung, Bildern, Tönen wie noch nie.
Du machtest dennoch niemals richtig Kassa.

Beim Trunk in Weinlokalen ganz allein
entfesselst du Dämonen aus den Wänden,
und die Visionen wollen gar nicht enden
sich spiegelnd in der Gläser Widerschein.

Beim Morgenlichte hast du sie bezwungen,
hast den Philistern Ärger stets gemacht,
Novellen sind bis Petersburg gedrungen,

Satiren schriebst du, von Berlin belacht,
Erzählungen, von Offenbach besungen:
Du hast Bewusstsein für die Nacht gebracht.

Mai 2012




Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Regina (03.09.24, 05:59)
Dank Offenbach singt man ihn noch heute.
Grüße aus Bamberg!

Kommentar geändert am 03.09.2024 um 09:42 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.09.24 um 11:53:
Merci, Regina,
ich halte ihn für den vielseitigsten und modernsten Romantiker, der unserem Lebensgefühl am nächsten kommt.

 AchterZwerg (03.09.24, 07:37)
Ja, ja,
der E.T.A. kannte die Schattenseiten des Lebens - ein Genie in der Darstellung des Schrecklichen. Und der Ansichten eines Katers.
Könnte sein, dass er in der Jetztzeit mehr Erfolg verzeichnen könnte, die von Mord bis Totschlag alles mit Erfolg vermarktet.

Liebe Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 03.09.24 um 12:00:
Grazie, Piccola, das vermute ich. Er war seiner Zeit weit voraus, schuf einerseits zerrissene Seelen und andererseits Automatenmenschen, eine Ambivalenz, die die Moderne beherrscht.

Liebe Grüße
Ekki

 Saira (03.09.24, 10:27)
Moin Ekki,
 
die Werke dieses großartigen Schriftstellers durchziehen Komik, Satire und Gesellschaftskritik. E.T.A. konnte phantastisch erzählen und groteske Figuren entstehen lassen.
 
Herzlichst
Sigi

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 03.09.24 um 12:09:
Vielen Dank, Sigi,

du zeigst die breite Palette dieses modernen Autors auf, der mit seinen unterschiedlichen Fähigkeiten wirklich ein Tausendsassa war: Dichter, Komponist, Bühnenbildner, Karikaturist und erfolgreicher Jurist.

Herzlichst
Ekki

 Quoth (03.09.24, 11:58)
Sein "Fräulein von Scudery" dürfte Edgar Allan Poe zu seinen Kriminalerzählungen inspiriert haben; Poe hat sich zwar ausdrücklich dagegen verwahrt, von "German Horror" beeinflusst zu sein, aber damit bezog er sich wohl eher auf Schauerromane (Gothic Novels) wie die von Christian Heinrich Spieß.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 03.09.24 um 12:14:
Danke, Quoth,
auch ich halte das für wahrscheinlich. Die beiden seelenverwandten Autoren loteten die Tiefe der menschlichen Psyche aus.

 plotzn (03.09.24, 13:56)
Servus Ekki,

ein Meister der Erzählung.

von Offenbach besungen
würde sich die grölende Menge auf dem Biberer Berg nur ein Beispiel daran nehmen... ;) 


Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 03.09.24 um 15:36:
Gracias Stefan,

Keine Muse kann es richten,
dass die Fans von Kickers dichten.

Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (03.09.24, 14:42)
ein großer der verehren konnte
und sich nicht in sich selber sonnte
- wie bei kleinen oft zu merken
die umsonst an lorbeern werken -
anders stünd' statt 'w' kaum 'a'
jemals hinter 'e.t.' da:
„Als er 1804 seine Partitur des Singspiels Die lustigen Musikanten auf ein Libretto von Clemens Brentano veröffentlichte, ersetzte er die dritte Initiale seiner Vornamen aus Verehrung zu Mozart durch ein „A“ für dessen zweiten Vornamen Amadeus und nannte sich fortan „E. T. A. Hoffmann““
 https://de.wikipedia.org/wiki/E._T._A._Hoffmann

beste grüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.09.24 um 15:40:
Gracias, Henning, du hast ein feines Gespür für Besonderheiten in der Biografie von Dichtern.

Beste Grüße
Ekki

 Graeculus (03.09.24, 15:57)
Ich habe ja, wie ich im Januar unter "Ich säubere meine Bibliothek" schrieb, u.a. den E. T. A. Hoffmann aus meiner Bibliothek entfernt:


• Schopenhauer und Nietzsche: Sexisten, Letzterer obendrein wahnsinnig – weg damit!
• E.T.A. Hoffmann und Oscar Wilde: haben Pornographie geschrieben (Schwester Monika, Teleny) – weg damit!
• Baudelaire: Satanist, drogenabhängig – weg damit!

Nun, im Ernst, "Schwester Monika" dürfte nicht so bekannt sein. Wobei ich davon ausgehe, daß die Zuschreibung stimmt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.09.24 um 17:32:
Ich kenne leider den erotischen Roman "Schwester Monika" nicht  und kann mir kein Urteil erlauben, ob Hoffmann der Verfasser war. Wikipedia bezweifelt es: "Der anonym erschienene erotische Roman Schwester Monika (1815) wurde zeitweise ebenfalls Hoffmann zugeschrieben. Erstmals mutmaßte  Gustav Gugitz 1910 die Verfasserschaft, [46] aber auch der Hoffmann-Herausgeber  Rudolf Frank lieferte 1924 Gründe. [47] Heute herrscht in der Hoffmann-Forschung die Auffassung, dass die Zuschreibung fälschlicherweise erfolgte."                  (Wikipedia)

 Graeculus meinte dazu am 03.09.24 um 17:35:
Es wäre ja interessant, sich dazu einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Daher meine Leseempfehlung.

Antwort geändert am 03.09.2024 um 17:36 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.09.24 um 17:53:
Das habe ich soeben gemacht. Es handelt sich um gute erotische Literatur. Aber stilistisch kann ich E.T.A. Hoffmann nicht wiedererkennen. Das besagt aber nichts. Nur ein sehr genauer Stilabgleich gäbe hier vielleicht Aufschluss.

 Graeculus meinte dazu am 03.09.24 um 17:56:
Danke für Deinen Eindruck als immerhin Sachkundiger. Du kannst Hoffmann nicht wiedererkennen.

 Teo (03.09.24, 16:30)
Hi Ekki,
mir fiel auf Anhieb Nussknacker und Mausekönig ein. Eine zauberhaft verfilmte Geschichte. 
Tja...irgendwie auch ein tragisches Genie...
Dank und Gruß 
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.09.24 um 18:09:
Merci, Teo,
 mit "Nussknacker und Mausekönig" hast du einen für Hoffmann sehr typischen Titel ausgewählt. " Karl August von Hardenberg und  August Neidhardt von Gneisenau lobten 1816 Hoffmanns „Feldherrntalent“, wenn dieser „die gewaltige Schlacht“ und „Nussknackers Verlieren“ beschreibt. [4] Nach  Rüdiger Safranski operierte Hoffmann in Nussknacker und Mäusekönig in der „noch geschlossenen Phantasiewelt der Kindheit“. [5] Er soll nach anderen auch den Komplex seiner äußeren Hässlichkeit in dem Märchen ebenso verdrängt wie verarbeitet haben. [6] Unter der Überschrift „ Initiationsspuk“ gibt Heimes eine kurze Psychoanalyse, die „geschlechtliche Identitätsbildung“ Maries betreffend. [7] Auf einer späteren Bearbeitung des Stoffes durch  Alexandre Dumas d. Ä. basiert  Tschaikowskis weltberühmtes Ballett  Der Nussknacker. Auf dem Märchen basiert zudem der  Disney-Film  Der Nussknacker und die vier Reiche, der eine Art Weiterzählung des Stoffs darstellt." (Wikipedia).

Beste Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (04.09.24, 15:31)
Ah... Ruhm, Ansehene und Einkommen nach dem Tode. Welche Autoren*innen wünschen sich das nicht. ;)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.09.24 um 18:06:
Merci, Trekan,

die Altruisten wünschen sich auch Einkommen für die Nachkommen.

LG
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram