Das Böse

Aphorismus zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

  1. Mephistopheles lockt die Fantasie von Poeten.

  2. Das Böse badet im Chaos.

  3. Das Böse als Lustspender lässt sich nicht beschämen.

  4. Hinter einem Engelsgesicht vermutet man nichts Böses.

  5. Der Böse kennt nur den individuellen Vorteil.

  6. Der radikal Böse verachtet eine Tarnkappe.

  7. Es ist unter Ausschaltung des Gewissens weniger anstrengend der Fackel des Bösen zu folgen als dem Licht des Guten.

  8. Privilegiert Geborene können sich frei gegen das Böse entscheiden.



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (10.01.25, 03:54)
2. Das ist sehr krass ausgedrückt. Auch das Unverständige badet im Chaos.
3. Hier kommt das Böse als Perverses rüber.
4. Die Täuschung, ja, auch die Selbsttäuschung. Da muss man auf den Pferdefuß achten.
5. Hier sagst du: Egoismus ist böse. Aber hinter Egoismus kann auch Existenzangst stehen.
6. Es heißt, wenn er als Engel in Verkleidung keinen Erfolg hatte, kommt er direkt.
7. Das Bewusstsein schaltet auch ab, wenn nicht gesehen wird, dass sie zwei Seiten einer Medaille sind.
8. Nicht immer tun sie es. Privilegien können auch verführen.
Carl Orff aber ließ rhythmisieren: Wo Geld ist, da ist der Teufel, wo kein Geld ist, da ist er zweimal.

 Regina meinte dazu am 10.01.25 um 03:58:
Du siehst schon: Ich hätte mehr differenziert und "unverständig, der Täuschung erlegen, angstvoll, unbewusst" usw. diagnostiziert. Aber für eine Liste, welche Eigenschaften dem Bösen assistieren, passen deine Aussagen.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 10.01.25 um 12:24:
Hallo Gina, ich bin dir dankbar, dass du dich auf jeden einzelnen Aphorismus eingelassen hast.
zu 2. Richtig, das Chaos lockt noch andere an.
zu 5: Nicht der Egoismus ist böse, aber das Böse ist egoistisch.
zu 6: Stimmt. Das Böse kommt auf unterschiedlichen Wegen.
zu 7: Meinst du, dass das Bewusstsein und das Gewissen identisch sind?
zu 8: Ja, nicht immer. Das wollte ich mit "können" ausdrücken.
Du hast gut erkannt: Es geht mir um Eigenschaften, die das Böse assistieren.
LG
Ekki

 Regina schrieb daraufhin am 10.01.25 um 12:57:
Zu 7: Nein, Bewusstsein und Gewissen halte ich nicht für identisch.

 AchterZwerg (10.01.25, 06:53)
"Das Böse ist immer und überall" interpretierte schon die Erste Allgemeine Verunsicherung, lieber Ekki.

In der Betrachtung dieses Mythos stellt sich die Frage, ob das Böse schon von Beginn der Menschheitsgeschichte dagewesen ist oder erst später, nachdem uns die Götter verworfen und unseren eigenen Auszug aus dem Paradies vorangetrieben hatten.

Bei den ständig steigenden Immobilienpreisen muss man sich eigentlich nicht wundern, dass so mancher zur Selbsthilfe gegriffen hat und noch immer greift ...

Trotzdem: Grundgute Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 10.01.25 um 12:36:
Merci, Piccola, du stellst die Frage nach dem Ursprung des Bösen. Ich vermute, dass am Anfang der Menschheits-geschichte naiv Gewalt für das tägliche Fressen angewendet wurde. Die sadistische Freude am Bösen ist wohl erst nach der Vertreibung aus dem Paradies entstanden.
Dein Hinweis auf die steigenden Immobilienpreise klärt, dass Gewaltanwendung zwar illegitim ist, aber nicht immer böse sein muss, weil zum Bösen die perverse Freude am Schaden des anderen gehört.

 franky (10.01.25, 08:43)
Hi lieber Ekki
 
Wenn man Böses bestraft, jammert es laut und betäuert seine Unschuld.
 
Liebe Grüße von Franky

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 10.01.25 um 12:43:
Gracias, Franky, deine Beobachtung trifft allgemein zu. Die Theoretiker des Bösen, der Marquis de Sade zum Beispiel, würden sich über Strafen als hilflose bürgerliche Reaktion mokieren.
Beste Grüße zurück
Ekki

 plotzn (10.01.25, 09:31)
Servus Ekki,

treffende Aphorismen! Besonders gefällt mir die Gegenüberstellung "Fackeln des Bösen" und "Licht des Guten". Bei 8 bin ich mir nicht sicher, ob das Elternhaus der alleinige Faktor ist. Ein wichtiger ist es allemal...

Liebe Grüße
Stefan

 uwesch (10.01.25, 09:54)
Umfangreiche Analyse :) LG Uwe

 Teo (10.01.25, 09:54)
Der radikale Böse verachtet die Tarnkappe...das hat ja fast etwas Ehrenhaftes. Den individuellen Vorteil suchen....das Bedarf keiner Boshaftigkeit.
Das gehört zum Überleben!
Gruß 
Teo

 Saira (10.01.25, 09:56)
Moin Ekki,

du zeigst auf, dass das Böse in der menschlichen Psyche verwurzelt ist, dass es in gewissen Situationen verführerisch sein kann und sich hinter einer Fassade aus Unschuld versteckt oder offen präsentiert.

Deine Aphorismen bieten einen Blick auf die verschiedenen Gesichter des Bösen. Für mich ist es besonders gefährlich, wenn es sich mit Macht paart.

Liebe Grüße
Sigi

 Quoth (10.01.25, 10:51)
    Das Böse badet im Chaos.
Es nutzt das Chaos, um daraus eine vermeintlich gute oder zumindest bessere Ordnung zu errichten.


    Hinter einem Engelsgesicht vermutet man nichts Böses.
Gründgens' Erfolg als Mephisto beruhte auch auf seinem guten Aussehen. Nicht umsonst heißt es, der Teufel sei ein gefallener Engel.


    Der Böse kennt nur den individuellen Vorteil.
Du meinst den eigenen Vorteil. Selbst Mafiosi sind untereinander sehr sozial gesinnt.


    Der radikal Böse verachtet eine Tarnkappe.
Dann war Hitler nicht radikal böse. Denn er errichtete eine Gefälligkeitsdiktatur (Götz Aly)  und wurde wie ein Messias verehrt. Wer ist überhaupt radikal böse? Selbst der Mann, der seine Frau betäubte und vergewaltigen ließ, tarnte sich als Ehrenmann.


    Privilegiert Geborene können sich frei gegen das Böse entscheiden.
Vielleicht auch gerade nicht, weil sie die von ihrem Vater mittels Ausbeutung und Übervorteilung erworbenen Privilegien erben.

 Vielen Dank, Du hast mich angeregt, mit Gedanken zu machen.

 Graeculus (10.01.25, 11:13)
Was ist das eigentlich, das Böse? Mit dieser Frage läßt Du uns, so mein Eindruck, etwas im Dunkeln.
Aus 2 läßt sich entnehmen, daß es chaotisch ist, aus 5, daß es mit Egoismus zu tun hat. Also: Wenn jeder gegen jeden kämpft und sich daraus Chaos ergibt?

Eine interessante Version bietet uns der apokryphe biblische Text, in dem von dem Abfall des Engels Lucifer berichtet wird. Demnach besteht das Urböse darin, daß er sich einem Befehl Gottes widersetzt und sich das Motto gibt: "Non serviam - Ich werde nicht dienen!"

Das hieße dann: Egoismus, ohne und mit religiöser Komponente.
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