Literarisches Rätsel 20 Der Bestseller-Mechaniker ist fast vergessen

Ansprache zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Aus den Schlagzeilen gefallen, hatte er im April 2024 seinen hundertsten Geburtstag. Er war in den Siebziger und Achtziger Jahren der König unter den Autoren deutschsprachiger Trivialliteratur.

Mit 73 Millionen verkaufter Bücher übertraf er Günther Grass und Siegfried Lenz zusammen. Anfangs galt er als Verfasser von Schundromanen, doch heute als Autor anspruchsvoller Trivialliteratur.

Seine Titel, oft auf dem ersten Platz der Bestsellerlisten des SPIEGEL, sind so bekannt, dass jeder sofort wüsste, um wen es sich handelt, wenn ich nur einen von ihnen verraten würde.

Trotz der reißerischen Titel und der bewussten Spannungmache mengt er immer wieder Gesellschaftskritik unter den Honig der Unterhaltung, zum Beispiel mit den Themen Fremdenfurcht, Gewalt gegen Ausländer, Drogenhandel, Genmanipulation und Umweltverschmutzung, so dass es ihm gelang, seine Trivialliteratur hoffähig zu machen.

Obwohl 24 seiner 27 Romane verfilmt wurden, wirkt er heute wie aus der Zeit gefallen. Das muss an seinem Stil liegen, der als unmodern erscheint. Ich bin gespannt, ob jemand dazu Genaueres sagen kann.

Die Nazis konnten auf die speziellen Kenntnisse des diplomierten Chemikers, der in der Forschungsabteilung des Elektrokonzerns Kapsch in Wien arbeitete, nicht verzichten.
Den Stoff für seine Romane sammelte er u.a. auf Reporterreisen für die deutsche Illustrierte Quick.

Man kann darüber streiten, ob die Bezeichnung „Bestseller-Mechaniker“ nicht auch Anerkennung beinhaltet.



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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (23.04.25, 13:33)
:) :) 
hallo ekki,

seine werke liessen ladenkassen bimmeln
denn sie gingen wirklich weg wie warme simmeln
und eroberten so häufig den platz eins
im SPIEGEL-ranking wie seinerzeit sonst keins -
ein'ge titel leben sogar fort
bis heute als gefügeltes wort.

lg
henning

 Verlo (23.04.25, 13:56)
Ekki, er hat großartige Romane geschrieben und viele Menschen glücklich gemacht.

Trivialliteratur
ist eine intellektuelle Abwertung, die seinem Werk nicht gerecht wird.

Er hat immer heißen Eisen angepackt und würde heute, da Politiker bereits bei Satire Strafanzeige stellen, als ein "alter Nazi" differiert und verfolgt, wenn er Themen wie Corona- oder Flüchtlings-Mafia thematisieren würde.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.04.25 um 16:48:
Gracias, Verlo, ich stimme deiner Einschätzung zu, aber an der Bezeichnung Trivialliteratur würde ich festhalten, weil er stilistisch nicht experimentiert. Aber seine Inhalte haben immer wieder Neugier ausgelöst. Mündige LeserInnen wollen lieber spannende Trivialliteratur haben als hohe Literatur, die langweilt. Das mit der Nazi_Keule könnte ich mir bei den von dir genannten Themen gut vorstellen.

 Didi.Costaire (23.04.25, 15:25)
Ja Ekki, wer kennt ihn nicht und die Werbung für seine Werke.

Du kaufst mir jetzt den S..... ab,
sonst schneid ich dir 
ins Ohrläppchen.

Liebe Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 23.04.25 um 16:55:
Grazie, Didi, ich kannte die Werbung nicht und vermute, dass kaum ein Ohrläppchen angetastet wurde.
Liebe Grüße
Ekki

 Teo (23.04.25, 15:54)
Ach Ekki,
als ich Dirks Kommentar las, dachte ich es wäre Otto.
Aber nein.....
LG
Teo

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 23.04.25 um 17:19:
Alles okay, Teo, wenn du Otto folgst, hast du nicht versimmelt.
LG
Ekki

 Didi.Costaire äußerte darauf am 23.04.25 um 17:19:
Er war es. :)

 AchterZwerg (24.04.25, 08:05)
Prophezeiung einer Zeitschrift

Droben dann, im Bimmel-Himmel,
wartet schon der Marjo

. :P

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 24.04.25 um 10:59:
Merci, Piccola,
ich trieb mich zu seiner Zeit in einigen Lehrplan-Kommissionen herum. Es hat lange gedauert, bis man den Bimmel-Himmel zur Kenntnis nahm.

Liebe Grüße
Ekki

 Regina (24.04.25, 09:45)
Gab es da nicht einen Roman, der auch Kochrezepte enthielt?

 Saudade meinte dazu am 24.04.25 um 09:47:
Es muss nicht immer Kavier sein😂😂😂

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.04.25 um 11:06:
Hallo Regina und Saudade,
Simmel machte die Kochrezepte in der Literatur salonfähig.
Nach ihm gehörten sie zu den Stilmitteln mehrerer Krimiautoren.
LG
Ekki

 Saudade (24.04.25, 09:50)
Oma war bei Donauland, da bestellte sie oft Simmel zur Dekoration. Das war en vogue. Ich las den erst mit 20, fand die Wien-Locations gut, aber der gab mir nix. Lag aber am Genre, nicht an ihm.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.04.25 um 11:16:
Ein schönes Beispiel für seine Popularität. Ich habe ihn ernst genommen, weil er mit seiner Gesellschaftskritik vielen voraus war. Er äußerte zum Beispiel Kritik an der Verschwendungssucht Sadam Husseins, als dieser noch nicht in den Schlagzeilen war.

 AZU20 (24.04.25, 10:41)
Da hätte ich mich beinahe versimmelt. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.04.25 um 11:18:
Merci, Armin. Damals war Deutschland schichten- übergreifend versimmelt.

LG
Ekki

 Nuna (24.04.25, 11:34)
Einen Roman von ihm las ich in den 80ern, aber mehr heimlich. Ähnlich einem Bildzeitungsleser. Die Auflagen werden verkauft aber keiner gibt zu sie zu lesen.
Tatsächlich hat mich
"Bitte lasst die Blumen leben"
damals richtig begeistert. Weniger begeisterte mich das  neueste Werk des Herrn Günter Grass: "Die Rättin", da quälte ich mich eher durch die Zeilen.
Danke Herr Mittelberg, danke Herr Simmel. LG Nuna

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.04.25 um 19:25:
Merci, Nuna,
meistens ist sog. hohe Literatur spröder als Trivialliteratur.
Es gibt nur wenige Beispiele dafür, dass sie wirklich populär wurde, zum Beispiel Goethes " Die Leiden des jungen Werther", Schillers "Die Räuber" oder die Blechtrommel von Grass.

LG
Ekki

 Quoth (24.04.25, 19:52)
Bœuf Stroganoff zuzubereiten, habe ich aus "Es muss nicht immer Kaviar sein" gelernt.

 Saudade meinte dazu am 24.04.25 um 19:56:
Ah ja!😀

 plotzn (25.04.25, 09:51)
Lieber Ekki,

kaum schwenkst Du auf Trivialliteratur um, schon kann ich wieder mitreden. Seine Bücher waren mir in frühen Jahren eine willkommene Urlaubslektüre.

die Titel waren gut gewählt und zählen zum Teil heute noch zu den geflügelten Worten.

Liebe Grüße
Stefan
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