Ein Poet verschmilzt östliche und westliche Kultur

Ansprache zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Dieser fernöstliche Autor vermischt Realität und Surrealismus und hat Millionen Leser weltweit gefunden.

Seine Romane und Kurzgeschichten enthalten Momente des magischen Realismus und kreisen um Themen wie Isolation, Einsamkeit, Identität, das Unterbewusste und das Übernatürliche. Sein Stil weist Einflüsse der westlichen Autoren Dostojewski (psychologische Komplexität), Garcia Marquez (magischer Realismus), Kafka (Surrealismus) und Hemmingway (Minimalismus) auf.

Von seinen Eltern, Lehrer für Literatur, lernte er die traditionelle Literatur und Kultur seines Landes. Aber der Student der Theaterwissenschaften wurde auch durch westliche Literatur und Musik nachhaltig geprägt. Jazz, aber auch klassische Musik, spielte eine besondere Rolle in seinem Leben und so eröffnete er zusammen mit seiner Frau eine Jazzbar. Es gelang ihm besonders, östliche und westliche Traditionen literarisch zu verschmelzen.

Der Autor erzielte 1982 literarisch weltweite Anerkennung mit einem Roman, der einen namenlosen Protagonisten hat. Dieser sucht nach einem mysteriösen Schaf, das übernatürliche Kräfte zu besitzen scheint. Noch erfolgreicher war ein Roman aus dem Jahre 1987, der Norwegen im Titel führt, aber im Heimatland des Autors spielt. Der musikliebende Autor verweist mit dem Titel des Romans auf den gleichnamigen Song der Beatles. Ein weiteres bedeutendes Werk des magischen Realismus aus dem Jahre 2002 ist eine Hommage an Kafka, der im Titel erwähnt wird.

Sie kennen Orwells Roman „1984“. Nehmen Sie eine Ziffer aus dem Titel heraus und ersetzen Sie diese durch einen Buchstaben. Dann haben Sie einen dreiteiligen Roman des Autors erraten, der Elemente von Fantasy, Science-Fiction und Thriller enthält.

Übersetzungen namhafter westlicher Literatur, zum Beispiel von F. Scott Fitzgerald, Raymund Carver und John Irving, ermöglichten dem Verschmelzer von Kulturen tiefe Einblicke in westliches Denken.




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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (03.05.25, 06:30)
Lieber Ekki,

auf arte tv gibt es eine offenbar sehr interessante Dokumentation über den Schriftsteller, die ich mir nachher gleich anschauen werde.
Denn leider weiß ich noch viel zu wenig über H. M.

Herzliche Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.05.25 um 12:13:
Grazie, Heidrun, ich bin gespannt, was du noch entdecken wirst, denn ich habe noch längst nicht alles, was berichtenswert ist, verraten.

Herzliche Grüße
Ekki

 AchterZwerg antwortete darauf am 03.05.25 um 17:21:
Das ist wirklich eine empfehlenswerte Dokumentation, ihr Lieben.
1Q84 beleuchtet die Hintergünde der Aum-Sekte und die Bereitschaft des japanischen (amerikanischen, deutschen ...) Volkes, sich einem charismatischen Führer zu unterwerfen.
In Japan lagen jene mit Sicherheit (auch) in der Leere, die durch die Entzauberung ihres Gottkönigs nach dem 2. Weltkrieg entstanden war. Die Sekte fand aus ähnlichen Gründen ganz besonders viele Anhänger in Russland.

Vergleichbares lässt sich bis heute beobachten, bis hin zum Trumpismus.
Folglich ein brandaktueller Schrifsteller!

Vielen Dank für seine Erwähnung oder dafür, dass du uns mit ihm bekannt gemacht hast. 
<3
Piccola

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 03.05.25 um 21:42:
Merci, Heidrun, wer deinem Hinweis nachgeht, wird doppelt belohnt, einmal durch den Verweis auf "1984" und zum anderen durch den Hinweis auf Murakamis kreative Verarbeitung dieses Titels.

 harzgebirgler (03.05.25, 12:17)
Hallo Ekki,

was ich nach Wikipedia-Lektüre besonders bemerkenswert finde:
Sein Roman 国境の南、太陽の西 kokkyō no minami, taiyō no nishi, 1992 (dt. 2000) wurde Ende Juni 2000 in der Sendung Das Literarische Quartett besprochen und es kam dabei zum Eklat. "als Sigrid Löffler das Buch als „literarisches Fast Food“ und als „vollkommen sprachloses, kunstloses Gestammel“ bezeichnete. Besonders negativ hob sie die „zotig[en]“ erotischen Darstellungen hervor, aber auch die Japanische Anrede qualifizierte sie als „Ritualisierung der Sprache“ ab. Die Romanfigur Shimamoto sei ein „Phantasma“ und eine „Männerphantasie“. Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek hingegen verteidigten das Buch: Reich-Ranicki warf Löffler vor, sie könne „die Liebe im Roman nicht ertragen“ und sei „prüde“; Karasek lobte die Kunstfertigkeit des Autors und erwähnte, dass DER AUTOR von einigen bereits als kommender Nobelpreisträger gehandelt würde. In der Folge verließ Löffler die Sendereihe.
Im Zuge des Streits stellte sich heraus, dass die deutsche Fassung des Romans nicht auf dem japanischen Originaltext basierte, sondern eine Zweitübersetzung aus dem Amerikanischen Englisch war. Auf diese Tatsache angesprochen, äußerte sich DER AUTOR verwundert:
„Ich habe mich gefragt, warum man in Deutschland keinen Übersetzer finden konnte, der direkt vom Japanischen ins Deutsche übersetzt hätte. Deutschland ist doch ein großes Land, und es gibt dort so viele Intellektuelle. Meiner Meinung nach sollte es leicht sein, jemanden zu finden, der Japanisch und Deutsch lesen und schreiben kann, finden Sie nicht? (…) Wenn man mich gefragt hätte, hätte ich darauf bestanden, dass man einen Japanisch-Übersetzer findet“ (Quelle: Wikipedia) 


LG
Henning

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 03.05.25 um 13:57:
@ Harzgebirgler: Gracias, Henning. Zu dem Eklat im Literarischen Quartett. Ich bin mir sicher, dass Löfflers Reaktion heute allgemein als zu prüde eingestuft würde. Ich finde den Streit unter einem anderen Gesichtspunkt sehr interessant: Graeculus bemängelte zu Recht, dass die "ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher" außer Dos Passos keine asiatischen und indischen Poeten berücksichtigt habe. Das Literarische Quartett war Ende Juni 2000 mit der Wahl eines japanischen Poeten weltoffener. 
LG
Ekki

 Saudade (03.05.25, 12:31)
Komisch, als junge Dame liebte ich ihn, aber dann stieg ich aus. Besonders schön war "Kafka am Strand". Tingler lobte sein neuestes Buch "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer" in höchsten Tönen. 
Die "Gefährliche Geliebte" fand ich hölzern, glaube jedoch, dass das an der damaligen Übersetzung lag. Es gibt längst eine neue. Wäre fast schon interessant, diese zu lesen.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 03.05.25 um 14:01:
Kompliment Cori, deine literarische Welterkundung hat früh begonnen.

 Saudade meinte dazu am 03.05.25 um 16:17:
Weltoffene Erziehung - Erster Bezirk, viele Intellektuelle. Ich bin sehr dankbar darüber.

 Pearl (04.05.25, 10:49)
"Naokos Lächeln" gehörte zu meinen Lieblingsromanen.
"Gefährliche Geliebte" liebte ich auch.

Auch sah ich die Verfilmung vom Lächeln der Naoko... und in einem kleinen Wiener Theater die Inszenierung eines seiner Romane...Das Stück hieß "Die geheime Bibliothek".

Zwei meiner Freundinnen, die die Literatur des Autors zwar mögen... kritisieren ihr Frauenbild!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.25 um 11:28:
Vielen Dank, Pearl. Zu der von deinen Freundinnen kritisierten sexuellen Freizügigkeit Murakamis, die sich in japanischer Literatur öfter findet, ist zu sagen, dass die Japaner die sublimierende Tradition des Christentums und der Romantik nicht kannten.

LG
Ekki
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