Das Bauernopfer

Aphorismus zum Thema Politik

von  loslosch

Pro dominis peccare etiam virtutis loco est (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; sententiae). Für die Gebieter zu sündigen ist sogar wie Tugend.

Latein ist eine knapp und bündig formulierende Sprache, kommt stets mit weniger Wörtern aus als die aus ihr hervorgegangenen romanischen und - darüber hinaus - die indoeuropäischen Sprachen. Hier aber zeigt die deutsche Sprache ihre einmalige Überlegenheit:

Bauernopfer

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (12.04.11)
Die Erklärung liegt darin, dass die Verantwortung nach oben abgeschoben wird. Die Bauernopfer dürfen das Gefühl haben, Märtyrer im Dienste einer höheren Sache zu sein.
LG
Ekki

 loslosch meinte dazu am 12.04.11:
Erster Satz: Stimmt, wenn man ans gestrige "Jubiläum" zum Eichmann-Prozess denkt. Zweiter Satz stimmt, wenn man an Watergate (s. Folge-Komm. denkt). Danke Dir. Lothar

 AlmaMarieSchneider (12.04.11)
@Ekki
Wird da nicht die Verantwortung (wenn etwas schief ging) von oben nach unten abgeschoben? Die Bauernopfer sind ja unterhalb des "Adels" angesiedelt. Meinem Verständnis nach wird etwas Nachrangiges geopfert um etwas höherwertiges zu erhalten.

 loslosch antwortete darauf am 12.04.11:
... Wird da nicht die Verantwortung (wenn etwas schief ging) von oben nach unten abgeschoben? ...

Als hättest Du an Nixon (1913 - 1994) gedacht! Erinnert sei an die berühmt-berüchtigte Watergate-Affäre in den USA Anfang der 1970er Jahre unter Präsident Richard Nixon (1969 bis 1974). Nach dem aufgedeckten Einbruch in das Wahlkampfbüro der konkurrierenden Demokratischen Partei versuchten die meisten vor Gericht gestellten Täter, ihre Alleinschuld zu bestätigen und ansonsten die Aussage zu verweigern, um die sogenannten Klempner inklusive des Präsidenten zu schützen. Für mich der berühmteste Fall des Bauernopfers, sogar eines "Serienopfers". Danke für Deine Einschätzung. Lothar

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 12.04.11:
Vielleicht stimmt in diesem Falle beides, Alma Marie. Die juristische Verantwortung wird auf die Bauernopfer abgeschoben, da hast du recht. Diese schieben aber die ethische Verantwortung für ihre verantwortungslose Solidarität nach oben ab. Das hatte ich gemeint.
LG
Ekki
Caty (71)
(12.04.11)
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 Dart äußerte darauf am 12.04.11:
Der Begriff des Bauernopfers kommt in der Tat vom Schach und bezeichnet die Abgabe eines Bauern entweder für eine bessere Stellung, eine gute Kombination (mit Mehrgewinn), Mattmöglichkeiten oder eine schnellere Entwicklung (siehe Gambit-Eröffnungen).
Im Gegensatz zum rethorischen "Bauernopfer" wird das reale Bauernopfer also nicht für den Erhalt oder die Verteidigung einer Sache/einer Person eingesetzt, sondern für den eigenen Vorteil zum Sieg (also eher Offensive, statt Defensive).

Und nebenbei - die FDP ist in Umfragewerten seit ihrer Regierungsmitarbeit abgestürzt, nicht seit Libyen! Der Mann hat sich schlicht so stur und unsinnig verhalten, dass die letzten Wahlen einfach seinen sprichwörtlichen Sargnagel dargestellt hatten (Sargnagel - ein anderes Wort, bei dem ich mich gerade frage, ob die Lateiner da kürzer sind ;) ).

Gruß, Dart.

 loslosch ergänzte dazu am 12.04.11:
... Und nebenbei - die FDP ist in Umfragewerten seit ihrer Regierungsmitarbeit abgestürzt, nicht seit Libyen!...

So etwa sehe ich das auch. Guido hat Wahlversprechen abgegeben, von denen er hätte wissen müssen, dass sie unerfüllbar sind. - Als aktiver Schachspieler ergänze ich noch: Es gibt auch Figurenopfer aller Art (Läufer, Springer, Turm, Dame). - Sargnagel, sowas wie clavus capuli, kannten die Römer nicht. Aber den Nagel auf den Kopf treffen (fällt mir auf die Schnelle nicht ein, etwas mit acu), das konnten die Römer - und Dart auch. :) Lothar

PS: rem acu tangere. Den Nagel auf den Kopf treffen. Eigentlich: Die Sache mit der Nadel treffen.
(Antwort korrigiert am 12.04.2011)

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 12.04.11:
Für mich betreibt die FDP eine reine Klientel-Politik und da fühlen sich immer weniger vetreten.

Libyen: Mir ist in diesem Konflikt nicht klar wo die Mehrheit des Volkes steht. Gadafis Reich ist ja zu Saudi Arabien das reinste Paradis gewesen. Ich denke, daß er (trotz seiner enormen Macken) eine Menge Anhänger hat.
Was die "Rebellen" wirklich anstreben ist mir auch nicht klar. Dieser Aufstand unterscheidet sich stark von Tunesien und Ägypten.

 loslosch meinte dazu am 12.04.11:
Wenn Gaddafi den afroafrikanischen Obama mit "mein Sohn" anredet, zeigt das seine Schlitzohrigkeit, verrät aber auch eine allerschwerste Persönlichkeitsstörung. Seine Anhänger reduzieren sich auf die, die seine Kamellen aufraffen und dabei jubeln. Sobald er keine Bonbons mehr verteilen kann, ist er weg. Das geht jetzt ganz schnell und endet wie bei Bwagbo, denke ich, nur dass die Nachfolge unklar ist. Lo
Caty (71) meinte dazu am 12.04.11:
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 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 13.04.11:
Hallo Caty,

danke erst mal für Deine Ausführungen. Mir sind diese bekannt, daher auch meine Zweifel ob diese Revolution auch eine Volksgewollte ist oder nur der Versuch einer Machtergreifung bestimmter Gruppen, die mit der Mehrheit der dortigen Bevölkerung nichts zu tun hat.
Ghaddafi hat seinerzeit auch viele der vertriebenen und heimatlos gewordenen Paläsdinenser aufgenommen und ist größter Arbeitgeber für seine Nachbarstaaten. Libyen ist kein armes Land und der Durchschnittslohn ist dort recht hoch. Für eine Volks-Revolution zu hoch.

Ich denke, daß hier wieder nur Nato-Soldaten geopfert werden auf dem Altar der Gier. Der Irak wird derzeit massiv ausgeplündert, Libyen wird die nächste Quelle sein.
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