An der Garderobe abzugeben
Persiflage zum Thema Religion
von loslosch
Kommentare zu diesem Text
Im Verlauf der Geschichte wurde aus dem jüdischen Monotheismus im Christentum zunächst Vater und Sohn, der sich (im NT) opfert (vgl. AT: Abraham und Isaac), dann kommt der heilige Geist dazu, später Maria (vielleicht die beste Erscheinung auf dem Weg zum christlichen Polytheismus), und die vielen Heiligen und Päpste, bis hinunter zum Pfarrer und Ministranten.
Die Naivität, mit der insbesondere fromme Katholiken eine solche Theologie glauben können, steht in einem faszinierenden Widerspruch zu der kanonischen Kirchenwirklichkeit in Sachen Glaube und seine Umsetzung in moralische Realität.
So kritisch ich diese Theologie sehe (die teilweise ihre Entsprechungen in den protestantischen Kirchen hat), so sehr schätze ich sie als prämoderne Mythologie, die bis auf den heutigen Tag ästhetisch wirkt (z. B. der Malerpriester Herbert Falken).
Ich will ausnahmsweise bei dieser Gelegenheit mitteilen, dass ich examinierter Theologe bin, und ich gab über 15 Jahre lang (ev.) Religionsunterricht bis zum Abitur einschließlich.
Mein Kommentar ist natürlich nur eine sehr kurz gefasste Darstellung eines Sachverhalts, der ziemlich komplex ist und, da Theologie sich permanent wandelt, auch nicht abgeschlossen ist, von Rom abgesehen.
Ich bin nie gläubig gewesen, immer aber an Religion interessiert. Ich sehe die Religion(sgeschichte) wie die Kunst(geschichte) - als spannende Sache, als art work in progress...
Die Naivität, mit der insbesondere fromme Katholiken eine solche Theologie glauben können, steht in einem faszinierenden Widerspruch zu der kanonischen Kirchenwirklichkeit in Sachen Glaube und seine Umsetzung in moralische Realität.
So kritisch ich diese Theologie sehe (die teilweise ihre Entsprechungen in den protestantischen Kirchen hat), so sehr schätze ich sie als prämoderne Mythologie, die bis auf den heutigen Tag ästhetisch wirkt (z. B. der Malerpriester Herbert Falken).
Ich will ausnahmsweise bei dieser Gelegenheit mitteilen, dass ich examinierter Theologe bin, und ich gab über 15 Jahre lang (ev.) Religionsunterricht bis zum Abitur einschließlich.
Mein Kommentar ist natürlich nur eine sehr kurz gefasste Darstellung eines Sachverhalts, der ziemlich komplex ist und, da Theologie sich permanent wandelt, auch nicht abgeschlossen ist, von Rom abgesehen.
Ich bin nie gläubig gewesen, immer aber an Religion interessiert. Ich sehe die Religion(sgeschichte) wie die Kunst(geschichte) - als spannende Sache, als art work in progress...
Darf ich einfach mal neugierig nachfragen, wieso man ausgerechnet Religionslehrer wird, wenn man selbst nie gläubig war? Und kann man denn etwas überzeugend vermitteln, von dem man selbst nicht überzeugt ist? (Nicht falsch verstehen, die Frage. Interessiert mich wirklich!) LG BirmchenIrmchen
Das sind natürlich berechtigte Fragen.
Als ich Religion aus Interesse an der Sache studierte - als wäre es Philosophie -, sah ich mich nicht als Religionslehrer, der ich dann wurde; allerdings nur mit wenigen Stunden pro Woche.
Die 'innere Missionierung' ist nicht die Hauptsache, sondern das Fragen und Suchen nach einer weltanschaulichen und/oder religiösen Position. Das gelang mir gut. Um MEINEN Glauben oder Nichtglauben ging es in den Stunden nicht; die Schüler setzten das voraus, weil sie es für selbstverständlich hielten. Schwieriger war, dass sie auch immer annahmen, ich stünde auch felsenfest (!) hinter den Dogmen der katholischen Kirche. Überhaupt sahen mich Schüler evangelischer Herkunft im Rheinland als Repräsentant päpstlicher Haltungen... Ich merkte, dass ich im Fach Deutsch oder Geschichte wesentlich mehr religiöse und Fragehaltungen und das Suchen nach weltanschaulichen Standpunkten fördern konnte, weil hier der Kirchenaspekt entfiel.
Ich habe dann vor über 10 Jahren das Fach Religion im Einverständnis mit der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Schulaufsicht/Schulleitung aufgegeben und unterrichtete seitdem im Fach Praktische Philosophie (NRW).
(Hauptsächlich war ich Deutschlehrer (60 %), Geschichtslehrer (25 %), und machte Schülertheater.)
Als ich Religion aus Interesse an der Sache studierte - als wäre es Philosophie -, sah ich mich nicht als Religionslehrer, der ich dann wurde; allerdings nur mit wenigen Stunden pro Woche.
Die 'innere Missionierung' ist nicht die Hauptsache, sondern das Fragen und Suchen nach einer weltanschaulichen und/oder religiösen Position. Das gelang mir gut. Um MEINEN Glauben oder Nichtglauben ging es in den Stunden nicht; die Schüler setzten das voraus, weil sie es für selbstverständlich hielten. Schwieriger war, dass sie auch immer annahmen, ich stünde auch felsenfest (!) hinter den Dogmen der katholischen Kirche. Überhaupt sahen mich Schüler evangelischer Herkunft im Rheinland als Repräsentant päpstlicher Haltungen... Ich merkte, dass ich im Fach Deutsch oder Geschichte wesentlich mehr religiöse und Fragehaltungen und das Suchen nach weltanschaulichen Standpunkten fördern konnte, weil hier der Kirchenaspekt entfiel.
Ich habe dann vor über 10 Jahren das Fach Religion im Einverständnis mit der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Schulaufsicht/Schulleitung aufgegeben und unterrichtete seitdem im Fach Praktische Philosophie (NRW).
(Hauptsächlich war ich Deutschlehrer (60 %), Geschichtslehrer (25 %), und machte Schülertheater.)
Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Ich schimpfe angesichts des übervollen Stundenplans meiner Tochter immer über das neue Unterrichtsfach Ethik, dass leider verpflichtend ist und nicht alternativ zum Religionsunterricht gewählt werden kann. Andererseits wird dadurch natürlich der Blick erweitert und die Religion - sofern man sich bewußt dazu entscheidet - wird zu einem Mantel, den man sich freiwillig überzieht (um mal im Bild von Lo zu bleiben).
Herzlichen Dank, Bergmann für Deine Ausführungen. Und Lo für den anregenden Text. LG BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 21.10.2011)
Herzlichen Dank, Bergmann für Deine Ausführungen. Und Lo für den anregenden Text. LG BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 21.10.2011)
RobertaRupp (48)
(21.10.11)
(21.10.11)
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das standesamt erst auf der 4. position! hast du dir das auch gut überlegt, roberta? lothar
GunterRupp (51) ergänzte dazu am 21.10.11:
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ichbinelvis1951 (64) meinte dazu am 21.10.11:
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die distanzierte einstellung eines augsburgers. bist du Mixa-geschädigt, klaus? lothar, bedankend
*Frieda* (48)
(21.10.11)
(21.10.11)
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geht leider. wieviele dumpf-gläubige glauben an die leibliche aufnahme mariens in den himmel. credo, quia absurdum. ich glaube daran, gerade weil es absurd ist. so ähnlich ein christlicher kirchenvater (tertullian).
ein hoch den kopflosen! lohar
ein hoch den kopflosen! lohar
Ich fürchte, dass in den meisten Fällen, wo es so scheint, nicht der Verstand an der Garderobe abgegeben wird, sondern der Mut zum Widerspruch. Der Verstand, der sich nur schwer ablegen lässt (sofern er denn vorhanden ist), flüstert seinem Träger zu: „Halt’s Maul und mach dir keinen Ärger.“ -)))
eigentlich wollte ich dir widersprechen, ekki. aber mit der eingeklammerten bemerkung machst du es mir unmöglich. lothar
Und ich traue mich nicht, einem von euch beiden zuzustimmen...
:-)
:-)
kokettierende befangenheit?
Nein, Klugheit. Ich will keine Eifersucht schüren. Ich erinnere an Schillers Bärchschaft ...
... ebenso an goethes erlgeenich ...
un dör dahucher, blubb blubb wech woorör...
Kadavergehorsam?
kennst du den kosenamen für fronleichnam (fron, herr - leichnam des herrn)? im rheinland volkstümelnd: happy cadaver. lateinisch: cadaver christi.
treffer, getroffen hast du allerdings nur ein phantom, andrea. lothar
treffer, getroffen hast du allerdings nur ein phantom, andrea. lothar