Entzauberung eines Leitspruchs

Groteske zum Thema Schuld

von  loslosch

Fortiter in re, suaviter in modo (nach Claudio Aquaviva, fünfter [italienischer] Ordensgeneral der Jesuiten im 16. Jahrhundert). Stark in der Sache, mild in der Methode.

So lautet das Motto der Societas Jesu (SJ). Diesen Gedanken müssen einige Patres sehr wörtlich verstanden haben, indem sie versuchten, ihre eigenen sexuellen Verwerfungen zu Lasten von Heranwachsenden auszuleben.

Einzelne Verirrte aus der Priesterschaft sollen die minderjährigen Beichtsöhne und -töchter bei der Abnahme der Beichte detailverliebt, ja inquisitorisch nach ihren moralischen Verstößen im Intimbereich befragt haben. Heterosexuell veranlagte Priester befragten eifrig ihre Beichttöchter, gleichgeschlechtlich orientierte Beichtväter dagegen legten bei ihren Beichtsöhnen Befragungseifer an den Tag.

Beiden Tätergruppen war gemeinsam:

Sie onanierten bei der Befragung.

Dieselbe endete stets mit dem obligaten "Ego te absolvo ..." Ich spreche dich frei (von deinen Sünden).

Wie harmlos mutet dagegen folgendes Beichtgeschehen an. Ein hochbetagter Herr gesteht, dass er ein Mädchen vergewaltigt hat. Der Priester fasst nach: Wie, in diesem hohen Alter? Das Sünderlein: Es ist schon 60 Jahre her! - Und dann beichten Sie es erst heute! - Ich beichte es immer wieder, weil die Erinnerung daran so ...


Anmerkung von loslosch:

Aphorismus des Wilhelm Busch:

Wenn wer sich wo als Lump erwiesen,
so schickt man in der Regel diesen,
zum Zweck moralischer Erhebung,
in eine andere Umgebung.
Die Luft ist gut, die Lage neu,
der alte Lump ist auch dabei.

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Kommentare zu diesem Text


 Rudolf (07.03.10)
Durch Onanieren bei der Beichte werden meines Erachtens keine Persönlichkeitsrechte anderer verletzt. Es mag mehr als Beispiel dienen, in welcher Not diese Menschen stecken. Was genau hart und was weich ist, wäre noch weiter zu erläutern. Es könnte aber sein, dass Dein Text zum Tag dann nicht mehr jugendfrei ist.

 loslosch meinte dazu am 07.03.10:
Sorry, wenn die Beichtenden das mitkriegen, verletzt es "naturgemäß" Persönlichkeitsrechte.

Diese Herren mögen zwar objetiv in einer Not stecken. Wenn sie aber im Beichtstuhl Hand an sich legen, zeigt das dreierlei:

Sie sind psychische Wracks und/oder Zyniker und verschaffen sich den allerletzten Kick. Dieser Text hier ist nach meinem Empfinden höchst jugendfrei, für junge Menschen sogar ausdrücklich zur Lektüre zu empfehlen. Nur Gestörte oder Nachahmungstäter könnten auf krumme Gedanken kommen.

Meine längst verstorbene Tante, Jg. 1913, berichtete von ihrem Beichterlebnis: Nachdem sie als 18-jährige ihre erotischen Gedanken als sog. Sünden gebeichtet hatte, meinte der Priester: Wir müssen darüber ein seelsorgerisches Gespräch führen. Du kommst morgen um x Uhr x in die Sakristei. Sie ist dann nicht zum Rendevouz erschienen und hat diesen Beicht-"Vater" hinfort gemieden. Lothar
(Antwort korrigiert am 07.03.2010)

 Rudolf antwortete darauf am 07.03.10:
O.k., o.k. ...

Geht man den Spuren des Wortes onanieren nach (1. Mos. 38,9), tut sich halt eine lange jüdisch-christliche Tradition auf.

 loslosch schrieb daraufhin am 07.03.10:
Das sind jetzt sachfremde Erwägungen. Ich stricke fort: Sigmund Freud erzählt in seinem erhellenden Büchlein "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten" folgende Aneck-Dote: Doktor zum Patienten: Treiben Sie Selbstbefriedigung? - Verlegene Anwort: Oh na, nie! :) Lo
Georg (54)
(07.03.10)
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 loslosch äußerte darauf am 07.03.10:
Das Thema ist nicht unappetitlich, sondern die Herren mit ihren Übergriffen sind es. Ich denke auch ans Vertuschen.

Was die Gebrüder Joseph und Georg (der eine Kardinal in München, der andere gestandener Chef der Domspatzen) seinerzeit miteinander besprochen haben mögen, wir werden es nie erfahren ... Lothar
Georg (54) ergänzte dazu am 07.03.10:
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 Jorge (07.03.10)
Das Beste ist die Busch-Anmerkung. Die steckt sicher bei vielen Politikern/Politikerinnen gut gefaltet im Täschchen.

 loslosch meinte dazu am 07.03.10:
Dein verbales Lob geht an Wilhelm Busch. Sehr treffend! Der gute Wilhelm hatte wohl nicht die Priesterschaft und die Politiker im Visier. Was war er doch für ein exzellenter Menschenkenner.

Bei der Beurlaubung dachte ich zuerst an die Bischöfe, die ihre Mitarbeiter "strafversetzen".

Danke fürs Punkten. Lothar
Klopfstock (60)
(07.03.10)
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 loslosch meinte dazu am 07.03.10:
Prognose: Die ewigen "Nörgler" treten jetzt verstärkt aus der Kirche aus. Eine größere Zahl von neuen Zweiflern wird auf den Plan gerufen, und die breite Masse der Gewohnheitsfrommen rückt enger zusammen.

Im Kommentar-Thread wird die Meinung vertreten, ich wolle hier opportunistisch punkten. Dabei wird dummerweise übersehen, dass die Zahl der Aufrufe auch durch heftige Kritik gesteigert wird! :)

Ich hab noch einen zum Thema auf Lager. Herzlichen Dank, Klopfi. Lothar
(Antwort korrigiert am 07.03.2010)

 EkkehartMittelberg (13.11.11)
Die von dir dargelegte Praxis von Priestern ist schizophren. Man wird wohl nie erfahren, wie hoch der Anteil von Zynismus im Vergleich zur Willensschwäche bei derartigem Verhalten ist.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 13.11.11:
diese tätergruppen existier(t)en tatsächlich. dass es überhaupt zur aufdeckung solcher grenzüberschreitungen kam, lässt eine hohe dunkelziffer vermuten, ekki. lothar
Graeculus (69)
(26.12.14)
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 loslosch meinte dazu am 26.12.14:
nur insoweit, als jesuiten als sünder aktiv wurden. kuriosität am rande: während der eine sündigte, wurden dem anderen die sünden vergeben.
Graeculus (69) meinte dazu am 29.07.15:
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Graeculus (69)
(29.07.15)
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 loslosch meinte dazu am 29.07.15:
suave ist die alternative!
Graeculus (69) meinte dazu am 29.07.15:
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