Der Feind steht rechts

Gedicht zum Thema Orientierung

von  GastIltis

Der Feind steht rechts - oder auch nicht.
Er zeigt sich beiderlei Geschlechts.
Sieht man ihn bei der Demo winken,
gehört er sicher zu den Linken.

Er führt doch irgendwas im Schild.
Alleine dieses schiefe Bild,
das man von ihm gezeichnet hätte,
wär er wie damals noch der nette

und familiäre Nachbarssohn,
der derzeit mit dem Megaphon,
gut, das ist dreißig Jahre her,
die Mutter lebt auch längst nicht mehr,

… gezeichnet hätte, wenn er nicht,
das eine Mal, kaum vor Gericht,
mit dieser Freundin aus Peru,
sag du doch auch mal was dazu,

ich meine nur: der Feind steht … bitte … ,
hier unter uns, in unsrer Mitte?
Er spricht doch nicht mal unsre Sprache. -
Ach? - Das ist eine andre Sache.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: plotzn, Sätzer, EkkehartMittelberg, LottaManguetti., Marjanna.
Vielen herzlichen Dank!

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(07.11.18)
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 GastIltis meinte dazu am 11.11.18:
Hallo Uwe, danke für die Zeilen. Ja, man kann die Richtung vorgeben. Die Würde des Menschen, Grundgesetz. Und dann alles zerreden. Das wollte ich ein wenig darstellen. Mehr nicht. Wobei, wer wie wir, die Zeit von 33 bis 45 einbezieht, und das muss man, kommt an der Überschrift nicht vorbei. Eindeutig, klar und ohne Vorbehalte. LG von Gil.

 EkkehartMittelberg (07.11.18)
Der Feind steht als Trägheit des Denkens und des Herzens in einem selbst.
LG
Ekki

 GastIltis antwortete darauf am 11.11.18:
Richtig Ekki, und dafür stehst du mit deinem Werk. Jedenfalls dem Großteil. Gradlinig und wesentlich. Vielen Dank und LG von Gil.

 Didi.Costaire (07.11.18)
Das ist ja alles ohnehin schon sehr verwirrend, und dann kommt auch noch die Freundin aus Peru. Da will ich jetzt gar nicht weiter interpretieren und hinterlasse lieber betont
freundliche Grüße
Dirk

 GastIltis schrieb daraufhin am 11.11.18:
Hallo Dirk, verwirrend mit Absicht! Die Freundin aus Peru, OK. Ich hatte während des Studiums eine Studienkollegin aus Honduras, Tochter eines Latifundienbesitzers und Kommunistin. Etwas widersprüchlich! Soll aber nur überleiten auf die Vorgänge in den USA, sprich die noch tausend Meilen entfernten, sicher ärmsten zu erwartenden Migranten, für die man schon aus Wahlkampfgründen den Schießbefehl bereithält. Einen Feind auszumachen, fällt hier schwer, nur Unmenschlichkeit. Übrigens: wenn wir, d.h. die einheimischen Studenten im Herbst drei Wochen Kartoffeln sammeln mussten, ist die „Kommunistin“ zum Shoppen nach Paris gefahren. Kommunismus kann schön sein; Armut ist (Arm am Beutel …). Danke + viele Grüße von Gil.

 TrekanBelluvitsh (07.11.18)
Na klar steht die Gefahr rechts. Oder gibt es z.B. auch "gute Rassisten"?

Die Frage bleibt, ob jeder, der rechts steht auch rechts ist.
UND:
Ob jeder der links steht, auch links ist.

Ich will jetzt keine aktuellen Namen zu Rate ziehen, aber irgendwie kommt mir in der Nachschau Stalin nicht als "lupenreiner Linker" vor. Felix Dserschinsky und Erich Mielke verband in meinen Augen auch mehr mit Gestapo-Müller und Geigen-Heydrich, als der "kommunistischen Plattform" heute lieb sein mag.

Allerdings bin ich auch ein voreingenommener Pessimist
Reggi : "Macht Dich diese dumme Kuh nicht sau wütend?"
Becker : "Doch, natürlich, aber es überrascht mich nicht, weil ich schon immer der Meinung war, dass die meisten Menschen grausam, verblödet und niederträchtig sind."
Reggi : "Ach, komm schon, Becker. Wenn ich davon ausgehen würde, müsst‘ ich auch davon ausgehen, dass die ganze Welt einfach kacke is‘!"
Becker : "Danke schön! Genau das versuch‘ ich Dir seit vielen langen Jahren jeden Morgen von Neuem wieder mitzuteilen. Danke schön."

aus: Becker; S02E21
Also was weiß ich schon...

 GastIltis äußerte darauf am 11.11.18:
Hallo Trekan, wer, wenn nicht du!
Natürlich sind Mielke oder Stalin Beispiele, die mit den üblichen Begriffen rechts/links überhaupt nicht zu tun haben. Im heutigen Sinn. Ich selbst habe mein Arbeitsleben leider in der DDR verbringen müssen. In meinem ersten Betrieb war die grundsätzliche Anrede „Genosse“, unabhängig davon, ob man in der Partei war oder nicht. Der Betriebsleiter verstieg sich z.B. mal zu der völlig unsinnigen Aussage: an der Veranstaltung nehmen auch die Genossen teil, die nicht in der Partei sind!
Später wurde ich dann Kommunist, parteiloser Kommunist! Nur, weil ich meine Arbeit gemacht habe. Eigentlich lächerlich, hat sich dann aber bald gelegt. Der erste Teil der Aussage des Satzes.
Nein, ich stehe zu der Überschrift!
Und: wer Sätze gebraucht wie: die Hitler(zeit) und die (der) Nationalsozialisten seien „nur ein Vogelschiss“ in 1000 Jahren deutscher Geschichte, beleidigt nicht nur die Opfer, sondern ist ein übler Rassist, der in der offiziellen Politik eines Rechtsstaates nichts zu suchen hätte.
Aber er ist ja schließlich in einem demokratischen System gewählt worden …
Danke und nochmals: was weiß ich? Alles und wer, wenn nicht du! LG von Gil.

 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 12.11.18:
Wer in einem demokratischen System gewählt wird, ist noch lange kein Demokrat. Das ist ein Irrtum.

Wenn die Mehrheit etwas will, ist das noch lange keine Demokratie. Das ist ein Irrtum.

 GastIltis meinte dazu am 12.11.18:
Das kann man beliebig erweitern. Wer in einem demokratischen Staat nicht über die notwendigen Mittel verfügt, sich einem demokratischen Wahlverfahren zu stellen, wer also nicht ausreichend präsent ist bzw. sein kann, ist entweder chancenlos oder muss sich in nahezu demütigender Weise einer Parteidoktrin bzw. denen unterordnen, die diese demokratisch verbrämte Linie vorgeben. Parteienfinanzierung ist ein Begriff, Spenden ein weiterer. Nach oben ist da sehr viel offen.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 12.11.18:
Ah, das Problem der Lautstärke. Das IST ein Problem. Jedoch sehe ich nicht, dass das ein genuin demokratisches Problem ist (siehe Putin-Russland).

Es hängt auch ganz erheblich davon ab, was gesagt wird. Stell dir mal vor, auf der Straße humpelt ein Männlein auf die zu und fragt dich höflich und nett im rheinländischen Ton: "Wollt ihr den totalen Krieg?" Du würdest doch nicht "Jawoll!" antworten, sondern eher so was wie: "Danke, dass sie mir die Wahl lassen. Aber: Nein, lieber nicht. Überhaupt, Joseph, hast du wieder deine Depressiva nicht genommen?"

Und es gibt in "unserer Demokratie" sogar Bestrebungen, den Lautstärkevorteil auszugleichen. So ist z.B. das böse öffentlich-rechtliche Systemfernsehen verpflichtet, vor Wahlen die Spots aller Parteien auszustrahlen. Zugegebenermaßen wirken die kleiner Parteien oft ein wenig  obskur. Aber das liegt dann doch weniger an Geld und Möglichkeiten...

 GastIltis meinte dazu am 12.11.18:
Obskur, tatsächlich!
Marjanna (68)
(07.11.18)
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 GastIltis meinte dazu am 12.11.18:
Liebe Janna, danke sehr. Dabei habe ich nur versucht, mich dem bestehenden System der Sprachverwirrung anzupassen. Die Kunst der Politik*, etwas zu sagen und etwas anderes zu tun, ohne dass es nachhaltig bemerkt wird, (natürlich zum eigenen Vorteil), ist leider uralt. Aber wem schreibe ich das. Viele liebe Grüße von Gil.
*Politik: ist nur ein Beispiel, das sich beliebig ergänzen ließe!

 plotzn (09.11.18)
Servus Gil,

ja wo steht er denn nu, der Feind? Links, rechts, unter uns? Am besten, ich erweiter mein Feindbild, dann ist er überall und meine Orientierungsprobleme sind gelöst...

Mit verwirrten Grüßen,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 12.11.18:
Hallo Stefan, kurz nach der Wende in der DDR hatte mal ein findiger Mitbürger, als man dabei war, eine Partei nach der anderen zu gründen, während der Straßenbahnfahrt zur Arbeit die ROMLUP erfunden: die Rechts-Oben-Mitte-Links-Unten-Partei! Ob er die Asoziation hatte, dass rechts und oben sich am Kapital sowie links und unten an den Armen orientiert, weiß ich nicht, habe ich damals auch nicht erkennen können. Gut ist jedenfalls eine gesunde Mitte, die wenigstens etwas sehschwach auf einem Auge ist. Auf welchem, überlasse ich mal deiner Phantasie.
LG von Gil.

 plotzn meinte dazu am 12.11.18:
Die Idee der ROMLUP gefällt mir, wie auch die neuere "Die Partei", auch wenn es nur Satire und keine Politik ist (maximal Politiksatire).
Die gesunde Mitte (im Gegensatz zu gefährlichen Randerscheinungen) ist auch mein bevorzugtes Terrain. auch mein Körper sammelt sein Gewicht mit der Zeit immer mehr in der gesunden Mitte

Liebe Grüße,
Stefan
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