Wenn die Sonne schwindet

Gedicht zum Thema Orientierung

von  GastIltis

Wenn irgendwann die Sonne schwindet,
zum Beispiel hinterm Horizont,
geschieht es, dass der Künstler findet,
das macht sie wieder sehr gekonnt.

Entschwindet sie überm Gebirge,
indes ein Schwein ins Uhrwerk schaut,
denkt es bestimmt nicht, welch Gewürge,
und dass sie ihm die Sicht versaut.

Will sie sich in den Wald verziehen,
in Teutoburg oder zu Haus,
ahnt man, dass die Verrückten knien
und beten: komm bald wieder raus.

Wird sie sich sonst wohin verpissen,
aus dem Gedächtnis oder so,
der Mensch und mit ihm all sein Wissen
vergeht nach einem Gang aufs Klo.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Sätzer, millefiori, franky, Trainee, LottaManguetti, EkkehartMittelberg, AZU20, ElviraS, TrekanBelluvitsh, plotzn, TassoTuwas, Nimbus, Hilde, BeBa.
Lieblingstext von: Hilde.
Kommt wieder!

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(08.03.19)
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 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Hallo Sä, wenn du so willst: Aspiranz durch Transzendierung der Alltagspersönlichkeitsebene ist auf vielen Verwirklichungsebenen möglich. Fortgeschrittene Verwirklichung führt still und unspektakulär zur Aspiranz. (Ludwig Kirchhofen). Und: Man könnte es „Sägemehl sägen“ nennen. Wolltest du das in etwa sagen? Leicht verständlich und passend ausgedrückt, wenn es so sein sollte. Dennoch: die Sonne taucht wieder auf. Irgendwo aus dem Sägemehl. Danke + LG von Gil.
Sätzer (77) antwortete darauf am 08.03.19:
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 millefiori (08.03.19)
Und geht sie gar im Meere unter,
dann hat der Angler leichtes Spiel
die Fische schwimmen ihm dann munter
genau ins Hakenauffangziel.

Macht gute Laune und Lust zum weiterspinnen.
Liebe Grüße millefiori

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 08.03.19:

 GastIltis äußerte darauf am 08.03.19:
Hallo millefiori,

bei mir steht niemand unter Zwang.
Es schwimmt der Fisch am Riff entlang.
Grad wetzt er sich sein Essbesteck,
schnappt ihm ein Krak den Happen weg.

Danke + LG von Gil.
Trainee (71)
(08.03.19)
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 LottaManguetti ergänzte dazu am 08.03.19:

 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Hallo Träninchen,

im Restaurant „Zum Offenstall“
ist Licht, Gedränge und Krawall.
Und eins steht fest, bei all dem Schwund,
wenn etwas scheint, dann ist es rund.

In diesem
....................Sinne
...............................Gil.

Antwort geändert am 08.03.2019 um 17:50 Uhr
Jo-W. (83)
(08.03.19)
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 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Hallo Jo, ich merke schon, wenn man so weit herumgekommen ist wie du, kann einem selbst ein sonniger Dachschaden* nichts mehr anhaben. Wo immer man sich auch anlehnen mag. Danke und herzliche Erinnerungsgrüße von Gil.
* kann alles auch andersherum lauten, frag bitte nicht wie ...

 LottaManguetti (08.03.19)
Und rennt sie einst, anstatt sie geht,
ist es fürs Menschlein längst zu spät.
Dann kommt der große Ballermann
und schluckt die Erde, weil ers kann.

Lotta

Inspirierend schön!
Trainee (71) meinte dazu am 08.03.19:
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 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Hallo Lottchen mit Tränchen,

den Ballermann, den Roten Riesen,
ihn hat man jetzt verboten.
Das wird demnächst auch mit den Wiesen
geschehn. Da gibt’s dann Quoten.

Das geht den Preußen wie den Bayern
ganz heftig an die Nieren.
Man kann die Reihenfolg verschleiern,
sall sick bloß nich verfieren.

Danke und seid lieb gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg (08.03.19)
Schon Heine ließ das Fräulein stehen
und Trakl alte Plätze schweigen.
Noch hängt der Himmel voller Geigen,
sie wird bleiben, wir vergehen.

Schön, dass du auch ihr mal Ruhe gönnst, mein Freund.
Wir müssen uns alle mal verpissen dürfen.
HG
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Hallo Ekki, manchmal, wenn man ein Gedicht beginnt, und die ersten vier Zeilen erfüllen in ihrer Ernsthaftigkeit alle Erwartungen, könnte man sich zufrieden zurücklehnen. Und plötzlich kommt man von dem Gedanken, der sich über die zweite Strophe einschleicht, nicht los, und das ganze Konzept bricht zusammen. Was tun? Den Gedanken verwerfen, um sich zu Zeilen zu zwingen, die dann misslingen müssten? Schwierig. Selbst die Idee einer zweiten Variante verwirft man dann von vornherein. Man kann nicht über seinen Schatten springen. Danke für deine Zeilen und HG zurück von Gil.
ElviraS (73)
(08.03.19)
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 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Hallo Elvira, schön, dass du auch noch einmal an einen Flugplatz erinnerst, der wenigstens funktioniert hat. Zumindest, als ich von da starten und landen durfte (als Fluggast). Und es stimmt, dort ist das Umfeld etwas übersichtlicher. Die Sonnenanbeter wird es freuen. Danke und sei gegrüßt von Gil.
Sin (55)
(08.03.19)
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 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Hallo Rothaut, habe ich erst einmal nicht vor. Apropos „verziehen“. Früher mussten wir nicht nur (als Studenten) Kartoffeln sammeln, sondern auch Rüben verziehen. Da war ich noch Lehrling, aber nicht in der Landwirtschaft. Auch Garben habe ich schon aufgestellt. Mit einem Kumpel war ich in einer Jugendherberge und der Herbergsvater hat uns beschwatzt, einen Nachmittag Garben aufzurichten. Kennt heute kein Mensch mehr. Du? Na, egal. Danke erst einmal bis zum nächsten Sonnenaufgang. Herzlich Gil.
PS: so ein Stoppelfeld ist nicht die Prärie!

 TrekanBelluvitsh (08.03.19)
Das es vergeht, das Wissen,
dazu muss die Sonne sich nicht bald verpissen.
Es reicht in Stadt und Land und Wald
ein Satz: "Das glaube ich halt!"

 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Da, Trekan, hast du einen weisen Satz ausgesprochen. Obwohl: wenn Statistiken nicht lügen, (wozu wären sie sonst da), und nicht alles kann Churchill erledigen, werden wohl bald 50 % der Jugendlichen das Gymnasium besuchen. Anpassung ist alles. Der Stoff an das Aufnahmevermögen, die Methoden an die Lernfreudigkeit oder der Unwillen an die Vermittlungsfähigkeit. Wer die Nacht zum Tag macht, muss nicht wissen, wie schön ein Regenbogen ist und warum er kommt oder geht. Danke und LG von Gil.

 plotzn (08.03.19)
Servus Gil,

Und sollt sie wirklich einmal schwinden,
ich hoff, so schnell passiert das nicht,
dann kann man uns hier nicht mehr finden,
so ganz im Dunkeln ohne Licht.

Letzten Sommer sah es zum Glück noch nicht nach Sonnenschwund aus - sonst wäre es bald aus mit meiner Orientierung, wo mittags Süden ist...

Liebe Grüße,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Nun, Stefan, die vermutlichen fünf Milliarden Jahre, die noch vergehen werden, ehe sich unsere liebe Sonne aufbläht und die Erde versengt, werden wir noch aushalten. Die Frage ist, ob nicht die Andromedagalaxie etwas schneller die Milchstraße einverleibt und welche Folgen dies für das Sonnensystem haben könnte, ist noch offen. Wir werden es beobachten. Ansonsten sehen wir dem nächsten Sommer mit Zuversicht entgegen, du mit mehr als ich, und ich orientiere mich weiter gen Westen, du gen Süden. Gut so. Ich danke dir und bleib aufmerksam. Herzlich Gil.

 TassoTuwas (08.03.19)
Hallo Gil, ja, das sind Fragen, die die Menschheit seit Jahrzehnten quälen, wie ein Sonnenbrand um Mitternacht. Hier deutest du geschickt Lösungsmöglichkeiten an. Was mich aber überaus intensiv beschäftigt ist die Frage, "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versingt...?" Ja was dann? Ok, das interessiert wirklich keine Socke, außer einer. Danke dir für den Denkanstoß. TT
Trainee (71) meinte dazu am 08.03.19:
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 TassoTuwas meinte dazu am 08.03.19:
Fragen, auf die die Wissenschaft keine Antwort weiß

 GastIltis meinte dazu am 09.03.19:
Hallo Tasso, liebes Tränchen,

Ach Ihr, an welches schöne Lied erinnert mich euer Zwiegespräch? An Heines „Ein Weib“.
Versingt sie irgendwo, die Sonne? Ach nein, die Lieb versinkt in Wonne. Im Original:
„Um sechs des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.“

Zu schön, davon zu träumen. Bin regelrecht gerührt. Herzlich euer Gil.
Hilde (62)
(08.03.19)
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 GastIltis meinte dazu am 09.03.19:
Liebe Marie, danke. Deine Zeilen haben mich sehr beeindruckt. Wie ich mich ohnehin über jede Zeile von dir freue. Herzliche Grüße von Gil.
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