Der Fuchs und der Waldschrat

Gedicht zum Thema Existenz

von  GastIltis

(oder von der Bedeutungslosigkeit

irdischen Seins)


Der Fuchs schleicht nüchtern aus dem Bau

und denkt sich, schönes Wetter heut.

Er weiß, man hält ihn schon für schlau,

ein Umstand, der fast jeden freut.


Schnell schwingt er sich aufs Mountainbike

und schnürt damit durch das Gebüsch.

Sein Sinn steht nicht nach Hungerstreik.

Er sucht mehr den gedeckten Tisch.


Die Lichtung, wo der Waldschrat meist

am Morgen seine Andacht hält,

bevor er so wie auch sein Geist

in hundert Jahre Schlaf verfällt,


dort strebt er hin, der alte Fuchs,

in Hoffnung auf ein gutes Mahl.

Der Schrat indes sagt keinen Mucks.

Ihm ist Freund Reineke egal.


Wir aber sehn, wenn schlau sich dünkt,

wer hungrig mit dem Rad im Wald

spazieren fährt, dass das nichts bringt.

Das lässt sogar den Waldschrat kalt.


Und: wenn man hundert Jahre pennt,

dann ist es eh bedeutungslos,

ob jemand um sein Leben rennt,

im Nirgends zwischen Baum und Moos.



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Kommentare zu diesem Text

Jo-W. (83)
(19.03.23, 09:26)
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 GastIltis meinte dazu am 19.03.23 um 14:43:
Danke lieber Jo,
ja mit den Fahrrädern ist so eine Sache. Als ich im letzten Jahr in Trassenheide zwischen dem Ort und Zinnowitz einerseits und Karlshagen andererseits die Waldwege entlang marschiert/spaziert bin, habe ich die wunderbaren E-Bikes und ihre sporttlichen Fahrer beiderlei Geschlechts nicht nur bewundert, sondern beim Halt auch angesprochen. Einmal wegen ihrer hoch aufgerüsteten Fahrzeuge, und dann auch wegen der Fahrziele. Viel mehr Spaß hat es aber gemacht, mit Wanderern ins Gespräch zu kommen, weil dann oft mehr Zeit für die wesentlichen Dinge des Lebens verbleibt.
Mit meinen vier Fahrrädern lebe ich auf Kriegsfuß. Im Frühjahr werden sie zurecht gemacht, Luft wird aufgepumpt und der Winterstaub entfernt, bestenfalls reicht es noch für eine Probefahrt. Aber das war es dann auch schon. Ich gehe lieber zu Fuß. Seit ich eine Uhr mit Schrittzähler besitze, habe ich mich gut unter Kontrolle. Du weißt, Bewegung tut Not. Und wer rastet, der rostet.
Sei in diesem Sinne herzlich gegrüßt von deinem Freund Gil.
Taina (39) antwortete darauf am 21.03.23 um 10:18:
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 Saira (19.03.23, 19:56)
Schlimm, diese Egal-Welt  :wassat: Wäre der Fuchs doch nur Wilma und mir begegnet! Ich habe immer ein paar Leckerlis dabei und ein fahrradfahrendes Waldtier hätte mich so begeistert, dass ich für Nachschub gesorgt hätte, allerdings ohne Flinte. Zu Hause habe ich bestes Hunde- und Katzenfutter.
 
Die Metaphern in deinem Gedicht, lieber Gil, haben mir herrliche Bilder vor Augen geführt  :)
 
Herzliche Grüße
Sigi


Kommentar geändert am 19.03.2023 um 19:58 Uhr

 GastIltis schrieb daraufhin am 19.03.23 um 20:33:
Danke, liebe Sigi,
nun gehen wir beide mal davon aus, dass sich der Fuchs auch alleine versorgen kann. Seine Bequemlichkeit, die ihn möglicherweise sonst teilhaben ließ, muss er allerdings ein wenig opfern. Er wird schon nicht zum Vegetarier werden.
Liebe Grüße zum Sonntagabend von Gil.

 EkkehartMittelberg (19.03.23, 20:48)
Hallo Gil,

ein Gedicht, das meine grauen Zellen rotieren lässt und ich merke, dass sie existieren.

LG
Ekki

 GastIltis äußerte darauf am 20.03.23 um 11:26:
Danke Ekki,
wenn man jetzt versucht wäre zu sagen noch, dann würde man sich bei der Präzision deiner Formulierungskünste selbst ins Abseits schießen. Und wer will das schon?
Sei herzlich gegrüßt von Gil.
Agnete (66)
(19.03.23, 21:19)
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 GastIltis ergänzte dazu am 20.03.23 um 11:55:
Danke liebe Agnete,
leider weiß ich nicht mehr genau, wann ich diese Zeilen geschrieben habe. Es dürften aber mehr als zwanzig Jahre seither vergangen sein. Das hieße, dass bestenfalls vom besagten Fuchs jetzt noch die Enkel oder Urenkel unterwegs sein könnten, dann müssten sie aber sehr viel Glück gehabt haben!
Sei herzlich gegrüßt vom mitfühlenden Gil.

 Didi.Costaire (19.03.23, 21:51)
Hallo Gil,

die Weisheit denkt über den Tellerrand der eigenen Existenz hinaus. Dabei weiß dein Gedicht mit exquisiten Reimpärchen wie Mountainbike/ Hungerstreik und Fuchs/ Mucks zu überzeugen!

Schöne Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 20.03.23 um 12:10:
„Es ist richtig, ich bin erst achtundzwanzig. Aber ich habe die Weisheit eines Neunundzwanzigjährigen.“ (aus einem Bewerbungsschreiben)

Danke Dirk,
der Boden der Tatsachen kann gesät sein mit Drachenzähnen oder verkrachten Existenzen. Die Zeit wird ergeben, ob die Ernte frucht- oder furchtbar wird.
Wir erwarten immer das Gute!
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 TassoTuwas (21.03.23, 09:49)
Mein lieber Gil,

wieder lenkst du, dankenswerterweise, deinen und natürlich auch meinen Blick auf eine von der Gesellschaft belächelte Minderheit, denn:

So ein Waldschrat
ist - du sagst es - in der Tat
ganz schön auf Draht
dass er stets müde sei
da ist doch nichts dabei
und käme eine Fee vorbei
und frügte mich
was ich denn lieber sei
Wald Wiesen oder Feldschrat
es wär mir einerlei   :ermm: !

Herzliche Grüße
TT

 GastIltis meinte dazu am 21.03.23 um 15:27:
Hallo Tasso,

am Idealfall des Waldschrat
grenzt dies ein wenig an Verrat!
Der Waldschrat, denkt man nur an díesen,
den sieht man bestenfalls auf Wiesen,
wenn sie gesegnet und geweiht sind,
d.h. vom Irdischen befreit sind,
noch seltener auf Flur und Feld.
Warum? Weil er davon nichts hält!

Darum, gib acht, wohin du trittst,
damit dein Treten dir was nützt!

Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.
Taina (39)
(21.03.23, 10:21)
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 GastIltis meinte dazu am 21.03.23 um 15:39:
Hallo Tanne,
hier treten die Waldschrate, allgemein auch „Gemeiner Waldschrat“ genannt, gern in Rudeln auf. Früher haben sie noch Mammuts gejagt. Füchse ignorieren sie in der Regel. Also, von verfehlen kann keine Rede sein. Sie, also die Schrate, sind einfach nicht auf Kleingetier aus.
Liebe Grüße von Gil (auch so eine Art Schrat!)
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