Die Traurigkeit hat kalte Hände

Gedicht zum Thema Melancholie

von  GastIltis

Der Tango ist nun fast zu Ende,
das Licht wird langsam altersschwach.
Die Traurigkeit hat kalte Hände,
und wer nicht schlafen kann, bleibt wach.

Man fühlt, doch was sind schon Gefühle?
Nur Trauer als gespielter Schein.
Die Schwüle weicht der Grabeskühle
und stellt sich auf den Abschied ein.

Dann im Salon zerbricht ein Spiegel.
Die Rückwand bringt ein Blatt hervor,
mit handgeschriebnem Text und Siegel:
Ich liebe dich (samt Eselsohr).


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: AvaLiam, Rothenfels, Browiak, buchtstabenphysik, millefiori, Kreuzberch, Stelzie, Sätzer, plotzn, Didi.Costaire, juttavon, AchterZwerg, princess, tulpenrot, Jo-W., TrekanBelluvitsh, TassoTuwas, EkkehartMittelberg, Cora, LottaManguetti, unangepasste, Moja.
Lieblingstext von: AvaLiam, Sätzer, plotzn, LottaManguetti, EkkehartMittelberg, tulpenrot, AchterZwerg.
Mit Eselsohr!

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Kommentare zu diesem Text

Jo-W. (83)
(25.06.19)
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 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Was soll ich zu deinen Zeilen noch schreiben, das ich nicht zu deinen Versen „traurig“ schon geschrieben habe. Danke und herzlich grüßt dich Gil.

 Moja (25.06.19)
Zauberhaftes Ende, Gil, leidenschaftlich und sinnlich wie ein Tango sein muss, und die Gedicht-Melodie schmiegt sich an.
Beschwingte Grüße, ganz ohne Knick, Moja

 GastIltis antwortete darauf am 25.06.19:
Hallo Monika, es ist so bedauerlich, dass der Tango z.B. bei Tanzveranstaltungen für Junggebliebene nicht mehr auf der Tagesordnung steht. Die Diskjockeys der Gegenwart können sich keine Vorstellung machen, dass ihr Sound für die Altersklasse, für die sie engagiert sind, nicht angemessen ist. Ich spreche aus Erfahrung! Geschweige denn, dass sie eine Idee davon haben, was sich hinter Zeilen verstecken könnte, die jenseits von Werbung und Sprücheklopferei liegen. Danke für deine wunderbaren Sätze. Herzlich grüßt dich Gil.

 unangepasste (25.06.19)
Super Titel!

 GastIltis schrieb daraufhin am 25.06.19:
Liebe unangepasste, zu hundert Prozent bin ich mir nicht sicher. Aber ich meine, dass es dein erster Kommentar zu einem meiner Gedichte ist. Ein Kurzkommentar, gewiss, der durch die Empfehlung an Wert gewinnt. Er macht mich schon stolz! Ich bin gespannt und werde aufmerksamer denn je alles verfolgen. Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 unangepasste äußerte darauf am 25.06.19:
Das weiß ich so genau gar nicht, aber ich fürchte, du könntest Recht haben, sagt mein schlechtes Gewissen, schließlich bin ich mit Kommentaren ja eher sparsam und meist nur stille Mitleserin auf dieser Seite. (Und ja, eigentlich sollte man viel öfter kommentieren - wir Schreibenden wollen ja schließlich wissen, was andere über einen Text denken.)
Cora (29)
(25.06.19)
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 GastIltis ergänzte dazu am 25.06.19:
Ach Cora, warum sollte ich deinen Einwand als Meckern ansehen? Natürlich wäre wohl ein anderes Wetter für diese Zeilen angemessener. Aber es ist auch eine Frage der momentanen Stimmung, die eine Rolle spielt, welches „Werk“ ich einsetze. Insofern, aber hauptsächlich, weil gerade diese Zeile auch repräsentativ für den Titel steht, wäre eine Änderung nicht angebracht. Danke und liebe Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg (25.06.19)
Welch herrliche Melancholie, Gil. Dass sie ein Eselsohr hat, macht sie noch sympathischer..
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Danke Ekki für deinen einfühlsamen Kommentar. Manchmal gibt es Begebenheiten, die dem Spiegel mit dem Blatt auf der Rückwand sehr nahekommen. Vor Jahren fand ein Ex-Kollege, mit dem wir uns im kleinen Kreis einmal jährlich treffen, während solch eines Treffens in Markkleeberg in einem Hotel einen Umschlag mit Geld im Nachtschrank, den er pflichtschuldig in der Rezeption abgab. Dass diesen angeblich Gäste einer Hochzeitsgesellschaft vergessen hätten, kann man nachträglich anzweifeln, da weder ein Anruf des Dankes noch der übliche Finderlohn jemals gereicht worden ist. Sicher war dies etwas weniger romantisch, aber für ähnliche Vorfälle hilfreich. Sei ungeachtet von der nicht präzisen Parallelität der Ereignisse (eins fiktiv, das andere real) herzlich gegrüßt von Gil.
PS: zum realen Fall habe ich noch ein krasseres Beispiel in petto.
Sin (55)
(25.06.19)
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 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Danke Rothaut, wenn man in die Zukunft sehen könnte, müsste man die eine oder andere Markierung dieser Art schon mal platzieren. Ich stelle mir vor, dass sie zumindest Verwunderung auslöst. Es geht einem ja oft so, wenn man Monogramme mit Herzen in Baumrinde eingeschnitzt findet, machmal mit Jahreszahlen, oder z.B. in der Sächsischen Schweiz in den Sandstein gemeißelt, und sich dann fragt, was aus den Urhebern wohl geworden sein könnte. Aber vielleicht war alles banal wie so oft im Leben. Wer weiß. Viele herzliche Grüße vom alten Gil.

 TassoTuwas (25.06.19)
Lieber Gasti, ich warte immer noch auf einen Opernball, wo der Chefdomteure in den Saal ruft "Alles Tango"! Bis dahin hoffe ich, dass du noch viele Schlusspointen ala "Eselsohr" raushaust. LG TT

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Hallo Tasso, ich wüsste dann aber gern, woher du die Freikarten bekommst und ob die zwei für uns mit dabei sind. Ich hatte früher auch mal was mit dem Bau zu tun, aber heiße nicht Lugner. Wenn auch ähnlich. Ansonsten weißt du selbst, solche Einfälle kommen im Jahrhundert nicht so oft. Dennoch danke und bleib anständig und liebenswürdig. Herzlich Gil.

 TrekanBelluvitsh (25.06.19)
Ich mag das Eselsohr.

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Hallo Trekan, mein Verständnis für deine Eigenheiten ist nahezu unbegrenzt. Auch für spezielle. Danke und sei herzlich gegrüßt und grüß auch die, die es verdienen, vom ebenso veranlagten Gil.

 Didi.Costaire (25.06.19)
Ich Esel habe heiße Hände
und kriege höchstens kalte Füße,
ob ich dir diese Nachricht sende.
Na gut, ich tu's. Fidele Grüße!

Dirk

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Hallo Dirk, vielleicht versuchst du dich wie beim Origami mit dem Falten eines Kranichs. Deine Voraussetzungen sind ideal. Nur wenn er tanzen soll, musst du die unteren Extremitäten etwas aktivieren, wegen der Anleitung. Bleib fidel! Danke und sei gegrüßt von Gil.

 tulpenrot (25.06.19)
Und mitten in der tiefsten Melancholie erwischt mich das Eselsohr eiskalt. Das muss man erst einmal hinkriegen! Sowas macht Spaß zu lesen. Großes Lob!
Und Gruß
tulpenrot

Kommentar geändert am 25.06.2019 um 16:00 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Liebe Angelika, dich habe ich lange vermisst. Aber im rechten Moment zeigst du dich wieder. Schön! Und schreibst einen sehr lieben Kommentar. Freut mich sehr. Danke für das Lob und überhaupt. Herzlich Gil.

 tulpenrot meinte dazu am 26.06.19:
Ich konnte sehr lange nicht online sei; ich war schwer krank. Hirnblutung. Aber seit fast 2 Wochen kann ich endlich (nach3 1/2 Monaten) zuHause sein.

 princess (25.06.19)
Dieses Augenzwinkern ganz am Ende der Untergangsidylle: wunderbar gastilitisch!

Liebe Grüße
Ira

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Ja Ira, es ist schon eine Untergangsidylle. Man darf seine Gedanken nicht so sehr schweifen lassen. Wo sind sie hin, die Spiegelsäle? Gut, Wien zählt nicht für Sterbliche. Vieles ist einfach dahin …
Danke für deinen lieben Besuch. Schau einfach wieder einmal vorbei. Herzlich dein Gil.

 AchterZwerg (25.06.19)
Im Eimer hab ich beide Beine,
den Ventilator dazu an;
dies kühlt den Body von alleine -
den Liebsten eist es nicht heran!

Dein Gedicht ist allerdings - den Göttern sei's gedankt - etwas tiefsinniger. Selbst ohne Wassertunken!
Sehr schön: das verschämte Eselsohr ...

Liebe Grüße
der8.

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Hallo Achtel, danke für die Zeilen. Meine Mühen des Tages habe ich nun hinter mir und mein kleiner Enkel schläft, was will man mehr. Ein Eselsohr hat er für mich schon gefaltet; ab 3. August darf er sich beweisen. Dann hoffentlich ohne. Ab morgen hoffe ich, dass er seine Schwimmfähigkeiten verbessert; das Seepferdchen reicht längst nicht aus. Sei tapfer und halte durch. Liebe Grüße sendet dir Gil.

 juttavon (25.06.19)
Oh, das ist sehr fein!
Alles andere ist schon gesagt

HG Jutta

 GastIltis meinte dazu am 25.06.19:
Hallo Jutta, herzlichen Dank für deine freundlichen Worte. Sei auch ganz lieb gegrüßt von Gil. Bis bald.

 plotzn (26.06.19)
Servus Gil,

so wunderschön runterziehen kannst einen nur Du. Und man kann Dir nicht mal böse sein deswegen. "das Licht wird langsam altersschwach" - wer da nicht in Depressionen zu schwelgen beginnt, dem ist nicht mehr zu helfen...

Liebe Grüße,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 01.07.19:
Danke Stefan,
früher habe ich z.B. im Gedicht "Für Betrübte" diese noch quasi direkt angesprochen. Davon bin ich abgekommen:

"Manchmal, da wird er depressiv.
Er fällt so ungeheuer tief,
dass nichts ihn aufzuhalten scheint.
Er liegt dann irgendwo und weint.
Er liegt und weint und schläft nicht ein.
Von Trost kann keine Rede sein.
Er? Das ist der, der in uns wohnt.
Ich blieb bisher davon verschont.
....
Das Fleisch ist schwach, der Geist ist hin.
Er zweifelt an des Lebens Sinn,
hört Töne des Posaunenchors.
Ich blieb … ach leck mich doch am Mors."

Dazwischen liegen noch zweieinhalb "bedeutende" Strophen, wie du dir denken kannst.
Na, du wirst es eh in Zweifel ziehen.
Herzlich Gil.
Kreuzberch† (66)
(08.07.19)
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 GastIltis meinte dazu am 08.07.19:
Danke Stefan, die Freude ist auf meiner Seite, zumal ich mit Berlin (Berlin, Berlin …) ziemlich verbandelt bin. Und auch zum Land Brandenburg habe ich einen sehr heißen Draht. Und momentan zwei Ableger hier vor Ort. Heiß geht es her! Wir hören noch einiges. LG von Gil.

 Teichhüpfer (15.07.19)
Die Einsamkeit macht kalte Hände, weil Du dein eigenes Leben hast.

 GastIltis meinte dazu am 15.07.19:
Stimmt, habe ich! Und dennoch muss ich noch auf ein paar andere aufpassen. Damit sie sich die Hände immer mal wieder aufwärmen. Und ihre Herzen. LG von Gil.

 Teichhüpfer meinte dazu am 15.07.19:
In der Liebe, trau keinem über 30.

 GastIltis meinte dazu am 15.07.19:
Könnte auch "keinen" heißen, Jens! Aber ich z.B. bin das lebende Beispiel des Gegenteils. Und halte durch.

 Teichhüpfer meinte dazu am 15.07.19:
Es geht viel daneben, die Liebe bleibt.

 Artname (15.07.19)
Das gefällt mir richtig gut! Danke und

lg

 GastIltis meinte dazu am 16.07.19:
Hallo Artname, danke für deinen Besuch und deine Freundlichkeit. Und den Gruß. Herzlich Gil.
buchtstabenphysik (25)
(24.07.19)
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 GastIltis meinte dazu am 28.07.19:
Hallo Patrick, doch nicht etwa in deine eigene Melancholie. Wie früher, oder täuscht mich mein Ahnen? Danke für deine Zeilen und LG von Gil.

 AvaLiam (10.09.19)
"Ich liebe dich (samt Eselsohr)"

ich mag Doppeldeutigkeiten... (und Wortspiele)

Die zweite die sich mir hier auftut gefällt besonders gut - jemanden zu lieben OBWOHL oder vielleicht auch WEIL er ein Esel ist :D oder eine Eselei begangen hat.

Und dies mit Brief und Siegel zu erhalten - ja - das macht mit diesem Gedankengang die Sache schon (beinahe) romantisch.

Hoffen wir nur, dass niemand abergläubig ist und der zerbrochene Spiegel Unheil verkündet.

Es tut mir leid wenn mein Lesen dein Schreiben etwas Sinn entfremdet - doch es macht gerade einfach Laune, die vielen kleine Bälle aufzufangen und eigene Szenen im Kopf zu drehen.

inspirativ

- und gefühlt - just in diesem Moment - tragisch-schön


liebe Grüße - Ava

 GastIltis meinte dazu am 15.09.19:
Hallo Ava,
natürlich sind solche Texte, wenn sie einem gelingen, schon „Glückstreffer“. Dass man sie vielfältig auslegen kann, macht schon einen Teil der Faszination aus. Ob es beabsichtigt ist oder nicht, sei immer dahingestellt. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass du es so erkennst. Danke dafür. Leider bin ich im Moment viel mit anderen Dingen befasst, sodass mein eigentliches Lieblingsfeld, die Lyrik, viel zu kurz kommt. Ich hoffe, dass es sich in vier bis sechs Wochen ändert.
Viele liebe Grüße von Gil.
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