Standpunkt

Kurzprosa zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

In ein Gespräch vertieft mit einem chinesischen Dichter, dessen Lyrikband wir zweisprachig in einem Schuber herausgeben, vergesse ich die Zeit und verspäte mich. Die Mitarbeiter erwarten mich bereits ungeduldig. Entschuldigend schaue ich in die Runde – und dann auf die Badewanne mitten im Raum. Wie gern hätte ich jetzt ein Bad genommen! Doch daraus wird nichts. Ein Grafiker redet unablässig in einer Art Geleier vor sich hin. Die Stimmung ändert sich, alle wirken enttäuscht, irgendwie. Dann, etwa nach einer Stunde seit Beginn seiner Klage über die Abhängigkeit von der Arbeit, unterbreche ich ihn. Meine Situation unterscheidet sich wesentlich von seiner. Ich stehe kurz vor dem Lebensende, denke ich erleichtert.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (29.09.19)
Kurz vor dem Lebensende darfst du aufhören, arbeiten zu müssen. Für manche Leute ist arbeiten labern.

 Moja meinte dazu am 29.09.19:
Danke, Regina!

Lieben Gruß,
Moja
Hannah (72)
(29.09.19)
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 Moja antwortete darauf am 30.09.19:
Oh, vielen Dank, liebe Hannah!

Ich kann Dir verraten: Deine Traumdeutung und Prophezeiungen haben sich inzwischen erfüllt.

Lieben Gruß, Moja

 Dieter_Rotmund (29.09.19)
Der Schluss ist doch arg sentimental und warum sollte der Protagonist sowas eher unvermittelt in die Runde sagen? Der Text ist gut genug, keine Pointe zu brauchen. Jaja, ich weiss, Thema Traum und so, aber ich möchte den Text dennoch auf die literarische Qualität hin betrachten, dafür ist ja kV da.

Kommentar geändert am 29.09.2019 um 12:02 Uhr

Kommentar geändert am 29.09.2019 um 12:02 Uhr

 Moja schrieb daraufhin am 30.09.19:
Für Deinen Hinweis bin ich Dir sehr dankbar, Dieter!
Im Zirkel fanden sie das Ende krass, dennoch amüsierten wir uns köstlich. Du meinst also, der Schluss ist zu sentimental. Ich überarbeite das Ende!

Gruß, Moja

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 30.09.19:
Der persönliche Freiheitsbegriff, derart egozentrisch formuliert, zerstört auch die Sympathien für den Erzähler unnötig. Ich würde ein offenes Ende empfehlen, trauen sich aber viele nicht.

 Moja ergänzte dazu am 30.09.19:
Ja, mir fehlte die Distanz, um das zu sehen. Ist das Ende jetzt besser? Danke noch mal!
Moja

 Momo (29.09.19)
Hallo Moja,

Träume finde ich immer interessant. Wenn es deine sind, finde ich es auch mutig, sie zu veröffentlichen, denn Träume sind ja keine Schäume. :)
Ich sehe zwei zentrale Bilder: Der chinesische Dichter (China, Reich der Mitte), wird in zwei Sprachen veröffentlicht, und die Badewanne (Reinigung) in der Mitte des Raumes.
Ich denke, dass die obigen Bilder und deine Überzeugung, frei zu sein, entgegen dem Geleier des Grafikers von Abhängigkeit, ein Traumbild ergeben, das sich lohnt, es zu interpretieren.

LG Momo

 Moja meinte dazu am 30.09.19:
Danke für Deine Sicht und Empfehlung, Momo.

Aus Träumen kann ich oft herauslesen, wo ich gerade stehe. Dieser hier hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und erst jetzt - nachdem vieles umgesetzt wurde - mache ich mit Vergnügen eine Geschichte draus.

Lieben Gruß, Moja

 AchterZwerg (29.09.19)
Wird ein Werk zweisprachig mit einem Schuber herausgegeben *neid), handelt es sich in den seltensten Fällen um ein schlechtes und ist jeder Verspätung wert.
Ungeduld ist sogar besonders unangebracht, denn der chinesische Lyriker hat mit Sicherheit einen anderen Zeitbegriff als die wartende Mitarbeiterschar.
Die Badewanne weist auf Frankfurt hin (sog. Frankfurter Bad) und die kommende Buchmesse. - Bis dahin wird der Meister schon fertig werden ...

ahnt
der8.

 LotharAtzert meinte dazu am 29.09.19:
Der Meister ist jenseits von fertig und unfertig.
Waldschrat Ätznatron (weiß es!)

 Moja meinte dazu am 30.09.19:
Wunderbare Interpretation, lieber 8.!

Der Traumband sollte bereits erschienen sein, vielleicht stammt er vom zügellosen Li Pai? Wie dem auch sei, mir bleiben noch ein paar Jährchen mit oder ohne Badewanne, vermutlich...

- und Dank an Lothar, der Spruch gefällt mir!

Grüße,
Moja

 FrankReich (29.09.19)
Berufung, aber hüte Dich vor der Abberufung.

 LotharAtzert meinte dazu am 29.09.19:
Hüte dich vor allem vor Gun-Ralf, der nihil ist.

 FrankReich meinte dazu am 29.09.19:

 GastIltis (30.09.19)
Hallo Moja, Shi Nai-an, der Verfasser von „Die Räuber vom Liangschan“ schrieb in seinem Vorwort, dass die Zeit für bestimmte Unterfangen vorüber sei, und, falls man sich dennoch daranwagt, nur noch wenig bleibt, die Früchte seines Entschlusses zu genießen. Und dafür benötigt man keine Träume. LG für den nächsten Tagtraum erhofft sich Gil.

 Moja meinte dazu am 01.10.19:
Lieber Gil, das ist wieder mal eine schöne Anregung - die Räuber waren ihrer Zeit voraus, vertraten wohl so eine Art Robin Hood, Nun ja, erst wird die Arbeit des Traumes geleistet, dann werden die Träume "eingeweckt" - Erntezeit sozusagen und das bei vollem Bewusstsein. Heitere Grüße in den Tag, Moj, ganz wach
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