Ich hätte Abitur, - wäre vom Krieg verschont geblieben. Von dieser Rechtskurve kurz vor dem staubigen Parkplatz. Der mehr ein Feld voller Kraut. Büsche an den Rändern. Dort stand sie dann. Die übermenschliche Macht. Wie bunt zusammengewürfelt. Ein Unterscheidung ob Mensch oder Maschine nicht möglich. Über allem Patina, die aus dem Boden heraus zu wachsen scheint. Während ich darüber vergesse, dass ich zum Pinkeln von der Autobahn abgefahren bin. Wegen der Lesung - und der vollbusigen Blondine mit der tadellosen ’Blasebalgleistung’ - aber längst in der Stadt sein sollte. Trotzdem nehme ich mir Zeit, ziehe im Liegen den Flechtenmantel an. Einen, der Dimensionen verschiebt. Ich weiß das. Ich schrieb in meinem Roman darüber. Über Augen, die mit menschlichen Maßen spielen wie ein Hund mit seinem Lieblingsknochen. Die satt und zeitlos machen. Auch werde ich durch die nicht mehr an die Leichenbergen in den KZs gebunden. An Gebisse. Knochen. Haare. Schuhe. An die Vorstellung, dass Unterordnung oberstes Gebot ist. War! Von meinem Vater. Der erst in der SS- Division im Osten. Dann mit seinem ’täglichen’ Auftrag zu helfen MILLIONEN Menschen tötete. Unwertes Leben. Skulpturen, sagte er später. Da stand sein Name weiß auf einem blass braunen Grabstein. Darüber schwebte ein Alien. Ein entfernter Verwandter. ’Wer Jude ist bestimme ich!’ Im Falsett. Gregorianisch - fast. Als hätte ich einen Wunsch geäußert. Den Bombentod meiner Mutter vergessen. Nein. Habe ich nicht. Nicht das Figurenfeld. Von Sonne und Heidelbeerbüschen umsäumt. Dicht neben der Senke. Wo einst der Führer... Bevor sie mit Vorschlaghämmern kamen. In diesem Kraftakt. Von drei Gefangenen. Vandalen. Alles weg. Fort. Um keine Nachahmer anzulocken. Der Rest wurde in Beton gegossen. Spielplatz für Sprayer. Um Erinnerungsfotos zu machen. Einen Selbstmordanschlag zu planen; zu flüstern wann es wieder losgeht. Syrien oder Iran. USA. England. Germany. Nie wieder Krieg. Sagt das lokale Kuratorium. Die Mahnmal GmbH. Nur keine Sieger, kommt es mir beim Pissen auf die Platte. Nie wieder Schmierer. Anstreicher. Lagerfeuer. Feldgrau. Bilder von der Front. Lesungen. Die Verwirklichung eines Lebenstraums. Ich hätte Abitur gemacht. So kurz vor der Wahl. Doch die Hölle bin weder ich noch einfach die anderen. Nicht Drogen. Mord. Betrug. Oder süßes Blut. Meine Hölle bist du!
blind geworden an der regen zeit des lebens bei den bildern im kopf nachts nie ohne sonnenbrille liege ich in träumen von liebes sehnsucht schlaflos eine woche als ein jahr geht am tag ganz wunderbar im tod fern nah weg - trauriger gar - als die ganze welt von allen drum/s und dran die augen weit weg gestellt die salz trocknen tränen an der küste meiner wilden taten um zu retten was nicht will und so nie war dem behinderten begehren - wie irre dich zu lieben im großen schmerz herzen voll blödem hirn tun müssen was zu tun ist - was du mir bist doch ich nicht muss bis ganz zum schluss und hör mit jammern auf von dauer geilen tieren im immer grünen stall - die still heut stehen nein ich will dich nicht verlieren jetzt nicht - sondern überall da wo ich ab heute morgen bin
Karli hat Langeweile. Will einen Film drehen. Jimmi, Ich - gelernter Autist, Schauspieler - soll die Hauptrolle spielen.
„Worum geht’s?“
„Was weiß ich...!“
„Coole Idee.“
„Bin ich hier der Schauspieler, oder du?“
„Und?“
„Du bist doch nach Jimmy Dean benannt; - wir spielen sein Leben.“
„Und ich als Jimmy?“
„Was sonst!“
„Das wird dann aber ein Kurzfilm!“
„Egal. Lass uns anfangen.“
„Ohne Drehbuch, Kamera und...“
„Wir haben doch dein Handy. - Oder kann das nicht?“
„Doch, - kann. Aber nicht Drehbuch.“
„Kannst du nicht?“
„Klar, - aber wir spielen nicht Jimmys Leben, sondern deins!“
„Prima Idee, dann müssen wir auch keine Außenaufnahmen machen.“
„Siehste, so haben 15 Jahre Heim und fast 30 Jahre Klapse auch ihre Vorteile!“
Dreht euch nicht um, der Karli geht rum. Altbau. Hohe Decken. Stuck daran. Ehemals Parkettboden. Jetzt Linol. Das frisch gewachst wie Sau stinkt. Wie der erste Schrei. Von Munk. Der letzte Atem des Doktors. Seine engstirnige Großzügigkeit. Als wir ihn fragen.
„Einen Film?“
Sein Füllhorn für all diese Menschen hier, - die wie aus den Trödelmärkten der Umgebung gesammelt aussehen. Wie auf immer Wiener Walzer. Alles Psychiatrie. Wo das abnormste Abnorme locker seinen Platz findet. All die Weite im Denken. Die Enge im Ruhen. Krieg und Frieden in einer Person. Mut und Angst. Liebe - und keine. Liebe.
- Marianne Faithfull ’Crazy Love’.
Karlis Vision von Johanna. Seinem letzten Opfer. Deren getrocknete Möse er in der Brieftasche bei sich trug. Mit Hass im ungewissen Gewissen. Mit viel Kaffee in den 24 Stunden, die eine Reise durch Tag und Nacht braucht. Mehr als üblich auch Tabak - und der Rest..., wenn es draußen hell ist. Und die Seele im Fahrstuhl Schuld fest hängt. ’What have they done to the rain’. Dudelt die Musikbox. In die Hässlichkeit der Umgebung. Zimmer. Kneipenlicht. Karlis ewiges Grinsen. Seine vorstehenden Augen. Der scheiß (weiße) Schnurrbart. Ein Typ, mit einem Hirn groß wie Mausekot. Sitzt an einem Kreuzworträtsel für 5- jährige ein Jahr lang. Dann wirft er es weg. Bekommt als Weihnachtsgeschenk ein anderes. „Nettes Personal hier.“ Stummer Schrei eines Epileptikers mit verunstalteter Physis, zersoffener Leber, - Gehirnschaden vom Pattex schnüffeln. Total. Will sich auch kein neues machen lassen. Lügt er.
„Keinen Bock, weißte!“
Er mag mich eben. Und dann spielen wir sie alle in den Schatten. Die Tatorte, Polizeirufe. Mörderspiele und Schlangengruben. Stoßen die Nadeln der Wahrheit in uns - bis das Blut versiegt. Die Langeweile. Vielgeliebte. Hoffnungslosigkeit. Die Phasen der Sprachlosigkeit. All den Schrott, den ihr da draußen uns aufgegeben habt abzuarbeiten. Ein Teil eurer sinnlosen Existenz kotzt Gnade. Auf all die Tränen im Rollstuhl. Freunde. Feinde. Römer. Doch früher oder demnächst seit ihr dran. Ihr! Das Treibholz im Strudel. Und wir draußen. Frei - in später Blüte. „Jimmi! --- Was drehn wir nu?“
„Lass uns den Schuss in der Bahnhofstoilette machen!“
„Und n Banküberfall?“
„Den auch.“
„Supi, Alter!“
In Matrix ist das Gehirn direkt mit dem PC verbunden und kann in der virtuellen Welt interagieren... Scheiß die Wand an, sagt Karli - der alte Neuromancerfan, was es alles so gibt. Nur der Munk, Doktor - der denkt. Der denkt, ich weiß es nicht. Doch ich weiß es. Spüre die Narbe bei jedem Wetterwechsel. Die ist zwar dem Anschein nach winzig - dennoch, die lebt. Dehnt sich, bewegt..., zieht sich zusammen. Wächst in die Höhe. Schrumpft in der Breite. Zieht Länge. Und juckt. Wie es mich auch juckt, die dazugehörigen Kügelchen in Munks Büro zu... Die wie Kostbarkeiten in der Vitrine stehen. Auf Samt gebettet. Und aussehen wie in der Waschmaschine geschrumpfte Tischtennisbälle. Leicht genoppt, ähneln den Überwachungskugelwaben der NSA, - die da und dort und irgendwie lässig in vorwiegend grüner Gegend rumstehen. Meist unter Wind- Wasser- Kernkraft- Rädern. Hinter Blitzampeln. (Neuerdings) auch von Wahlplakaten zugeparkt; Slogan: ’Heute schon gekotzt?’ Das sieht man als Spot auch laufend im TV; yU nO? Sind so weiße Dinger; hat jeder schon gesehen! Harmlos aussehend. Und deswegen gleich wieder vergessen; sagt ja auch niemand, was drinsteckt. Ist wie mit den Kaninchen- Hoden bei Alice (im Wunderland). Kater Katze Carlo. Von weitem! Und voll voller Geheimnisse. Ja, das...