Betr. Augenarzt-Rechnungnr.765987

Brief zum Thema Nachdenken

von  eiskimo

Sehr geehrter Herr Doktor Maßlos!

Sie sollten nicht so gierig sein. Gier macht unsere Welt kaputt.

Natürlich ist Ihre Rechnung für meinen Augen-Check  „in Ordnung“ und formal nicht angreifbar.  Meine Krankenversicherung wird das anstandslos übernehmen. Wie immer.

Aber gestatten Sie mir meine spontane Empörung: über 200 Euro in weniger als zehn Minuten, so eine Gewinnsumme ist schon frech.

Augendruck messen, Sehtest, Vermessung meiner Brille – das machte Ihre Gehilfin  ja zack-zack.

Aber auch Ihr „intensives Beratungsgespräch, gegebenenfalls telefonisch“  verlief genauso schnell. Warum Sie den Sehtest gleich ein zweites Mal machten, sozusagen als Ausdruck meiner besonderen Wertschätzung“ , ist mir erst im Nachhinein klar geworden. Klar, Chefbehandlung. Faktor drei. Es müssen meine „trockenen Augen“ gewesen sein und  die „leichte  Eintrübung der Makula“, die die Kosten dann weiter hochtrieben.

Und Ihre Diagnose „Ist nicht schlimm – wir schauen uns das in drei Monaten nochmal an.“, wog natürlich auch sehr schwer, sicher einen glatten Hunni.

Sie werden, werter Herr Doktor Maßlos, diesen Brief wahrscheinlich gar nicht zu Ende lesen und ganz sicher in den Müll werfen. Ihre „Pompe à fric“ zu deutsch „Geldvermehrungspumpe“ werden Sie weiter so geschmeidig laufen lassen, klar, allein der enormen Unkosten wegen...

Ich könnte jetzt auf Molière verweisen und das, was er schon im 17. Jahrhundert über die geschäftstüchtigen Ärzte zu sagen wusste. Da zeigte sich viel Spott, aber auch Verachtung.

Ich ziehe es aber vor, Herr Doktor Maßlos, Sie an jene Kollegen zu erinnern, die „médecins sans frontières“ heißen, Ärzte ohne Grenzen. Die arbeiten da, wo es in dieser Welt brennt, und zwar für „Gottes Lohn“.  Diese Sorte Ärzte versuchen gutzumachen, was Gier und noch mehr Gier dort an Leid anrichteten.

Vielleicht machen Sie, monsieur le docteur, mal – nur für sich – einen diesbezüglichen Sehtest. Daraus könnten tiefgehende Erkenntnisse resultieren.

Das wünsche ich Ihnen jedenfalls - völlig kostenlos, versteht sich!

Ihr Patient, Rechnungsnummer 765987

 

 




Anmerkung von eiskimo:

Ich hatte auch zwei Präparate verschrieben bekommen, falls meine Augen noch einmal so juckten. Apothekenpflichtig, 38 Euro ....

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (03.12.22, 10:36)
Ja, Geld verdienen... Verdienen? LG

 eiskimo meinte dazu am 03.12.22 um 14:25:
... oder gar dienen?
Da will man nicht wirklich krank sein.

LG
Eiskimo
Taina (39)
(03.12.22, 20:27)
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 eiskimo antwortete darauf am 03.12.22 um 22:24:
Dass die Reisekosten übernommen werden - ja, welch Privileg! Und 1600 brutto, um irgendwo im Elend unter prekärsten Bedingungen zu arbeiten - willst Du sagen, dass das zu viel ist?  Dieses Taschengeld holt sich mein Augenarzt an einem Tag...Und er kann dabei hier sein Premium-Leben genießen.


Antwort geändert am 03.12.2022 um 22:32 Uhr

Antwort geändert am 03.12.2022 um 22:33 Uhr
Taina (39) schrieb daraufhin am 04.12.22 um 00:18:
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 eiskimo äußerte darauf am 04.12.22 um 09:30:
Was Dich wohl irritiert hat, ist der Ausdruck "Gottes Lohn".
Den habe ich bewusst gewählt. Klingt nach "Nichts", dabei wäre genau dieses Handeln einer "höheren Sache" wegen der Schlüssel....
Im Übrigen bin ich mir sicher, dass es ganz viele Ärzte gibt - auch außerhalb von Médecins sans Frontières - die nicht nur auf die lukrative Gebührenordnung schielen.
Taina (39) ergänzte dazu am 04.12.22 um 09:39:
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 Mondscheinsonate (03.12.22, 22:29)
Hahahaha, the same here! Kein Spaß! Halb so wild, das Gesichtsfeld ist eingeschränkt, der Augendruck schlecht, bezahlen sie in drei Monaten wieder.😂😂😂

 eiskimo meinte dazu am 03.12.22 um 22:50:
Kein Spaß  -  Du sagst es. 
Gibt es bei Euch auch zwei Wartezimmer, das eine für "Kasse", das andere für "Privatpatienten"? Übrigens ein interessantes Geschäftsmodell..

Antwort geändert am 03.12.2022 um 22:51 Uhr

Antwort geändert am 03.12.2022 um 22:51 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 03.12.22 um 22:53:
Nein, aber wir Privaten werden terminlich vorgezogen.

 AchterZwerg (04.12.22, 06:44)
Hinzu kommen noch angepriesene Igelleistungen.
Unlängst wurden mir von einer Ärztin 1 1/2 DIN A4 Seiten zu diesem Behufe überreicht.
Und dann gibt es da noch die Zahnärzte ...

Seufzende Grüße
der8.

 eiskimo meinte dazu am 04.12.22 um 09:20:
So, wie das System gestrickt ist, verleitet es wohl zu "großzügiger Abrechnung", kaum verifizierbar.
Der ehrliche Hausarzt, der sich wirklich Zeit nimmt -  auch für schlecht honorierte Leistungen - steht da ein bisschen "dumm" da.
Am besten bleiben wir gesund, wünscht auch Dir
Eiskimo
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