Liebe Radlerinnen, liebe Radler!

Brief zum Thema Umwelt/Ökologie

von  eiskimo

Ihr strampelt auch im Winter und  geht gerade so unter im Schneegestöber, bei schlechtem Licht und in eurer wetterfesten Kleidung. Echt erschwerte Bedingungen. Darum sage ich:  Bravo!

Ihr seid dabei wohltuend diskret, behelligt keinen, während die anderen lauthals schimpfen über Energiepreise, Dauerstau und Parkprobleme. Nochmals: Bravo!

Ich will euch an dieser Stelle einmal ausdrücklich danken für euren unspektakulären Beitrag zu dem, was ansonsten nur Ankündigungs-Prosa wäre: Die so wichtige Energie- und Verkehrswende.

Wo andere noch immer und immer aufs Neu wütend ins Gaspedal treten – ihr Zeitkorsett sitz halt sehr eng -  seid ihr längst unterwegs im gemächlichen Wiegetritt, entschleunigt und selbstbestimmt. Und ihr fahrt viel und oft. Es scheint gut zu eurem Lebensrhythmus zu passen.

Dass es manchmal steil bergauf oder über sehr schlechte Wegstrecken geht, nehmt ihr gelassen hin. Ein bisschen Schnaufen gehört dazu, sagt ihr lachend. Manche von euch scheinen die Anstrengung sogar zu genießen, gönnen ihrem Körper die erhöhten Pulswerte und den Schweiß.

 Ja, oft sind eure Räder auch schwer bepackt mit Einkäufen, den Schulsachen oder sogar mit  Hundekorb oder Kindersitz. Nein, keine Heizung, kein trällerndes Autoradio mit der Guten-Morgen-Berieselung, kein Zigarettenanzünder.

Was mir da besonders imponiert: Ihr macht das ohne staatliche Subventionen, Eintauschprämien oder steuerliche Entlastung. Ihr wollt keinen Bonus, und der Wettlauf um mehr PS, mehr Hubraum oder das coolere Design, das  ist für euch längst Vergangenheit. Toll!

Wo andere konsequent auf ihren Vorteil lauern, nämlich schneller zu sein, gewichtiger daherzukommen, es vor allem bequemer zu haben, da seid ihr ganz anders: Ihr habt abgerüstet, ihr seid leise geworden und wieder dichter an die Natur gerückt, dichter an ein naturverträgliches Leben.

Warum ich ein ganz besonderes Dankeschön sage: Ihr gebt damit ein Zeichen der Hoffnung. Euer Verzicht – nämlich weniger Komfort, weniger CO2-trächtige Mobilität –  der hat etwas von echter Umkehr.  So geht Wende! Denn euch musste man weder kaufen noch zwingen. Ihr seid eurer Einsicht gefolgt, einfach so.

Und was mir zuletzt auch Hoffnung macht: Ihr seid viele geworden. Und ihr werdet immer mehr. Das tut uns allen gut.

Darum weiterhin gute Fahrt. Vergesst bei dem Sauwetter eure Warnwesten nicht. Man soll euch gefälligst wahrnehmen.

Dankbare Grüße

Eiskimo




Anmerkung von eiskimo:

Ich will keinen bei unzumutbaren Verhältnissen oder mit fehlender Fahrpraxis aufs Fahrrad nötigen - aber es gibt auch wieder gute Bedingungen, und kleinere Strecken werden wieder beherrschbar sein.  Folgt einfach eurer Vernunft.

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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (22.01.23, 10:20)
Ein Hoch auf das Radfahren. Ich bin fast täglich unterwegs. Allerdings ein handicap gibt es. Die Batteriegetriebenen, vor allem von Rentnern gefahren, machen mit ihren Powerrädern die Radwege gefährlicher, fahren fast immer im Vorfahrtsmodus.
LG Uwe

 niemand meinte dazu am 22.01.23 um 10:41:
Es gibt nicht so viele von den Radlern, die schon immer, sei es aus gesundheitlicher, sei es aus umweltbedingter Überlegung, fuhren und weiterhin fahren, denn die meisten sind entweder rasende Rennradfahrer, oder unüberlegte Life-Style-Raser die das Fahrrad mit ihrem Auto verwechseln. Auto, weil diese Personen das Rad nicht wirklich als Verkehrsmittel benutzen, sondern es als eine Art Zweitwagen fahren. Das alles wäre nicht so schlimm, wenn sie dabei nicht immer die Sau herauslassen würden. Was ihnen als Autofahrer blüht, das wissen sie (so als Verkehrs-Sau) als rücksichtsloser Rad-Raudi blüht denen aber garnichts, denn es ist keiner da, der sie dazu zwingt sich sozial und verkehrsgerecht zu verhalten. Grade auch das Elektro-Rad animiert viele durchzudrehen, Fußgänger und andere Radfahrer zu gefährden. Und wenn sie einen Unfall verursachen, hauen sie einfach ab. Das Tempo ist dann von Vorteil. Das wozu sie beim Autofahren gezwungen werden, verwerfen sie beim Radfahren.
Ist ja keiner da, der sie zügeln könnte. Verkehrswende klingt gut, aber mit den vielen Raudis wird nichts besser, eher schlechter. Ich wünschte mir fast sie fände nicht statt. Das ginge nur mit einem veränderten Bewußtsein und das fehlt hierzulande. In einem Land
voller selbst ernannterAlfa-Männchen und Weibchen.
LG Irene

 eiskimo antwortete darauf am 22.01.23 um 10:55:
Leider gibt es auch unter den Radfahrenden Idioten - keine Frage. Ich bin viel in Köln unterwegs, das ist stellenweise der Dschungel. Mehr und breitere Radwege könnten für Abhilfe sorgen, vor allem aber müsste rücksichtsvolleres Vehalten her, da sind wir uns einig. 
Trotzdem setze ich weiter auf die oben beschriebene Wende!
LG
Eiskimo

 Regina (22.01.23, 10:21)
Der Lobgesang auf das Fahrrad ist berechtigt. Es ist eines der ökologischsten Verkehrsmittel. Daneben wünsche ich mir auch wieder Handwägen (Leiterwägen), wie sie in den 50ern viele Haushalte noch besaßen. Zur Entschleunigung und Luftentlastung würden auch Pferd und Kutsche wieder dienen. Im Verkehr heißt die Zukunftsmusik in der Tat "Rückschritt ist Fortschritt", dort, wo es möglich ist.

 eiskimo schrieb daraufhin am 22.01.23 um 11:11:
Ja, lass uns den Lebensraum, wo wir wohnen, zurück erobern. Gerne mit durch Muskelkraft betriebene Fahrzeuge.
Es wird gut ankommen!

 AchterZwerg (22.01.23, 10:57)
Lieber Eiskimo,
in Großstädten mag Irenes Einwand gelten; in Kleinstädten verhält es sich ganz anders.
Wir haben erste reinblütige Fahrradstraßen (Volksmund: Fahrradautobahnen), die von a l l en begrüßt werden.
Und nicht nur für ein paar Meter, sondern von Stadt zu Stadt.

Dafür hat sich Carsharing hierzulande leider nicht durchgestzt.
Auch in meinem Wohnhaus gibt es einige Autos, die fast die ganze Woche herumstehen ... als Statussymbol ohne Wert.
Nur eine einzige Dame stellt ihren Wagen anderen zur Verfügung.

Herzliche Grüße
der8.Biker

 eiskimo äußerte darauf am 22.01.23 um 11:05:
Lieber Achter!
Dass ich Dich nicht zu überzeugen brauche, war mir klar...
Wir sollten nur möglichst viele mitnehmen bei unserem "Rückschritt". Ich bin da guter Hoffnung.
gut geölte Grüße
Eiskimo

 niemand ergänzte dazu am 22.01.23 um 13:48:
Das hört sich hier so an, als ob man mich überzeugen müsste mich fürs Radfahren zu begeistern. Ich bin vor 33 Jahren von den öffentlichen Verkehrsmitteln aufs Rad umgestiegen und bin seit dem 260.000 Km gefahren. Nie im Leben einen PKW besessen. Ich muss nicht überzeugt werden, aber vielleicht schafft es jemand unsere Dortmunder Politiker von der Notwendigkeit der verbesserten Radwege zu überzeugen.
Die Penner kennen nur ihr heiliges Brumm-brumm und dafür tun sie alles. Ruhrgebiet und Autonarren, wahrscheinlich nur noch von Bayern getoppt  :( könnte ich mir vorstellen.
Dabei liegt das beste Beispiel quasi vor der Tür, wie uns die Niederländer zeigen, aber die guten Deutschen würden schon aus lauter Eitelkeit nichts Derartiges annehmen, denn dann wäre ihre "Weltführungsposition" gefährdet. Ja, wenn man gut ist, ist man halt gut 

pardon habe eine Null vergessen, daher die Korrektur bei der Km-Zahl  :)

Antwort geändert am 22.01.2023 um 14:10 Uhr

 eiskimo meinte dazu am 22.01.23 um 14:38:
NL ist ein gutes Beispiel. Da erlebt man: Es geht...

 AZU20 (22.01.23, 13:50)
Ja, ich folge meiner Vernunft. LG
Taina (39)
(22.01.23, 16:22)
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 Polarpalme (22.01.23, 16:27)
Hallo Eiskimo!

Cooler Nick, zwinker.

Ich find Radfahren auch ziemlich cool, aber nach deinem Text schmeckt mein Alsterwasser irgendwie nach Tampon ...

 AngelWings (22.01.23, 16:29)
Meisten wenn sie über Ampel donner fast klein Kind, von mein Hand reizen. Und Kinder bringen bei vom Fahrrad ab zu steigen, und Erwachsen tun es nicht. Und dann wundern wenn meine Freund ihn von Fahrrad Reiz.

 Pensionstarifklempner (22.01.23, 19:15)
Danke sagt der Batterie-Rentner-Radler. Aus Selbstschutz fahre ich sehr vorsichtig. 
Wir sollten viel öfter nützliche Alltagsgegenstände - und Handlungen loben. 
Ich schrieb mal was zum Allgemeingut " Abwasser".
Denkt auch an die Stromsparer und Niedrigheizer...

 eiskimo meinte dazu am 22.01.23 um 19:42:
Da bin ich ganz deiner Meinung - Leute, die eine Antenne haben für Soziales, die sollte man stärken. Und die Wertschätzung für die guten Dinge des Alltags, die darf auch mal anklingen.
LG
Eiskimo
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