Vom Erlangen der Gottesnähe und den notwendigen Voraussetzungen

Essay zum Thema Wahrheit

von  Bluebird

Um es noch einmal deutlich zu sagen:

Der in der Bibel aufgezeigte Lösungsweg aus der Rätselhaftigkeit des Lebens ist das Hineinfinden in eine persönliche Gottesbeziehung auf Grundlage des vollbrachten Erlösungswerkes Jesu.

Wie aber sieht das konkret aus?


Das Zustandekommen dieser Gottesbeziehung enthält einen menschlichen und einen göttlichen Teil.

Der menschliche Part besteht aus

a) einer Bekehrung zu Jesus und zu Gott

b) einem Sündenbekenntnis

c) der Taufe auf dem Namen Jesu und

d) und einer grundsätzlichen Bereitschaft sich fortan dem Willen Gottes unterzuordnen

Der göttliche Teil sieht vor, dass

e) die Sünden vergeben werden

f) man den Heiligen Geist als Beistand und Tröster erhält

g) Gott die Regie im Leben übernimmt und

h) seinen Willen nach und nach offenbart


Selbstredend ist das nur ein grobes Muster und bedarf weiterer Erläuterungen. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass der Mensch in Vorleistung treten muss, um die umfängliche Resonanz Gottes zu erleben.

Kurz gesagt, ohne eine echte Bekehrung zu Jesus wird man nicht den Heiligen Geist erhalten und nicht in die vorgesehene Gottesverbindung hineingelangen können.

Aber grau ist alle Theorie. Findet denn in der Praxis diese postulierte Resonanz Gottes nach einer echten Bekehrung auch tatsächlich statt?


Diese Frage möchte ich aus eigener Erfahrung bejahen. Als ich mich 1985 in aller Ernsthaftigkeit zum christlichen Glauben bekehrte, geschahen Zeichen und Wunder. Ich erlebte die versprochene Gottesnähe in besonderer Weise.

Und nicht nur ich erlebte dies. Von solchen Zeugnissen hört und liest man immer wieder. Auch in meinem damaligen Umfeld hat es solche Bekehrungen gegeben.

Allerdings bin ich gebildet genug, um zu wissen, dass dies kein allgemeingültige Beweis sein kann. Es ist erst einmal ein persönliches Erleben und ein Interpretieren. Die Frage, ob das Erlebte nicht auch anders interpretiert werden könnte, ist durchaus berechtigt.


Halten wir an dieser Stelle fest, dass für mich und andere die biblische Botschaft den Praxistest bestanden hat.

Wäre dies nicht der Fall gewesen, wäre die göttliche Resonanz ausgeblieben, wäre die Sache für mich erledigt gewesen. So aber gehe ich davon aus die Wahrheit und das Heil gefunden zu haben. Aber was ist mit allen den anderen, die diese Gottesnähe noch nicht gefunden haben oder vielleicht niemals finden werden?

Sind sie wirklich in einem Irrtum gefangen und gehen auf ewig verloren? Kann ein gütiger und gerechter Gott wirklich so handeln? Ist das wirklich vorstellbar?



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (16.07.25, 12:00)
Da man offenbar erst glauben muß, um all diese Dinge zu erleben, sehe ich Schwieirigkeiten bei der Beantwortung der Frage, für welchen Glauben man sich entscheiden soll (wenn man denn überhaupt glauben will), also für welche Religion.

Gestern ist auf arte ein Dreiteiler über evangelikale Christen gesendet worden. Gibt's sicher noch in der Mediathek.

 Bluebird meinte dazu am 16.07.25 um 12:14:
Da man offenbar erst glauben muss, um all diese Dinge zu erleben, sehe ich Schwierigkeiten bei der Beantwortung der Frage, für welchen Glauben man sich entscheiden soll

In der Tat ist dieser Einwand berechtigt. Manche die im Zweifel waren, haben so gebetet: "Wahrer Gott, offenbare dich mir!"
Aber auch das ist natürlich keine Garantie. Ein Bekannter von mir will so gebetet haben und fühlte sich dann zum Islam hingelenkt
Gleichwohl bleibe ich bei meiner Überzeugung, dass mein/der christliche Gott der wahre Gott ist. 
Ich wurde gerufen, habe mich bekehrt und die Gottesnähe sofort umfänglich und intensiv erlebt.

 Augustus antwortete darauf am 17.07.25 um 13:17:
Das mag sein. Es ist immer aber verdächtig, wenn ein Christ sich mehr um sein eigenes Seelenheil als die eines anderen bevorzugt kümmert und besorgt. 

Hier ist also das Ego das im Vordergrund wirkt, als erstes angefragt; ehe es auf die Bekehrung anderer  überschwappt. 

Jesus dagegen sorgte sich in erster Linie um andere; er war der letzte, um den er sich sorgte; während die Christen heute, die ersten sind, die sich um sich selbst sorgen. 

Diese Diskrepanz sorgt über weitere Dauer, dass die Kirche nach und nach dem Untergang geweiht ist; weil die Kassen knapper werden, und das knappe Geld nicht den Projekten zugute kommen werden, die arme Menschen hilft. Die Gebäude der Kirchen bleiben unrenoviert. Der Gemeindepfarrer wird auf eigene Faust Spenden einsammeln müssen. 

Zugleich erstarken Privatreligionen immer mehr; die nicht anderes sind, als fortgesetzte katholische - oder evangelische Religion erwachsen aus dem bereits vorher genährten Ego, der nun nur noch den kleinen Schritt macht, die Kirchensteuer einzusparen. 

Die Geistlichen, die ihre Position gegenüber wehrlosen Jugendlichen missbrauchten, beschleunigen den Untergang der Kirche. Moscheen prangen nunmehr in Städten, wo noch die Kirchtürme in die Lift ragen und jeden Sonntag gefüllt von Menschenseelen waren. 

Nun klingen Muezzinrufe in der Gegend durch Lautsprecher; locken hunderte, Tausende islamischen Bürger und in den Kirchen stapelt sich der Staub auf den Fensterbänken und Kammern. Nur noch alte Menschen, die nichts zu verlieren haben und nur den Tod vor sich haben und ihm schrittweise mit jedem Tag entgegengehen, halten eisern fest am Glauben Jesus, der sie nach dem Tod im Himmel empfangen soll. 

 

 Graeculus schrieb daraufhin am 17.07.25 um 13:32:
Buebird hat ein religiöses Erlebnis als Grundlage - das kann ihm niemand wegdiskutieren. Mir kommt es darauf an, daß es solche Erlebnisse in verschiedensten Religionen gibt und Bluebirds Erlebnis nur für ihn einen Vorzug gegenüber all diesen anderen besitzt.
Sein islamischer Bekannter hat seines, und LotharAtzert wiederum hat ein drittes. 
Für eine Missionierung des einen durch den anderen sehe ich da keine Grundlage. „Jeder soll nach seiner Façon selig werden,“ wie Preußens Friedrich einst sagte.

 Augustus äußerte darauf am 17.07.25 um 15:28:
Dem stimmte ich zu. Und doch glaubt unerschütterlich jeder von seiner Religion, dass sie die einzig wahre ist, und sind davon gleichzeitig überzeugt,  dass die der anderen deshalb schlichtweg falsch sein muss. Lessing und Boccaccio haben diese Situation gekonnt in der Ringparabel zum Ausdruck gebracht.

 Graeculus ergänzte dazu am 17.07.25 um 15:54:
Für die drei monotheistischen Religionen ist Boccaccios, von Lessing übernommene, Ringparabel ein schönes Argument.
Allerdings gibt es noch sehr viel mehr Religionen, die m.E. nicht minderen Rechtes sind.

 Bluebird meinte dazu am 17.07.25 um 20:39:
Selbstverständlich denke ich zuerst mal an mein Heil! So viel Selbstliebe muss schon sein.
Aber ich vergesse auch die anderen nicht! Soviel Nächstenliebe muss auch sein.

Und ja, es kann nur eine letzte Wahrheit geben. Und alles andere läuft dann logischerweise unter Irrtum. Soviel Deutlichkeit muss auch sein!

Antwort geändert am 17.07.2025 um 20:40 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 17.07.25 um 20:59:
Und ja, es kann nur eine letzte Wahrheit geben. Und alles andere läuft dann logischerweise unter Irrtum.

Und da wir Menschen nicht entscheiden können, welche das ist --> Ringparabel.
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