Ode auf einen Geduldigen

Ansprache zum Thema Nonsens

von  EkkehartMittelberg

Mit deinem eleganten Schwung
begleitest du mich
fast ein Leben lang,
treuer Kleiderbügel.

Wie viele modische Torheiten
hast du geduldig (er)getragen:
In den Fünfzigern war es ein Hawaiihemd,
harmloses Symbol eines kraftlosen Protests,
das damals reichte,
einen Mitschüler zum Umziehen
nach Hause zu schicken.
Dann folgte in den frühen Sechzigern
der brave Nicki-Pullover und
am Ende dieses Jahrzehnts
das Che Guevara-Hemd mit der geballten Faust.

In der Studienzeit hast du mich ergeben begleitet
von Bude zu Bude und ich ritzte
vorsorglich meine Initialen in deinen Corpus,
damit du mir nicht verloren gehen konntest.
Doch dann nach einem Umzug in das bürgerliche Leben
entschwandest du meinen Blicken,
bis ich dich neulich verstaubt
auf dem Dachboden wiederfand.

Nun hast du einen Ehrenplatz
neben jungen Bügeln,
ehrwürdiger Veteran,
und auf deinen noch immer starken Schultern
hängt das Jackett für festliche Tage
des in die Jahre gekommenen Ekki.

Ich verspreche dir,
du anhänglicher Kamerad,
dass ich dich nicht mehr
aus den Augen lassen werde,
bis du ein leichtes Sommerkleid
meiner schönen Enkelin tragen wirst.



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Kommentare zu diesem Text


 Antagonist (07.10.25, 00:17)
Das war auch das Mindeste, lieber Ekkehard.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.25 um 00:38:
Merci Aron, ich werde ihm dein Urteil, des Experten für Kleiderbügel, ausrichten.

 Teichhuepfer (07.10.25, 05:53)
Wir sagten dazu in der Berufsausbildung, Christian Albrecht Universität, Kiel, in der absoluten Geheimhaltung der Bio. med. Technik, mit sechs zehn Jahren und Vertrag, Parallelunterricht zum erlernenden Beruf, Radio - und Fernsehtechniker, Sturm und Drangzeit. Der Geburten starke Jahrgang, eure kleinen Geschwister

Teichi

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 07.10.25 um 09:57:
Das zeigt, dass ihr sie geschätzt habt.
LG
Ekki

 franky (07.10.25, 08:46)
Hi lieber Ekki,
 
In meiner Berufsmusikerzeit (1956 - 1988 waren bei mir die Drahtbügel von der chemischen Reinigung sehr beliebt, die nahmen im Reisekoffer nicht viel Platz ein.  
Heut verwaltet Claudia eine ansehnliche Zahl Kleiderbügel im Schrank, damit habe ich nicht mehr viel zu schaffen😉
 
Gern Deine Ausführungen gelesen.
 
Grüße von Franky

Kommentar geändert am 07.10.2025 um 08:50 Uhr

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 07.10.25 um 10:01:
Merci, Franky, die Drahtbügel gibt es ja heute noch. Aber es ist mir noch nicht gelungen, zu einem von ihnen ein persönliches Verhältnis zu gewinnen. :D
LG
Ekki

 Quoth (07.10.25, 11:06)
Aber wo stammt er denn her, der Bügel? Ist er vom Himmel gefallen - hing auf ihm nicht auch schon der "Rock" in Pfeffer und Salz eines, den längst der grüne Rasen deckt?
Schönes Ding-Gedicht!

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 07.10.25 um 11:47:
Grazie, Quoth, könnte der Bügel sprechen, er wüsste bestimmt cum grano salis gewürzte Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen.
Das Genre des Ding-Gedichts ist bei weitem nicht ausgelotet.

 Drita (07.10.25, 11:14)
Lieber Ekki, ich habe sehr gerne drei mal gelesen.
Wunderschöne Gedicht.

Danke

Liebe Grüsse
Drita

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 07.10.25 um 11:50:
Gracias, Drita,

dein Kompliment wird die Geduld des Bügels stärken. :)

Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (07.10.25, 11:51)
:)  :)

mit vergügen gelesen, lieber ekki!

bügelte der bügel auch die kleider
wär' manch hausfrau längst schon aus dem schneider.  :D

herzliche grüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.25 um 12:20:
Vielen Dank, Henning,

er muss sich mit dem Tragen bescheiden,
dies tut er ohne Jammern und Leiden.

Herzliche Grüße
Ekki
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