Alle 9.555 Textkommentarantworten von Graeculus

22.04.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf dem Sklavenmarkt: "Gut. Vom Sozialismus ahnte Diogenes nichts. Sein Lebenskonzept bestand darin, glücklich zu werden nicht durch die Befriedigung einer größtmöglichen Zahl von Bedürfnissen, sondern durch die Reduzierung seiner Bedürfnisse. Das ist wesentlich leichter und steht in jedermanns Hand."

22.04.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf dem Sklavenmarkt: "Das stimmt! Ehe und Kinder machen auch gegenüber dem Arbeitgeber abhängig. Diogenes war, soweit wir wissen, nicht verheiratet. Für einen Film würde er, da wir über dramatische Ereignisse seines Lebens - mit Ausnahme der mißglückten Schiffsreise - kaum etwas wissen, wohl als Nebenfigur gut taugen."

22.04.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf dem Sklavenmarkt: "Nachdenken, ist (meistens) gut. Herzlichen Gruß Graeculus"

22.04.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf dem Sklavenmarkt: "Am bekanntesten ist Diogenes von Sinope wohl durch die folgende Anekdote: Als er im Kraneion sich sonnte, trat Alexander an ihn heran und sagte: „Fordere, was du wünschest“, worauf er antwortete: „Geh mir aus der Sonne [ἀποσκότησόν μου].“"

22.04.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf dem Sklavenmarkt: "Lieber Ekkehart, ich danke für Dein Lob. Zu Deiner Frage: Dessen kann man bei den Quellen aus der Antike nur selten sicher sein. Fast alles, was wir über Diogenes von Sinope wissen, stammt von Diogenes Laërtios aus seinen "Vitae philosophorum" (Buch VI); er hat ca. 600 Jahre später gelebt, berichtet also keinesfalls über etwas, das er erlebt hätte. Die Anekdote, auf die ich hier Bezug nehme, berichtet er gleich mehrfach in leichten Varianten, wobei er sich auf ein Buch eines gewissen Menippos bezieht ("Der Verkauf des Diogenes"), das für uns verloren ist. Offenbar war die Geschichte in der Antike populär. In einer der Varianten befiehlt (!) Diogenes von Sinope dem Herold: „Rufe aus, ob einer gewillt sei, sich einen Herrn zu kaufen [κήρυσσε εἴ τις ἐθέλει δεσπότην αὑτῷ πρίασθαι].“ Der Name des Käufers ist überliefert: Xeniades. Ihm hat Diogenes gleich klargemacht: "Du mußt mir gehorchen, ob ich gleich dein Sklave bin"; gehorche er doch auch dem Arzte oder dem Steuermann, gesetzt auch, daß sie Sklaven wären. Seufzend zitiert dieser darauf einen Euripides-Vers: „Aufwärts richtet sich nun der Lauf der Flüsse.“ (Medea V. 410) Ist auch nicht ohne Witz, oder?"

20.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Ist das Coronavirus ein Gericht Gottes? von  Bluebird: "Es kommt darauf an, ob man - wie Bluebird oder regenfeechen - von der Bibel ausgeht oder nicht. Biblisch gesehen sind Krankheit und Tod sehr wohl Sündenstrafen, nämlich mit dem durch die Erbsünde bedingten Verlust des Paradieses einhergehend; dort, im Paradies, gab es ja sowas nicht. Eine andere Frage ist es, ob jede einzelne, uns heute betreffende Krankheit eine Sündenstrafe ist. Dafür sehe ich in der Tat keinen Anhaltspunkt in der Bibel. Die Kranken, denen Jesus begegnet und die er heilt, sind einfach krank. Krank werden und sterben müssen natürlich auch Tiere. Wie ist das zu sehen - biblisch oder buddhistisch oder vernünftig? Wenn z.B. ein Asteroid auf der Erde einschlägt und 90 % der Tiere aussterben läßt, etwa die Dinosaurier. Was haben die falsch gemacht? Die Menschen können ja nicht die Ursache dafür sein, denn die gab es ja damals noch nicht."

19.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Geister - Hirngespinste oder Wirklichkeit? von  Bluebird: "Um dem armen Aristoteles, dem mystisch-religiöses Empfinden nun wirklich völlig fremd war, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, hier das Original: Ursache [αἵτιον] wird (1.) in einer Bedeutung der immanente Stoff genannt, woraus etwas wird [ἐξ οὗ γίγνεταί τι ἐνυπάρχοντος]; so ist das Erz der Bildsäule, das Silber der Schale Ursache und ebenso die allgemeineren Gattungen von diesen. [Dem entspricht die scholastische causa materialis.] (2.) In einer anderen Bedeutung heißt Ursache die Form und das Musterbild [τὸ εἶδος καὶ τὸ παράδειγμα] - dies ist aber der Begriff des Soseins [ὁ λόγος τοῦ τί ἦν εἶναι] - und die Gattungen davon, z.B. die Ursache der Oktave das Verhältnis von zwei zu eins und allgemeiner die Zahl, sowie die im Begriff enthaltenen Bestandteile. [Dem entspricht die scholastische causa formalis.] (3.) Ferner heißt Ursache dasjenige, wovon her die Veränderung oder die Ruhe ihren ersten Anfang nimmt [ἡ ἀρχὴ τῆς μεταβολῆς ἡ πρώτη ἢ τῆς ἡρεμήσεως]; so ist z.B. der Beratende Ursache, oder der Vater Ursache des Kindes, und überhaupt das Hervorbringende Ursache des Hervorgebrachten, das Verändernde Ursache des Veränderten. [Dem entspricht die scholastische causa efficiens.] (4.) Ferner heißt etwas Ursache als Zweck [τέλος], d.h. als dasjenige, worumwillen etwas geschieht; in diesem Sinne ist die Gesundheit die Ursache des Spazierengehens. Denn auf die Frage, weshalb jemand spazierengeht, antworten wir: um gesund zu werden, und glauben mit dieser Antwort die Ursache angegeben zu haben. [Dem entspricht die scholastische causa finalis.] (Metaphysik 1013a 24-35) Einfacher gesagt: 1. der Teig 2. die Idee des Brotes, was ein Brot ausmacht 3. der Bäcker 4. Verkauf von Backwaren, Lebensunterhalt des Bäckers und Ernährung der Käufer Alles dies kann man die Ursache des Brotes nennen, wie es da beim Bäcker in der Auslage liegt. Das ist ganz empirisch und frei von jeder Schwärmerei."

19.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Geister - Hirngespinste oder Wirklichkeit? von  Bluebird: "Wie kannst du wissen, dass deine unmittelbare, - deiner Ansicht nach - nicht deutungsabhängige Erfahrung, nicht eine geschickte Täuschung einer dir nicht bekannten und wahrnehmbaren Wirkmacht ist? Wie willst du wissen, dass das was du da wahrnimmst, auch wirklich die allerletzte Wahrheit ist? Das weiß Lothar natürlich nicht, und da hilft es auch nicht, wenn man das Wort "Vorstellung" durch das Wort "Erfahrung" ersetzt. Beides findet im Bewußtsein resp. im Gehirn statt und unterliegt deren Verarbeitungs- und Deutungsmodi. Schon die Sprache, in der all das artikuliert wird, impliziert solche Schemata. Der Glaube an eine unmittelbare, keinen Deutungsmustern unterliegende Erfahrung ist alt; aber ich habe noch nie etwas Gescheites, d.h. Überprüfbares darüber gehört. Einfach zu behaupten, es gebe sie, zählt nicht. Autoritäten zu zitieren und mit (angeblich) aristotelischen (in Wahrheit aber scholastischen) Termini um sich zu werfen, zählt ebenfalls nicht. Das sind nur Nebelkerzen. "Aber ich habe es doch selber - z.B. in der Meditation - erlebt!" Ja, was genau du da erlebst hast, darum geht es doch! Da beißt sich die Katze in den Schwanz: Es gibt eine unmittelbare Erfahrung! - Woher weißt du das? - Aus unmittelbarer Erfahrung! Einen logischen Zirkelschluß nennt man das. In diesem Punkt bin ich ganz auf Deiner Seite, Bluebird."

18.04.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Der Fall Woody Allen: "Die Stars, die sich von ihm abgewendet haben, werden auf ihr Image bedacht gewesen sein. Gewußt haben können sie ja nichts. Die es nicht getan haben, habe ich genannt. Gnade Dir Gott, wenn Du auch nur in den Verdacht des Kindesmißbrauchs gerätst! Antwort geändert am 18.04.2020 um 16:11 Uhr"

17.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Fluss und fließen von  EkkehartMittelberg: "Danke für die Erläuterung. Man sagt ja, daß Heraklit, wenn er unter die Menschen ging, weinte, während Demokrit (über sie) lachte. Woher das eigentlich stammt, weiß ich nicht. Jedenfalls scheint den Menschen des Altertums die Vorstellung eines weinenden Mannes nicht ganz fremd zu sein. Jetzt fällt mir noch der Bericht Herodots ein, demzufolge Xerxes von einem Berg aus der Seeschlacht von Salamis zuschaute und ihn dabei der Gedanke überkam, alle diese Menschen würden in 100 Jahren tot sein. Und er weinte: die "Tränen des Xerxes". Das hat mit Vergänglichkeit zu tun und hat mir immer gefallen."

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
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