Ruhelos

Text zum Thema Abschied

von  ZornDerFinsternis

Begräbst das Leben unter dir. Deine Augen flackern, wie sterbendes Kerzenlicht, das sich in deiner Finsternis verliert. Du sprichst nicht. Du lachst nicht. Weinen kannst du nicht. Du bist kalt. So kalt wie die schwarze Erde, die auf uns liegt. Du bist so gnadenlos und hart, wie das Leben einstmals war. Keine Stimmen, finden den Weg hierher. Deine Irrwege sind endlos, ebenso die Leere deiner Augen. Selbst die Sterne fürchten dich. Den Schimmer der Vergänglichkeit auf deinem Antlitz. Deine Haut ist grau - eiskalt. Unter grau mischen sich schwarz und braun. Goldene, filigrane Schriften schmücken deine entsetzliche Visage. Zahlen, Namen, Ornamente... Und immer noch ist es still hier. Totenstill. Kein Wind verirrt sich durch dein knarzendes, rostiges Eisentor. Kein Baum beugt sich schützend über mich. Über das Loch, in dem ich vor mich hin faule. Würmer kriechen über leblose Körper, in engen Holzkästen. Es stinkt nach Frühling. Die Blumen verdorren, dursten nach Wasser - wie die Toten nach Ruhe. Vollmondlicht tanzt über Gräber und Gruften. Weihrauchduft schwebt mit der leichten Sommerbrise. Fliegen und Spinnen liefern sich am letzten Reiseziel einen erbitterten Kampf - auf Leben und Tod. Zeit spielt hier keine Rolle mehr, wurde sie doch von dieser Schauspielbühne Leben, verbannt. Deine Zeit ist um. Blätter fallen. Regen peitscht Schlamm und Geäst an deinem Namen, der sich in Dreck und Verwitterung langsam auflöst, vorbei. Irgendwo Richtung Unendlichkeit. Ich liege hier, in deinem Mutterleib. Kann nicht atmen. Nicht sehen. Kenne das Leben jenseits der Vergänglichkeit nicht mehr. Das Leben brachte mich um, den Verstand, das Lachen, die Liebe. Nun liege ich hier. Im Geiste verarmt. Vereinsamt. Stumm. Kalt. Madenzerfressen.


Anmerkung von ZornDerFinsternis:

Schönheit welkt, gleich der Lieblichkeit einer einsamen Rose...

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (07.08.09)
Sprachlich top. Im Barock sahen's die meisten umgekehrt. Klar pumpen sich da auch Maden durch Texte, aber das Lebensgefühl war gerade darum intensiver. memento mori hieß: Wir wissen, dass wir sterblich sind, das lässt uns das Leben gerade genießen!
Asvika (23)
(07.08.09)
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drumkidsnake (44)
(07.08.09)
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yodafan (47)
(08.08.09)
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