Das Namensschild am Gartenzaun

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Etwa eine Woche später, an einem regnerischen Wintertag, war ich ausnahmsweise mal ohne Fahrrad unterwegs. Etwa nach einem halben Kilometer Fußmarsch kam ich an einem kleinen Häuschen vorbei, welches mir schon zuvor einige Male im Vorbeifahren aufgefallen war.
   Ich blieb an der Gartenpforte stehen und blickte zu dem Häuschen mit dem stark verwitterten Dach hinüber. Aus einigen Metern Entfernung schaute mich eine schwarze Katze fragend an, drehte sich dann plötzlich um und verschwand unter einem großen Nadelbaum.
    Gerade wollte ich schon wieder losgehen, als mein Blick auf ein kleines, am Zaun angebrachtes Namensschild fiel: M.Borke las ich da und stutzte sogleich. Denn ich hatte einige Jahre zuvor mit einem Michael Borke an einer Schachmeisterschaft teilgenommen. Wohnt der vielleicht hier? Das wäre ja ein Ding! Da wären wir ja quasi seit fast einem Jahr Nachbarn, ohne es bemerkt zu haben.
   
Schon wollte ich den Klingelknopf drücken, als mir plötzlich Bedenken kamen: Vielleicht ist das ja doch nur eine zufällige Namensgleichheit und jemand völlig Fremdes wohnt hier. Das wäre schon ziemlich peinlich!
   
Und so entschied ich mich dafür, die Sache dem Zufall zu überlassen. Wenn er wirklich hier wohnt, werden wir uns früher oder später schon über den Weg laufen!


Eine Woche später, an einem weiteren regnerischen Wintertag, nahm ich den Bus in Richtung Innenstadt. Wie es der Zufall - oder das Schicksal - so wollte, stieg an der nächsten Haltestelle eben jener Michael Borke, den ich zu treffen hoffte, ein.
   Er schien sehr erfreut über unserer Wiedersehen und erzählte mir, dass er normalerweise immer mit dem Rad unterwegs wäre. „Das ist hier eine absolute Ausnahme. Mein Fahrrad ist defekt und ich muss wegen eines Ersatzteils in die Stadt“.
"Ja," entgegnete ich, "eigentlich bin ich auch ein überzeugter Fahrradfahrer. Aber bei diesem Sauwetter hatte ich einfach keine Lust aufs Rad!"
     
Wie sich herausstellte wohnte er tatsächlich in jenem kleinen Häuschen. Als ich ihm erzählte, dass wir fast Nachbarn wären, meinte er spontan: „Na, dann wird es aber Zeit, dass du mich mal besuchen kommst!“ „Abgemacht“, sagte ich, „ich schaue demnächst mal bei dir rein!“
    Wir unterhielten uns noch eine Weile angeregt über dies und jenes, dann hatte ich meinen Zielort erreicht. Als sich die Bustüre öffnete, rief er mir noch einmal nach: „Aber den Besuch nicht vergessen. Du bist jederzeit herzlich willkommen!“


Anmerkung von Bluebird:

Folge 4  meiner autobiografischen und wahren Geschichte  aus dem Jahre 1985

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (08.07.13)
"Ich blickte noch einmal zu dem Häuschen hinüber und setzte dann meinen fort."

Nun, da Weg und Häuschen verschiedene Genera haben, ist das zwar orthografisch korrekt, klingt aber bescheuert. Würde ich - dem Leser zuliebe - anders lösen. Dies nur als Vorschlag.

 Bluebird meinte dazu am 08.07.13:
Danke! Das war ein Versehen, wie es mir - leider - häufiger geschieht. Da muss ich dran "arbeiten"

 Jorge (27.12.13)
Ich hätte geklingelt und gefragt, wie wärs mit einer Blitzpartie?

 Bluebird antwortete darauf am 27.12.13:
Ich sehe, du kennst dich aus! Spielst Du Schach?  hier

 Jorge schrieb daraufhin am 27.12.13:
Ja, gerne.
Aber leider zu selten.
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