Dictatus Papae - oder vom Irrtum der Irrtumslosigkeit
Essay zum Thema Glaube
von Bluebird
Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text
Seit 2012 ist ein Geheimpapier öffentlich einsehbar, was vermutlich auf Papst Gregor VII (1073-1085) zurückgeht: Das Dictatus Papae ( mit 27 grundsätzlichen Lehraussagen).
Der [!] Dictatus papae aus dem Jahre 1075 ist niemals geheim gewesen, sondern war eine Kampfschrift Papst Gregors VII. in seiner Auseinandersetzung mit dem Kaiser (vgl. Punkt 12: "Der Papst kann Kaiser absetzen.") und hätte ohne Öffentlichkeit auch keinen praktischen Sinn gehabt. Warum sollte der Papst beanspruchen, die höchste geistliche und weltliche Autorität zu sein, wenn er das nicht bekanntmachte?
Der Text hat sogar in den Schulbüchern meiner aktiven Zeit gestanden!
Kommentar geändert am 01.08.2020 um 14:10 Uhr
Vielleicht habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt ... das Dokument wurde 2012 erstmalig der Öffentlichkeit gezeigt:
Das Dokument ist eines von einhundert durch eine Kommission ausgewählten, die in der Ausstellung Lux in Arcana – The Vatican Secret Archives unveiled ab Februar 2012 in den Kapitolinischen Museen ausgestellt wurden.
Das heißt: Das Original dieses in Abschriften wohlbekannten Dokumentes ist aus dem vatikanischen Geheimarchiv (wo es normalerweise aufbewahrt wird und nicht der Öffentlichkeit, wohl aber ausgewählten Fachleuten zugänglich ist) entnommen und ausgestellt, also der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Davon abgesehen mögen in diesem Geheimarchiv noch echte Geheimnisse verborgen sein. Der Dictatus papae gehört zu diesen nicht.
Solltest Du die Absicht haben, demnächst die Bulle "Unam sanctam" des Papstes Bonifaz' VIII. zu besprechen: die ist ebenfalls wohlbekannt.
Davon abgesehen mögen in diesem Geheimarchiv noch echte Geheimnisse verborgen sein. Der Dictatus papae gehört zu diesen nicht.
Solltest Du die Absicht haben, demnächst die Bulle "Unam sanctam" des Papstes Bonifaz' VIII. zu besprechen: die ist ebenfalls wohlbekannt.
Eine heilige katholische apostolische Kirche müssen wir im Gehorsam des Glaubens annehmen und festhalten. Und wir glauben diese fest und bekennen sie schlicht, und außer ihr gibt es kein Heil und keine Vergebung der Sünden. In ihr ist ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Zur Zeit der Sintflut gab es eine Arche Noahs, und diese deutete im Voraus hin auf die eine Kirche. Alles, was nicht in ihr war, wurde vernichtet. Von dieser einen und einzigen Kirche also gibt es nur einen Leib und ein Haupt, Christus nämlich und Christi Stellvertreter, Petrus und Petri Nachfolger; sagt doch der Herr zu Petrus selbst: „Weide meine Schafe“ (Joh. 21,17). „Meine“, sagt er, und meint das im allgemeinen, nicht nur im einzelnen diese oder jene. Und daraus sieht man, daß er ihm alle anvertraut hat. Sagen also die Griechen [Orthodoxen] oder andere, sie seien Petrus und dessen Nachfolgern nicht übergeben, so müssen sie auch bekennen, daß sie zu den Schafen Christi nicht gehören; denn der Herr sagt bei Johannes: „Es gibt nur eine Herde und einen Hirten“ (Joh. 10,16).
Daß dieser über zwei Schwerter zu verfügen hat, ein geistliches und ein weltliches, das lehren uns die Worte des Evangeliums (Lukas 22,38). Denn als der Apostel sagte: „Siehe, hier sind zwei Schwerter“, nämlich in der Kirche [...], da antwortete der Herr nicht: „Es ist zu viel!“, sondern: „Es ist genug!“ Wer nun sagt, in des Petrus Hand sei das weltliche Schwert nicht, der merkt nicht recht auf des Herrn Wort, der da sagt: „Stecke dein Schwert in die Scheide!“ (Matth. 26,52). Beide Schwerter hat die Kirche in ihrer Gewalt, das geistliche und das weltliche. Dieses aber ist für die Kirche zu führen, jenes von ihr. Jenes gehört dem Priester, dieses ist zu führen von der Hand der Könige und Ritter, aber nur wenn und solange der Priester es will. Ein Schwert aber muß dem anderen untergeordnet sein; die weltliche Macht muß sich der geistlichen fügen. Denn der Apostel sagt: „Es ist keine Obrigkeit außer von Gott, wo aber Obrigkeit besteht, ist sie von Gott verordnet“ (Römer 13,1). Sie wäre aber nicht geordnet, wenn nicht ein Schwert unter dem anderen stände und gleichsam als das niedere von der Hand eines anderen nach oben gezogen würde. Daß aber die geistliche Macht an Würde und Adel jede weltliche überragt, müssen wir um so freier bekennen, als überhaupt das Geistliche mehr wert ist als das Weltliche. [...] Denn in Wahrheit: Die geistliche Macht hat die weltliche einzusetzen und ist Richterin über sie, wenn sie nicht gut ist. [...]
Daß dieser über zwei Schwerter zu verfügen hat, ein geistliches und ein weltliches, das lehren uns die Worte des Evangeliums (Lukas 22,38). Denn als der Apostel sagte: „Siehe, hier sind zwei Schwerter“, nämlich in der Kirche [...], da antwortete der Herr nicht: „Es ist zu viel!“, sondern: „Es ist genug!“ Wer nun sagt, in des Petrus Hand sei das weltliche Schwert nicht, der merkt nicht recht auf des Herrn Wort, der da sagt: „Stecke dein Schwert in die Scheide!“ (Matth. 26,52). Beide Schwerter hat die Kirche in ihrer Gewalt, das geistliche und das weltliche. Dieses aber ist für die Kirche zu führen, jenes von ihr. Jenes gehört dem Priester, dieses ist zu führen von der Hand der Könige und Ritter, aber nur wenn und solange der Priester es will. Ein Schwert aber muß dem anderen untergeordnet sein; die weltliche Macht muß sich der geistlichen fügen. Denn der Apostel sagt: „Es ist keine Obrigkeit außer von Gott, wo aber Obrigkeit besteht, ist sie von Gott verordnet“ (Römer 13,1). Sie wäre aber nicht geordnet, wenn nicht ein Schwert unter dem anderen stände und gleichsam als das niedere von der Hand eines anderen nach oben gezogen würde. Daß aber die geistliche Macht an Würde und Adel jede weltliche überragt, müssen wir um so freier bekennen, als überhaupt das Geistliche mehr wert ist als das Weltliche. [...] Denn in Wahrheit: Die geistliche Macht hat die weltliche einzusetzen und ist Richterin über sie, wenn sie nicht gut ist. [...]
Nun, ich werde mich sicherlich nicht allzusehr an den "Thesen" der römisch-katholischen Kirche abarbeiten, auch wenn sie natürlich maßgeblich zum Fortbestand und Verbreitung des christlichen Glaubens beigetragen hat.
Aber sie ist - entgegen ihrer eigenen Einschätzung - nun mal nicht das Maß der Dinge in Sachen christlicher Glauben. Sie hat(te) ihre Aufgabe(n) und ihre Berechtigung, nicht mehr aber auch nicht weniger!
Da ich eine Christ ohne konfessionelle Bindung bin, sehe ich das wirklich alles recht entspannt. Um da noch einmal Paulus zu zitieren:
Aber sie ist - entgegen ihrer eigenen Einschätzung - nun mal nicht das Maß der Dinge in Sachen christlicher Glauben. Sie hat(te) ihre Aufgabe(n) und ihre Berechtigung, nicht mehr aber auch nicht weniger!
Da ich eine Christ ohne konfessionelle Bindung bin, sehe ich das wirklich alles recht entspannt. Um da noch einmal Paulus zu zitieren:
Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.
Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein?
Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein?
Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?
Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat. (1. Korinther 12)
Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein?
Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein?
Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?
Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat. (1. Korinther 12)
Antwort geändert am 01.08.2020 um 16:58 Uhr
Nun, so haut uns der Papst seine Bibelstellen um die Ohren, und Du antwortest ihm mit einer anderen, zu Deiner Ansicht passenden Bibelstelle.
Das macht viele theologische Diskussionen so 'spannend'.
Das macht viele theologische Diskussionen so 'spannend'.
Antwort geändert am 01.08.2020 um 17:24 Uhr
Ich verstehe mich eher als Analysierer. Meine Deutungen sind ohne Verbindlichkeitsanspruch für andere! Eher ein Angebot die Dinge vielleicht mal etwas umfassender und gelassener zu betrachten.
Antwort geändert am 01.08.2020 um 18:07 Uhr
Abgesehen davon offenbart sich im massenweisen Kirchenaustritten von Katholiken, dass die katholische Kirche im Innern der eigenen Fäulnis unterliegt. Unter keinem Gewand laufen mehr Pädophile rum als unter dem Gewand der katholischen Kirche. Diese Maskierung der katholischen Kirche sollte wie der Holocaust einer Erinnerungskultur unterworfen werden, um all die Heranwachsenden hierzu zu sensibilisieren.
Bluebird: "Da ich eine Christ ohne konfessionelle Bindung bin,"
Bist Du sicher, dass Du eine Christ bist?
Mir kamst Du eher männlich vor.
Bist Du sicher, dass Du eine Christ bist?
Mir kamst Du eher männlich vor.
Bluebird: "Meine Deutungen sind ohne Verbindlichkeitsanspruch für andere! Eher ein Angebot die Dinge vielleicht mal etwas umfassender und gelassener zu betrachten."
Ich halte Deine kV-Präsenz eher für ein unfreiwilliges Abbild Trumps auf Evangelikal. Es geht darum, möglichst viel Bullshit abzusondern, um maximalen Widerspruch zu erhalten und dadurch zu spüren, gerade in Anbetracht völliger Isolation und gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit, dass Dir bei kV immerhin widersprochen wird.
Je bekloppter ich die meisten Provokationen finde, desto sympathischer erscheint mir der "seltsame Mensch", der sie verbreitet, an sich.
Ich halte Deine kV-Präsenz eher für ein unfreiwilliges Abbild Trumps auf Evangelikal. Es geht darum, möglichst viel Bullshit abzusondern, um maximalen Widerspruch zu erhalten und dadurch zu spüren, gerade in Anbetracht völliger Isolation und gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit, dass Dir bei kV immerhin widersprochen wird.
Je bekloppter ich die meisten Provokationen finde, desto sympathischer erscheint mir der "seltsame Mensch", der sie verbreitet, an sich.
Kommentar geändert am 04.08.2020 um 09:29 Uhr