Catull´sche Impressionen

Glosse zum Thema Tod

von  loslosch

Soles occidere et redire possunt: Nobis, cum semel occidit brevis lux, nox est perpetua una dormienda (Catull, ~85 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; Carmina). Sonnen können unter- und wieder aufgehen. Wenn das kurze Lebenslicht einmal erloschen ist, müssen wir die eine ewige Nacht durchschlafen.

In seinem kurzen, bewegten Leben hat Catull vieles Wichtige, auch Überraschendes, niedergeschrieben und der Nachwelt hinterlassen. Hier sind es schwermütige Gedanken, wie in Watte verpackt. Das Bild von der einen ewigen Nacht (una nox) kann keine Originalität beanspruchen. Es ist bereits in der griechischen Antike verbreitet. Nicht nur Horaz (65 bis 8 v. Chr.) spricht in seinen Oden von der einen Nacht, die uns alle erwartet. Mithin keine Catull´sche Besonderheit. Das gewählte Bild lebt vom Kontrast: Hier die auf- und untergehende Sonne, die scheinbar ewig fortbestehende Natur, dort das kurze menschliche, individuelle, von allen geteilte Intermezzo.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (08.04.14)
Darum sollte man sich, die Sonne, die einem die Haut wärmt, auch sorgsam aussuchen, denn sonst treibt einen ihr grelles Licht in die Nacht aus der es keine Wiederkehr gibt.

 loslosch meinte dazu am 08.04.14:
ja, vor der zeit in die nacht.

 monalisa (08.04.14)
Bemerkenswert finde ich auch, dass es 'soles' / Sonnen (im Plural) sind.
Liebe Grüße,
mona

 loslosch antwortete darauf am 08.04.14:
in der tat! mir ist es erst beim posting aufgefallen. der übersetzer eduard mörike nahm den singular, um den elfsilber zu retten.

 hier.

catull brauchte den plural für die silbenzahl und war damit astronomisch in der moderne angekommen! lo
(Antwort korrigiert am 08.04.2014)

 toltec-head (08.04.14)
Du solltest deinen Lesern/innen gegenüber nicht verschweigen, dass dein Zitat aus einem Gedicht stammt, das ein explizites Fick-Einladungs-Gedicht ist. Nur so als Sinnbezug. Eine bloße Impression ist es nämlich nicht, sondern durchaus dringlicheres. Aber es geht dir mit deinen Texten wohl wie den Kirchen: Wo kämen sie (klickzahlenmäßig) hin, wenn sie nun auch noch die alten Weiblein vergrätzten?

 loslosch schrieb daraufhin am 08.04.14:
dieses kussgedicht hat eduard mörike eindrucksvoll in hendekasyllabi übersetzt. o hättest du meinen link im kommi darüber genutzt!
Graeculus (69) äußerte darauf am 08.04.14:
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 EkkehartMittelberg (08.04.14)
Merkwürdig, dass ein Satz, der in der Antike schon Tradition hatte, heute so modern wirkt. Ich denke, das ist den Sonnen geschuldet, die einen gewaltigen Horizont aufreißen.
t.t.
Ekki

 loslosch ergänzte dazu am 08.04.14:
der pl. soles mag damals sehr lyrisch gewirkt haben. das "moderne" kommt jetzt hinzu.

bei der vorbereitung las ich, dass der junge catull, der ja noch jung gestorben ist, in einem gedicht caesar verspottet hat. der soll ihm darauf gedroht haben, so dass catull sich öff. entschuldigte. jetzt die kl. sensation: caesar habe mit ihm zur versöhnung getafelt!! (caesar konnte ja auch ein wenig dichten. habe ich von dir gelernt.) t.t. lo
Graeculus (69)
(08.04.14)
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 loslosch meinte dazu am 08.04.14:
as, assis hast du treffend übertragen. auch sonst. naja, wenn die zukünftige was von latein versteht.
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