Antike Schriftstellerei

Glosse zum Thema Schreiben

von  loslosch

Mediocribus esse poetis non homines, non di, non concessere columnae (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Ars poetica). Von Mittelmaß zu sein, das haben den Dichtern weder die Menschen noch die Götter noch die Buchsäulen konzediert.

Erstaunlich weit gefächertes kulturelles Leben im alten Rom, ab etwa dem 1. Jh. v. Chr.: Buchhandlungen mit Buchsäulen (columnae) zur Bekanntgabe des - für heutige Verhältnisse - schmalen Sortiments. Eine Art Schnellinformationssystem für die Interessenten. Schreibsklaven, denen der Autor diktierte, Verleger mit eigenen Schreibsklaven. Zu diesem kurzen Resümee lud die Erwähnung von "columnae" in der Sentenz des Horaz ein, als Ergebnis eines kleinen Streifzugs durch das Internet.

Die Herrschaften (damals gab es nur wenige Autorinnen) waren immer schon darauf erpicht, von möglichst vielen Menschen gelesen zu werden. Entsprechend groß, in Ermangelung der Buchdruckerkunst, war der Marktanteil von gebrauchten Büchern (libri) oder Rollen (volumina). Ob die Lesefrequenz (statt der verkauften Auflage) ein Maßstab für die Qualität des Lesestoffs war und ist, diese Frage soll hier unbeantwortet bleiben.

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Kommentare zu diesem Text


 toltec-head (19.05.13)
Sappho vergessen. Catull erwähnt Hobby-Dichterin, die ihm "Gedichte" stiehlt. Wie bei den Musikerinnen: Es gab sie schon. Nur haben sie wenig Überlieferungswürdiges hinterlassen.

 loslosch meinte dazu am 19.05.13:
ich meinte die römer. 2 fand ich jetzt, sulpicia (ältere und jüngere). danke für den hinweis.

 TrekanBelluvitsh (19.05.13)
Ein typischer Spruch von jemanden, der Teil der Literaturszene ist. Denn während diese gern naserümpfend auf das Meistgelesene ihre Zeit blicken, lieben sie das, was in früheren Jahrhunderten vor allem eines war: meistgelesen. Aber warum auch nicht, vergessene Autoren können sich nicht wehren. Und gibt es nicht wenige Shakespeareliebhaber, die gar nicht wissen, dass dessen Stärke nicht das Schaffen neuer Geschichten, sondern das Umarbeiten bereits vorhandener war? Und damit erhöhte er die Mittelmäßigkeit...
Netter Spruch, aber so einfach ist es nun doch nicht...

 loslosch antwortete darauf am 19.05.13:
... Und damit erhöhte er die Mittelmäßigkeit... (ironisch, falls es einer missversteht). shakespeare hat auch viel von plautus ausgegraben. goethe hat ja auch in der antike gegründelt. schlimm nur, wenn man das heimlich tut!

vllt. werde ich postum berühmt, wenn einer unter angabe der quelle mich verwurstet. lo

 EkkehartMittelberg (19.05.13)
Lange Zeit haben selbst Altphilologen die Fortschreibung bekannter Themen und Motive in ähnlichem Stil in der Antike für Mittelmaß gehalten. Oft waren sie es - gemessen an den Maßstäben der Entstehungszeit - nicht, weil die Ähnlichkeiten in abgewandelter Form bewusst gestaltet wurden und zum Kunstideal der imitatio in der Antike gehörten.
Mit dem Sturm und Drang kam das Kunstideal der Originalität (Originalgenie) zum Durchbruch und führte zu der häufig falschen Einschätzung antiker Epigonen. Bekannte Beispiele sind Statius (1. Jh. nach Chr.) und Silius Italicus (25-100 nach Chr.), die bewusst in der Tradition Vergils schrieben.

 loslosch schrieb daraufhin am 19.05.13:
es gibt auch neg. ausnahmen. zb war quintilian, heute noch als rhetoriklehrer angesehen, für mich epigonal. nur weil er cicero mochte und seinen stil imitiert hat?? ich habe hier texte gespeichert - von tautologisch bis peinlich. alles von quintilian. das muss ich mal hier ausbreiten. t.t. lo

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 19.05.13:
Du schränkst mit recht ein. Ich hätte hinzufügen sollen, dass die imitatio insbesondere für Epen und Gedichte gilt
Graeculus (69)
(19.12.14)
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