Kritikfähigkeit

Glosse zum Thema Schreiben

von  loslosch

Admoneri bonus gaudet, pessimus quisque rectorem asperrime patitur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 nach Chr.; De ira). Der Gute freut sich, wenn er ermahnt wird, doch gerade der Übelste erträgt den Anleitenden nur äußerst schwer.

Diese wörtliche Übertragung grenzt an eine Tautologie. Es geht auch anders: Der Tüchtige freut sich, ermahnt zu werden, den (ihn) Belehrenden erträgt der am wenigsten Taugliche jedoch nur äußerst schwer. Kontextabhängig am besten diese Variante: Der Tüchtige freut sich, wenn er korrigiert wird, doch gerade der Stümper lässt sich nicht korrigieren. Wieder einmal bestätigt sich: An der Psyche der Menschen hat sich in zweitausend Jahren nur wenig geändert. - Nur sollte man bestimmte Regeln der Übersetzungstechnik beachten.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(25.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 25.06.13:
bildung und benimmregeln decken unterschiedliche felder ab, allerdings mit einer ordentlichen schnittmenge.

andressieren? den unwilligen so gut es geht motivieren.

 TrekanBelluvitsh (25.06.13)
Hm, ich nehme mal an, das Seneca hier voraussetzt, dass der Anleitende auch ein Guter ist. Denn wenn es der Übelste ist, ist das auch nur schwer zu ertragen... oder zum totlachen!

 Bergmann antwortete darauf am 25.06.13:
Einerseits eine sehr berechtigte Anmerkung. Andererseits gilt auf einem höheren Niveau, dass der Kritisierte, wenn er kein Dummkopf ist, sogar aus der Kritik des Übelmeinenden zu lernen in der Lage ist.
majaw (46) schrieb daraufhin am 25.06.13:
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 loslosch äußerte darauf am 25.06.13:
man erfährt das volle spektrum der kritik.

ich habe mal ein wichtiges papier eines anderen total überarbeiten müssen. inhaltlich wie sprachlich war es daneben. dennoch hätte ich ohne diese grundlage viel mehr zeit aufwenden müssen. warum? ich konnte die themenliste abgehen und fix neu modellieren. also gilt auch: selbst der kritisierende lernt oft was, so er will!

 Bergmann ergänzte dazu am 25.06.13:
Fazit: Jede Kririk ist konstruktiv, auch wenn sie destruktiv sein will. Oder anders gesagt: Das Wesen der Kritik ist ja gerade ihre Destruktivität. Destruktivierende Kritik ist konstruktiv.
Nimbus (38)
(25.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 25.06.13:
I hope so.

 Didi.Costaire (25.06.13)
Lothar, ich ermahne dich, nicht so viel klugzuscheißen!
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 25.06.13:
schnellmerker!

 ViktorVanHynthersin (25.06.13)
"Der Gute freut sich, wenn er ermahnt wird" will mir sagen, der Gute glaubt, durch die inhaltliche Kritik noch besser werden zu können. Bzw. "der Übelste erträgt den Anleitenden nur äußerst schwer.": die Betonung liegt für mich auf "den Anleitenden", nicht auf den Inhalt der Kritik. Da ist für mich der Unterschied.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 25.06.13:
eigentlich hab ich seneca zu wohlwollend interpretiert. der war eloquent und konnte sogar halbe leerformeln gut verkaufen. darauf hast du mich jetzt gestoßen. lo
LottaManguetti (59)
(25.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 25.06.13:
bumpel? das woxi gibt nichts her, silke.

wenn kaiser wilhem zwo im exil ständig baumstämme sägt, geht er bei manchen als tüchtig durch, dabei treibt er nur leibesertüchtigung. viel liegt an der auslegung der begriffe.

... dass Kritik, die dem Einzelnen (gutwillig) "angepasst" wird, nie auf unfruchtbaren Boden fällt ...

sag nie nie! ansonsten lass ich deine kritik mal auf fruchtbaren boden fallen.
LottaManguetti (59) meinte dazu am 25.06.13:
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 niemand (25.06.13)
hmm.. ich sehe den Tüchtigen hier als jemanden, der
gerne weitermacht, sich gerne verbessert, lernt etc.
Voraussetzung ist natürlich ein selbstkritisch Sein. Der Gegenteilige ist mit sich zufrieden (unkritisch) und vielleicht auch faul an sich zu arbeiten? LG niemand

 loslosch meinte dazu am 25.06.13:
das wort faul darf man heute nicht mehr laut sagen. ich benutze es jetzt auch! ich beobachte in einem latein-forum, wie schüler sch latein-sätze übersetzen lassen. die textvorlage strotzt nicht selten vor "vertippern". nach kritik an der kaum verständlichen vorlage kommt dann ein hingeworfenes "sorry". ein sorry für faulheit! lo
majaw (46)
(25.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 25.06.13:
du bist neu auf kv und hast eine nachvollziehbare, aber idealistische sicht. mehr sage ich lieber nicht. lo
majaw (46) meinte dazu am 25.06.13:
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 niemand meinte dazu am 25.06.13:
@ Majaw
glaube mir, wenn du hier auch nur die kleinste Kritik anbringst, diese höflich und mit bedacht äußerst, kommt dir von vielen immer eine Art Bockigkeit entgegen in die Richtung: "Ich bin ein Genie, mich verbessert keiner!" Oder so etwas wie: "Du bist viel zu doof meine Einmaligkeit zu erkennen!" Seltsam, dass hier nur die wirklich guten Kritik annehmen. Und Kritik annehmen heißt nicht, dass sie alles machen was ein Kritisierender vorschlägt, sondern diese guten Schreiber denken wenigstens darüber nach, wie sie ihr Elaborat verbessern könnten. Kann man nicht von vielen sagen, aber einige hier sind klug und selbstkritisch genug um einen Einwand nicht mit einem Angriff zu verwechseln. LG niemand
majaw (46) meinte dazu am 25.06.13:
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Sir-Giant (30)
(25.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 26.06.13:
kleiner hang zum perfektionismus, ja. großer würde bedeuten, dass er in rechthaberei verfällt. lo
Sir-Giant (30) meinte dazu am 26.06.13:
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 FRP (26.06.13)
Vielen Kritikern geht es aber nicht um das Werk (zumal dann nicht, wenn es gleich als "Elaborat" bezeichnet wird; sondern darum, etwas aus sich an andere abzuladen oder "loszuwerden") - oder sich selbst einen angenehmen Kick/Auftritt zu verschaffen.
Keiner ist davon frei - auch ich jetzt wahrscheinlich nicht. Für mich - jeder mag das halten, wie er will, ist der große Unterschied jener, ob etwas primär wohlwollend; oder wenigstens sachlich-neutral geschieht. Falls nicht ... nun ja ... Wer seinen Text öffentlich stellt, muß halt mit der Öffentlichkeit leben. Peter Gabriel hat das mal so ähnlich gesagt: Du musst erst einmal damit zurecht kommen, dass dich viele nicht nur einfach nicht mögen; sondern absolut Scheiße finden. Dürfen sie. Klar, besser wär's schon, jemand hielte den Mund, wenn er mein Zeugs absolut nicht mag. Aber: Es ist dessen Recht, dies mir zu sagen. Wir haben Meinungsfreiheit. Legt wer in einem Buchladen meinen Lyrikband angewidert wieder auf den Ladenhüter-Tisch, bekomme ich dies wenigstens nicht mit. Man kann ja nicht im Ernst erwarten, dass man allen "gefällt"; jedem etwas zu sagen oder zu geben hätte. Das ist mir aber ganz egal. Wer sich aus meinem Zeugs etwas für sich herauslesen kann: bitte, gerne. Wer nicht: okay. Mir gefällt auch nur Weniges. Ernst beiseite: Primär würde ich festhalten: In jeder - wie auch immer GE - oder ENT-arteten Kritik steckt zumindest eine INFORMATION. Man denkt oft, dass man jene nicht gebraucht hätte, fällt sie zu drastisch aus (subjektive Wahrnehmung); oder man ist peinlich berührt, wird man "über Gebühr" gelobt. Darum halte ich mich weitestgestreckt heraus aus den meisten Abläufen hier.
Aber: Jede Information bedeutet Erfahrung/Erweiterung. In diesem Sinne.
(Kommentar korrigiert am 26.06.2013)

 EkkehartMittelberg (26.06.13)
Ja, der Tüchtige freut sich über sachliche Kritik. Aber er wäre nicht tüchtig, wenn er jede Kritik um ihrer selbst willen akzeptieren würde. Wenn sie unausgegoren ist, übt er Kritik an der Kritik (Metakritik).
Leider wird Metakritik von einigen Kritikern als Kritikresistenz verstanden.
So, wie die Kontrolleure kontrolliert werden müssen, so bedürfen auch Kritiker der Kritik, zuweilen jedenfalls.

 loslosch meinte dazu am 26.06.13:
ich habe jetzt keinen grund zur "freude". warum? mangels kritik.
bon voyage, ekki

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.06.13:
Ich weiß, was du meinst. Fühl dich nicht angesprochen, wenn ich sage: Der Tüchtige freut sich auch über Gelungenes.
Downtown (46) meinte dazu am 28.06.13:
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Schrybyr† (67)
(30.07.13)
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 loslosch meinte dazu am 30.07.13:
jaaa, die kommis kommen volle breitseite.

sogar downtown, alias giftpreisträger, hat sich hier verewigt. dank deiner aktivität jetzt erst entdeckt ... merci
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