Levitationen - oder das freie Schweben in der Luft

Essay zum Thema Mystik

von  Bluebird


Die Verzückungen kamen mit solcher Gewalt über sie, dass sie sich umsonst zu Wehr setzte. Dabei erhob sich ihr Körper von selbst vom Boden und schwebte frei in der Luft über der Erde, während ihr Antlitz eigenartig zu leuchten begann. 
Nicht nur Nonnen sahen dieses Schweben, auch Damen der Gesellschaft waren einmal zugegen, als ihr dies während einer Predigt widerfuhr, was ihrem fraulichem Schamgefühl peinlich war. 1
Teresa von Avila gilt als eine der großen Mystikerinnen des Mittelalters und es kann eigentlich keinen ernsthaften Zweifel an den Schwebezuständen (Levitation) geben, geriet sie doch u. a. deswegen in den Verdacht dämonischer Besessenheit von Seiten der katholischen Obrigkeit. Später wurde es dann aber als göttliches Wirken angesehen.
 
Ein anderer recht gut belegter Fall ist "Der fliegende Josef";

Die Levitation des heiligen Josef von Copertino oder St. Copetrtino (1603-1663) ist ein gut dokumentierter Fall über das freie Fliegen eines Menschen ohne Hilfsmittel.
St. Joseph von Copertino schwebte manchmal nur einige Zentimeter über dem Boden, flog aber auch hoch in die Luft. Das geschah teilweise vor großen Menschenmengen in ganz Italien. Der Prozess seiner Heiligsprechung beinhaltete eine eingehende Prüfung. So wurden in diesem Fall viele schriftliche Aufzeichnungen, darunter 150 Augenzeugenberichte, mit detaillierten Informationen über St. Copertinos Levitationen ausgewertet.
   
Diese hielten einer Überprüfung stand. Die Aufzeichnungen erstreckten sich über 35 Jahre und enthielten Zeugen auf höchsten gesellschaftlichen Ebenen, darunter Kardinäle, ein Papst und selbst Inquisitoren.
Zu dieser Zeit besaß die Kirche keine Motive, um einen vorgeblichen Wundertäter zu fördern. Über die Jahre erfuhr St. Copertino genauso viel Misstrauen wie Offenheit durch die Kirche. Man schickte ihn von einer Stadt in die andere und er erhielt auch Drohungen, seine Levitationen zu unterlassen, da sich, wo immer er sich auch aufhielt, sofort eine große Gruppe von Anhängern um ihn bildete.
 
Die Kirche hätte St. Copertino leicht als Häretiker abstempeln und seine Levitationen als Symptom dämonischer Besessenheit beurteilen können. Er musste sich auch tatsächlich einem Verfahren stellen. Aber der Inquisitor hatte keine geheimen Motive erkennen können. Copertino war völlig demütig und schämte sich wegen seiner Fähigkeiten.
Seine Levitationen geschahen nicht absichtlich, sondern in einem Zustand der Ekstase. In bestimmten Momenten schien St. Copertino so gerührt zu sein, dass er in einen anderen Bewusstseinszustand eintrat und zu schweben begann. Er vergaß alles um sich herum, obwohl er mit seinem Verhalten Aufsehen erregte.
 
Der Wissenschaftler Dr. Michael Grosso hat ein Buch über diesen besonderen historischen Fall von Levitation verfasst „The Man Who Could Fly: St. Joseph of Copertino and the Mystery of Levitation“.
Bereits 1753 verfasste Angelo Pastroviechi das Buch „Kurzer Inbegriff des Lebens und der Tugenden und Wunder des seligen Joseph von Copertino“  ( Quelle: Internetblog )
Viele Persönlichkeiten hatten großes Interesse, selbst Augenzeuge dieses Wunders zu werden. Unter anderem haben Prinzessin Maria von Savoyen und König Johann II Kasimir von Polen ihre Beobachtungen unter Eid bestätigt.

Sicherlich allgemein bekannt ist, dass solche Levitationen im Buddhismus/Hinduismus vielfach berichtete und überlieferte Phänomen sind. Aber es gibt sie – angeblich – auch in ganz weltlichen Bereichen:
In neuerer Zeit erregte auch Daniel Dunglas Home (1833–1886) aus Currie nahe Edinburgh, Schottland, großes Aufsehen. Er zeigte seine unerklärlichen Kunststücke regelmäßig einem großen Publikum. Bekannte Persönlichkeiten und Skeptiker haben das beobachtet, darunter Napoleon III, Fürst Metternich, die britische Königin, Mark Twain, Thackeray, John Ruskin, Rosetti und Edward Buwler-Lytton. Keiner der Versuche, ihm Betrug nachzuweisen, gelang.
   
Der an Parapsychologie sehr interessierte William Crookes, Präsident der Royal Society, schrieb im damals wichtigsten Wissenschaftsblatt, dem „Quarterly Journal of Science“, welch innerer Widerstreit in ihm herrscht zwischen seinem unumstößlichen Wissen und dem mit Augen und Händen Erlebten. In seiner spektakulärsten Vorführung soll Home in London aus einem Fenster im dritten Stockwerk und durch ein anderes wieder in dasselbe Haus geflogen sein. 2

Gut, wie aber sollen wir dieses Phänomen Levitation nun bewerten? Persönlich hege ich keinen Zweifel an dem Phänomen selber, finde aber eine Bewertung schwierig. Ist es göttlich, dämonisch oder eine erweiterte menschliche Fähigkeit im Zustande der Ekstase oder des Trance?
Oder kommt es vielleicht auf den äußeren Zusammenhang an? Ist es mal göttlich, mal dämonisch und manchmal eine erweiterte menschliche Fähigkeit?
Es gibt ja die Legende von Simon, dem Magier, der angeblich in einem Wunderwettbewerb (vor Publikum) einen Vogelflug absolvierte. Sein angebliches Pech war, dass Petrus ein Gebet sprach und er plötzlich wie ein Stein zu Boden fiel.


Anmerkung von Bluebird:

1 aus "Teresa ... " von Walter Nigg
2 Wikipedia

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(17.10.16)
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 Bluebird meinte dazu am 17.10.16:
Extase fände ich auch OK
Dieter Wal (58) antwortete darauf am 17.10.16:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 17.10.16:
Solange es keine Ekskremente sind.

 LotharAtzert (17.10.16)
Darfst Deiner Liste noch Teresa von Avila hinzufügen. Man ließ sie irgendwann nicht mehr an die Essensausgabe, weil sie herumflog und zuviel kleckerte.
Sie selbst bezeichnete diese ihre Fähigkeit immer als unbeabsichtigt und nicht erstrebenswert.
.
Warum willst Du das bewerten? Die Angst vor Dämonen ist für den, der liebt, unberechtigt. Jedenfalls sagen meine buddhistischen (für Graeculus "vajrayanabuddhistischen") Lehrer übereinstimmend folgendes: "Nichts fürchten Dämonen mehr, als die Liebe. Sobald sie geliebt werden, werden sie unsicher und verschwinden - oder zeigen Interesse, unterwerfen sich und lernen." Das hätte auch Teresa so bestätigt, die immer wieder durch ihre Sanftmut sogar die Inquisiteure verblüffte, die zu ihrer Zeit jeden der Ketzerei bezichtigten, der nicht "fundamentalistisch" genug war.
"... John Ruskin, Rosetti und Edward Buyler-Loyton" - meinst Du Edward Bulwer Lytton? Ja, der war gut drauf! ("Zanoni!) - die andern beiden sind Maler gewesen, sogenannte "Präraffaeliten". (Endlich kann ich mal mein Wissen loswerden:-))))) danke Dir-

 Bluebird äußerte darauf am 17.10.16:
Lothar, der ursprüngliche Text beginnt mit Teresa von Avila
  hier, aber ich dachte, dass der Text hier zu lang werden könnte

 Bluebird ergänzte dazu am 17.10.16:
Habe es jetzt einfach eingefügt ... was die Sache mit der "Liebe" angeht, wäre ich vorsichtig ... wenn ich den Fischen in der Ruhr einen fetten Wurm anbiete, könnten die Fische es durchaus als ein "Gottesgeschenk" betrachten. oder? ...

 LotharAtzert meinte dazu am 17.10.16:
Ach, wie dumm von mir - ich bin den Text nur überflogen und hatte schon vor dem Lesen an die Teresa gedacht ... muß eine bemerkenswerte Frau gewesen sein, wenn sie sogar mich ...
.
Ja, der Angelhaken. Die Lehrer sagen auch nicht Liebe, sondern allumfassendes Mitgefühl - was aufs selbe hinausläuft. Im Buddhisnus (für Graeculus Mahayanabuddhismus) ist Mitgefühl männlich und Weisheit weiblich - als die zwei Flügel - mit einem kann man nicht levitieren.
Dieter Wal (58) meinte dazu am 17.10.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 17.10.16:
Na Dieter - gerade noch mal die Kurve gekriegt - ich werde Dich im Auge behalten;)
Dieter Wal (58) meinte dazu am 17.10.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 17.10.16:
buddhistisch? Laß das den Graeculus nicht hören!
Dieter Wal (58)
(17.10.16)
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Dieter Wal (58) meinte dazu am 17.10.16:
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Abulie (45)
(17.10.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 17.10.16:
Selbstverständlich haben wir Seine Heiligkeit d. 16. Karmapa immer wieder mit dem Thema gelöchert, schließlich kennt er sich mit solchen und ähnlichen Kunststückchen aus. Er sagte dazu sinngemäß etwa: "Jede Zeit bringt andere Phänomene hervor. Die Zeit der magischen Vorführungen ist vorbei, auch wenn sie die Lamas noch beherrschen."
In seiner 2. Inkarnation wurde Karmapa in China in eine Schlangengrube geworfen. Als man am nächsten Tag nachsehen wollte, ob er tot ist, soll er die Schlangen im Dharma unterrichtet haben. Damals hieß er Karmapakshi.
Er ließ bei einem Festbankett die Gläser durch die Luft schweben, zu den Mündern des staunenden Publikums. Das Ganze ist überliefert durch Marco Polo, der ihm nämlich dort begegnete und später darüber schrieb.
Inzwischen gibt es den 17. Karmapa, (-kann bei YouTube gegoogelt werden) dem ich allerdings noch nicht begegnet bin.
Abulie (45) meinte dazu am 17.10.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 17.10.16:
Ok, Erdbeerbowle! Aber erst einmal werden 100 000 Prostrationen (Verbeugungen vor Buddha) fällig. Danach erkläre ich Dir, wie’s weiter geht.
Abulie (45) meinte dazu am 18.10.16:
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