Unliebsame Begegnung

Satire zum Thema Denken und Fühlen

von  EkkehartMittelberg

Ich machte mich verdrossen auf den Weg zur Arbeit. Doch zu meiner Überraschung lag jemand vor meiner Haustüre.  Ich hatte es eilig und wollte rücksichtsvoll über ihn hinwegschreiten.
Aber er herrschte mich an: „Wollen Sie mich nicht gefälligst fragen, weshalb ich mich quer gelegt habe!“ Ich hatte es sehr eilig und entgegnete missmutig: „Also, weshalb liegen Sie hier quer?“ Er entgegnete: „Ich bin Querdenker und möchte Ihnen meine Philosophie erklären.“ Ich blaffte zurück: „Ich bin Otto Normalverbraucher und muss meine Brötchen verdienen“ und ging weiter. Da hörte ich einen Schuss und drehte mich erschrocken um. Er hatte sich erhoben und schrie zornig: „Wenn Sie mir nicht sofort zuhören, schieße ich quer!“ In dem Moment fuhr eine Polizeistreife vorbei. Es war der erste Tag des verschärften Lockdowns und sie fragten nach unseren Papieren.
Ich wies nach, dass ich zu meiner Arbeitsstelle wollte. Er konnte jedoch zu seiner Rechtfertigung nur sagen, dass er kreuz und quer nach Gesinnungsgenossen suche.
Das ging den Ordnungshütern quer runter und sie führten ihn ab.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (17.12.20)
Ein feiner, satirischer Text, der den weder diskriminiert noch mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt, sondern einfach zum Nachdenken anregt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.12.20:
Merci, das freut mich, Regina. Ich habe mir natürlich gewünscht, dass mein Text so aufgenommen wird.
LG
Ekki

 Didi.Costaire (17.12.20)
Eine originielle Schilderung, Ekki.

Die meisten, die sich "Querdenker" nennen, sind bloß Querulanten.

Beste Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 17.12.20:
Danke, Dirk, mit der Auffassung stehst du sicher nicht allein,
Beste Grüße
Ekki

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 17.12.20:
Aber bekloppte!

 Moja (17.12.20)
In diesen Zeiten kann einem viel in die Quere kommen, lieber Ekki, ehe man sich versieht, ist man verstrickt, obwohl man nur eingefahrene Wege geht. Gefiel mir gut, Deine kleine Satire!
Ich gehe jetzt mal kreuz und quer durch die Gegend und grüße vorsichtig, Moja

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 17.12.20:
Merci, Moja, vorsichtig grüßen ist nicht schlecht. Zusätzlich empfiehlt es sich, geradeaus zu denken.
LG
Ekki
Sätzer (77)
(17.12.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 17.12.20:
Danke, Uwe, ja, verquere Texte haben es nicht einfach in verquerer Zeit.
LG
Ekki

 harzgebirgler (17.12.20)
auch queres denken sollte erst mal klären
was denken heißt statt dämlich rumzumären.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.12.20:
Gracias Henning, sie halten quer denken für Freiheit: Denkst du kreuz und denkst du quer, brauchst du keine Regel mehr.
LG
Ekki

 Graeculus (17.12.20)
Es ist ja nichts so ernst, daß es nicht durch einen Schuß Humor, gerne auch satirischer Art, erträglicher würde.
Mein Motto: Kommst du mir quer, komme ich dir diagonal!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.12.20:
Grazie, Graeculus, man würde lieber "suaviter in modo", aber das versteht ein Querdenker nicht.

 nadir (17.12.20)
wunderbarer humor, ekki. und den inhalt teile ich ausnahmlos!

lg
nadir

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.12.20:
Spassibo. Das freut mich sehr, nadir. Das Menschlichste, was Menschen miteinander teilen können, ist ihr Humor.
LG
Ekki

 niemand (17.12.20)

Danke für diesen Lacher! LG Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.12.20:
Grazie, Irene, ich hoffe, dass wir auch im nächsten Jahr noch oft miteinander lachen können.

 AchterZwerg (17.12.20)
Vor Kurzem las ich in der Presse (Offenbachpost - jessesmaria), einen empörten Leserbrief: Ein Herr beschwerte sich über den negativen Beigeschmack des Querdenkens.
Denn schließlich sei er zeitlebens Querdenker gewesen und habe gern dazu gestanden.
Jetzt aber fände er sich in der Gesellschaft ungesunder, ja, bekloppter Querer wieder.

Irgendwie hatte der Recht.

Dein Beitrag amüsiert ebenso und rückt das Quere gerade. :)

Kommentar geändert am 17.12.2020 um 18:04 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.12.20:
Merci, Piccola, ein Kommentar nach meinem Geschmack.

 TrekanBelluvitsh (18.12.20)
Nach deinem Text habe ich mich ermutigt gesehen, nach der Wahrheit hinter den Dingen zu sehen. Ich habe all meine Pfeffervorräte durchsucht, aber keinen ratzenden Hasen gefunden..
Meine Krüge haben gar keine Beine. Und die würden sie brauchen, denn es ist ein gutes Stück bis zum nächsten Brunnen. Suizidal kamen mir die Krüge auch nicht vor.
Auf dem Dachboden habe ich den Balken mehrfach erzählt, ich sei mehrfacher Millionär. Sie halten die Konstruktion immer noch. Und ein Blick aus einem Dachfenster zeigte mir auch, dass der Himmel zu blau war wie zuvor.

Aber jetzt bin ich müde. Und weil mein rechtes schon geschwollen ist, muss ich jetzt mein linkes Ohr prügeln.


Sayonara

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.12.20:
Merci, mein Freund, Querdenker können das Blaue vom Himmel erzählen, ohne dass sich die Balken biegen, der Hase im Pfeffer liegt und der Krug zum Brunnen geht.

 TassoTuwas (18.12.20)
Hallo Ekki,
puh, das ist nochmal gut gegangen, schließlich weiß man ja nicht, ob ein Querdenker nicht auch noch zum Querschläger wird.
Mit Vergnügen gelesen!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.12.20:
Gracias, Tasso, sollte das der Fall sein, vertrauen wir in der Not auf die rechte Gerade oder den linken Haken.
Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (20.12.20)
Ein Text, der zu unserer verqueren Zeit passt. LG und bleib gesund

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.12.20:
Gracias,lieber Armin. Ich hoffe, dass im nächsten Jahr das Verquere weicht.
LG
Ekki
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