Vergänglichkeit. Aphorismen

Aphorismus zum Thema Vergänglichkeit

von  EkkehartMittelberg


1. Ein Stützpfeiler des Glaubens ist die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.


2. Bedeutende Bauwerke sind dem Bewusstsein der Vergänglichkeit geschuldet.


3. Vielen Menschen glauben lieber an eine Unterwelt als an den Verfall zu Materie.


4. Wenn es nicht so hart wäre, Vergänglichkeit zu ertragen, gäbe es mehr Atheisten.


5. Mit Schmerz, Trauer und Melancholie ist Vergänglichkeit eine unerschöpfliche Quelle der Lyrik.


6. Bewusstlose Materie überdauert den Menschen, die Krone der Schöpfung.


7. Im ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen ist jede Vergänglichkeit allenfalls ein Wimpernschlag.




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Kommentare zu diesem Text


 Verlo (13.02.23, 01:14)
Vergänglichkeit vergeht, wenn man vergangen ist.

Auch die Gedanken über Vergänglichkeit.

Keine Ahnung, warum, aber daß meine Zeit bald abgelaufen ist, beschäftigt mich nicht sehr.

Vielleicht hab ich noch zwanzig Jahre. Vielleicht nur noch zwei.

Fragt man mich, was ich noch unbedingt erleben möchte, muß, damit der Abschied nicht zu sehr schmerzt, fällt mir nicht wirklich etwas ein.

Das heißt: verlasse ich diese Welt erst in zwanzig Jahren, könnte es mir ziemlich langweilig werden.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 09:34:
Merci, Verlo, auch für mich ist der Gedanke tröstlich, dass das Denken über Vergänglichkeit endlich ist.

 Regina (13.02.23, 03:57)
Ich kann hier nur mit Nr. 5 was anfangen.
Die Vergänglichkeit der Formen ist offensichtlich, egal, was man glaubt. 

 lugarex antwortete darauf am 13.02.23 um 07:16:
Frage vom Laie wie mich: 

Könnte auch Komik 
eine Quelle der Lyrik
sein?
Das wäre so fein...

Liebste Grüsse Lug

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 13.02.23 um 10:33:
Danke der Nachfrage, Luga, die ich nur mit ja beantworten kann. Ich denke zum Beispiel an
 Wilhelm Busch, Heinz Erhardt, 
Ringelnatz und an Teolein auf diesem Forum.
Beste Grüße
Ekki

 lugarex äußerte darauf am 13.02.23 um 10:43:
Bin etwas ruhiger geworden. ;)

Schöne Zeit Luga

 lugarex (13.02.23, 07:08)
1 bis 5 (inkl.) sitzen genau!

Guten Start in die neue Woche Luga

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 13.02.23 um 09:41:
Merci, Gina, ficht dich nicht gelegentlich auch das Offensichtliche in der Weise an, dass du ihm Ausdruck geben möchtest?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 10:40:
Gracias, Luga,
Gedanken müssen nicht flitzen,
wenn Aphorismen sitzen.
Taina (39)
(13.02.23, 07:30)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 10:51:
Du bist anregend wie immer, Taina.
zu 3 und4: Selbstverständlich fürchten sich auch Atheisten, aber dass sie sich vor biblischer Gerechtigkeit fürchten, kann ich mir nicht vorstellen.
zu 6: Ich habe mich korrigiert.
zu 7: Ich habe an das Universum gedacht. Dessen Ende ist für mich nicht vorstellbar.
Taina (39) meinte dazu am 13.02.23 um 11:24:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 18:17:
hallo Taina,
deine Anmerkung zu 3 wird von Mafiosi immer wieder bestätigt.
ZU  6. Wenn du "die Krone der Schöpfung" leicht ironisch verstgehst, passt es.

 TrekanBelluvitsh (13.02.23, 09:31)
Vergänglichkeit ist - völlig unabhängig davon, ob man an ein jenseitiges Existieren glaubt - nur ein Augenblick. Das ist für uns Menschen, die wir immer Pläne schmieden - was in vielen Fällen gut ist - erschreckend, wegen der Unbestimmbarkeit dieses Augenblicks. Allerdings könnte es auch eine Erleichterung sein. Es ist bloß ein Augenblick...

Etwas anderes ist es mit den Folgen für das Leben, die unsere Vergänglichkeit hat. Siechtum, Trauer, dass andere sich anmaßen, über unsere Vergänglichkeit zu entscheiden (Verbrechen, Krieg etc.), die Frage, ob und was in dieser Welt von uns bleibt - das kann leicht erschreckend werden.

Dagegen kann man, wenn man sich für Kultur interessiert, etwas tun: ein gutes Buch, schöne Musik, ein Theaterstück. Gewiss ist das eine Form von Eskapismus. Aber ohne Zweifel ein schöner Eskapismus - und zuweilen sogar lehrreich (was aber gar nicht sein muss).

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 11:04:
Gracias, Trekan. Es fällt mir schwer, deinen klugen Gedanken zu widersprechen.
Ich bin mir nicht sicher, ob Vergänglichkeit nur ein Augenblick ist. Sie kann doch auch ein langer Prozess sein, zum Beispiel das Absterben von Gehirnzellen oder der Herbst als Jahreszeit. Sub specie aeternitatis sind meine Beispiele freilich nur Augenblicke.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 13.02.23 um 11:58:
Was du anführst, fällt für mich unter Siechtum. Und: Ja, ich gebe zu, das kann sehr hart sein (eben wenn es die geistigen Möglichkeiten betrifft).  Zumal wenn man schon vorher unweigerlich miterleben musste, wie die körperlichen Möglichkeiten schwinden.

Ich denke, dass damit letztlich jeder allein fertig werden muss. Weil das aber schwierig ist und auch erschreckend sein kann, kommt da eben das ins Spiel, was du in Aphorismus Nummer 1 beschreibst.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 13:10:
Rrekan, wir können uns sicher darauf einigen, dass Siechtum Vergänglichkeit zur Folge hat.

 Graeculus (13.02.23, 13:16)
Da stimmt alles!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 13:27:
Merci, Graeculus,

mir ist klar, dass nicht alle emotional mit diesen Aphorismen übereinstimmen werden. Ich bin schon zufrieden, wenn sie logisch standhalten können.

 TassoTuwas (13.02.23, 13:17)
Lieber Ekki,

als Betroffener muss ich mich ja eindeutig zu 5 bekennen  :) !

Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 13:30:
Gracias, Tasso,
da stimmen vielleicht noch andere mit uns überein.

Herzliche Grüße
Ekki

 Augustus (13.02.23, 13:37)
das Wesen der Vergänglichkeit ist aber nicht ihre eigene Vergänglichkeit, denn sie ist konstant. Könnte also die Vergänglichkeit als universelle konstante nur im hier und jetzt bestehen. Denn wäre sie vergänglich, würde sie eines Tages nicht mehr geben. Und würde es sie nicht mehr geben, würden wir auch nicht vergänglich sein. Also ist sie eine unvergängliche Konstante, die Vergänglichkeit. Wie geht das, wo doch alles vergänglich ist?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 13:48:
Hui, Augustus, das ist scharfsinnig. Ich verstehe es so: Solange alles vergänglich ist, muss Vergänglichkeit als begriffliche Wiedergabe des Vergänglichen eine unvergängliche Konstante sein.

 Augustus meinte dazu am 14.02.23 um 13:06:
genau. Eigentlich ein Widerspruch. Die Vergänglichkeit ist die Zeit. Jedoch unter bestimmten physikalischen Bedingungen, vergeht die Zeit nicht mehr. Die Vergänglichkeit hört plötzlich auf. Ein unvergängliches Wesen oder Objekt wird dadurch möglich. Zumindest in der Theorie. Genau diese Unvergänglichkeit gepaart mit der Zeit wird Gott zugeschrieben. Sein Wesen ist demnach im Widerspruch zu uns Menschen, die wir vergänglich sind, und weitaus weniger sind wir aus ihm abgeleitet, sondern viel mehr sind wir von ihm abgestoßen worden.


Antwort geändert am 14.02.2023 um 13:08 Uhr

 GastIltis (13.02.23, 13:42)
Lieber Ekki,
als Atheist sehe ich die Vergänglichkeit nicht so verbissen. Erst einmal muss man zwischen der biologischen und der physikalischen/kosmologischen Vergänglichkeit trennen. Da der Atheist, also auch ich, die Schöpfung durch ein höheres Wesen ablehnt, sind einige der Sätze schon mal unerheblich. Ob das Werden und Vergehen der Materie sich in einem ewigen Kreislauf befindet, wissen wir nicht. Und ich behaupte einmal, dass die Menschheit es auch nicht heraus bekommt! Dazu wird sie nicht lange genug bestehen. Zum Punkt 4., nämlich die Vergänglichkeit zu ertragen, sehe ich eigentlich keinen Unterschied zwischen Gläubigen und Atheisten. Der Gläubige geht davon aus, dass es nach dem Tod besser werden könnte, der Atheist weiß es! Es ist wie mit der Hummel, fliegt sie jemand ins Auge, liegt die Schönheit im Auge des Betrachters.
Punkt 5. ist zutreffend, keine Frage. Was veranlasst den Humoristen, den Kabarettisten, den Clown zu ihren (traurigen) Scherzen? Die Überlebenskraft oder die Vergänglichkeit?
Zum Glück denken wir nicht über alles nach!
LG von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 15:52:
Gracias, Gil,
es ist höchstwahrscheinlich. dass sich Werden und Vergehen in einem ewigen Kreislauf befinden. Oder kannst du dir irgendetwas vorstellen, das die Existenz des Universums beendet? Wir wissen aber, dass im Universum Gestirne neu entstehen und andere vergehen.
Der Atheist weiß auch nicht mehr als der Gläubige, was nach dem Tode ist.
Zuversichtliche Grüße
Ekki

 Tula (13.02.23, 13:55)
Hallo Ekki
Der Kummer über die Vergänglichkeit hat für mich zwei Aspekte. Zunächst der offensichtliche, dass der Mensch in der Regel am Leben hängt. Soweit ok.
Der zweite ist wohl so etwas wie ein egozentrisch begründeter Komplex. Als soziale Wesen wollen wir geachtet werden, auch ok, aber über unseren Tod hinaus? Warum eigentlich? Ruhm und Ehre dem großen Künstler ... hhmm. Irgendetwas müssen wir "hinterlassen". Dabei tun wir es doch, als klitzekleines Knötchen im Netz der Gesellschaft. Wir hinterlassen zum Beispiel aufmunterndes Lächeln jemandem, der uns vielleicht überlebt. Und der denkt sich dann vielleicht selbst, dass es gewinnbringend sei, einem anderen Menschen hin und wieder ein Lächeln zu schenken. Wird sozusagen Teil unserer Kultur. Im Großen wie im Kleinen, wir hinterlassen stets etwas und das sollte reichen  ;) 

LG
Tula

Kommentar geändert am 13.02.2023 um 13:57 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 16:02:
Vielen Dank, Tula,
wie schön zu wissen, dass man selbst mit einem Lächeln der Vergänglichkeit entgegenwirken kann.
Die Römer, die etwas auf sich hielten, wollten, dass ihr Ruhm (Gloria) sie überlebt. Dieses Denken haben uns die Christen ausgetrieben, die nicht wollten, dass der Ruhm Gottes durch irdischen Ruhm Konkurrenz erhielt.

LG
Ekki
Taina (39) meinte dazu am 13.02.23 um 16:41:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 18:24:
Wahrscheinlich steckt Eitelkeit dahinter.
Aber kannst du mir erklären, warum die Bibel immer wieder Lob und Preis für Gott einfordert. Der hat es doch wirklich nicht nötig.
Taina (39) meinte dazu am 13.02.23 um 20:18:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.02.23 um 16:21:
Das Lob für eine Schöpfung mit Katastrophen und Krankheiten bleibt mir dennoch unverständlich. Für mich bleibt die Frage, warum der allmächtige Schöpfer das nötig hat.

 harzgebirgler (13.02.23, 14:23)
lieber ekki,

es birgt vergänglichkeit auch ein vergehen
das sich an uns vergeht, mal so gesehen:
der übeltäter namens zeit
flickt uns am zeug mit wonnigkeit!

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 16:10:
Grazie, lieber Henning,

Nichts ist so fest 
und nicht ist so weit,
als dass es nicht zernagt
der Zahn der Zeit.

Beste Grüße
Ekki
Teolein (70)
(13.02.23, 16:14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 16:48:
Vielen Dank Teo. Vielleicht ist die Millisekunde noch maßlos übertrieben.

Fassungslose Grüße
Ekki

 Quoth (13.02.23, 17:43)
Zu 1.: Richte die Vergänglichkeit gegen sie selbst, und schon fällt die Ewigkeit vom Baum.
Zu 3. und 6.: Schon was von  Reerdigung gehört? Ein Versuch, 7. in den Bestattungsprozess deutlicher einzubeziehen.
Gruß Quoth

 Saira (13.02.23, 19:24)
Lieber Ekki,
 
für mich gehört die Vergänglichkeit zum Leben, ohne die es keinen Platz für neues gäbe. Schlimm empfinde ich,  wenn Menschen durch Kriege, Umweltkatastrophen oder Hunger sterben müssen, einfach, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren oder geboren wurden.
 
Deine Nr. 5 und 7 sind meine Favoriten!
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.23 um 19:39:
Vielen Dank, Sigi. Auch mich stimmt es immer wieder traurig, dass Menschen die Vergänglichkeit von Menschen aus niederen Motiven beschleunigen.

Herzliche Grüße
Ekki
evocat (70)
(13.02.23, 22:19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.02.23 um 09:46:
Merci, evocat, ich finde deinen Kommentar zu 4 sehr witzig.
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