Knabengröße, oder mein erster Auftritt im Anzug

Kalendergeschichte zum Thema Jugend

von  eiskimo

Es war einfach so bei uns. Mit zehn war man dran.
Er war vom älteren Bruder geerbt, der Kommunionanzug.

Kein großes Thema.  Er passte auch nicht wirklich.

Trotzdem, für mich war es schon ein echter Auftritt!

Denn alle Jungen hatten so ein Ding an, in Dunkelblau.

Und dann wurden wir fotografiert. Vorher und nachher.

Die Oma „Köln“ war da, Tante Louise, die Nachbarn.

Ich im Anzug mitten drin. Mit einer großen Kerze.

Drunter, oha!  hatte ich ein weißes Hemd anzuziehen.

Wehe, ich wäre damit geklettert oder Rad gefahren.

Als es endlich Kuchen gab, durfte ich die Jacke ausziehn.

Die Hose blieb an. Und die war dann viel zu eng oben.

Nee, diese Kommunion war schon am Körper ein Graus.

Was davon blieb?  Das Gefühl mitspielen zu müssen.

Erstmals Teil zu sein einer rituellen Verkleidungsfeier.

Schön angepasst. Gefragt oder diskutiert wurde da nicht.
Fromme Geschenke gab es. Ein Würfel mit Gebeten drauf.
Motto: Bloß artig sein. Seitdem mag ich keine Anzüge mehr.

Ich wollte was werden nur noch mit Jeans oder Bermudas.

Das Unbehagen gegenüber Anzug-Events, das sitzt tief.

 



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (27.09.22, 19:24)
Aber dein frommes Gemüt schimmert schon öfter mal durch, Eiskimo!
Und bedenke: Second hand war schon immer umweltfreundlich. :)

 eiskimo meinte dazu am 27.09.22 um 19:35:
Gut erkannt! Messdiener war ich auch. Das mit den Jeans und Bermudas haben sie mir am Altar aber nicht erlaubt....
LG
Eiskimo

 AZU20 (28.09.22, 13:48)
Bin voll Deiner Meinung. LG
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