Der Sport des Vergessens

Alltagsgedicht zum Thema Vergessen

von  EkkehartMittelberg

Sein neuer Sport ist das Vergessen

und so läuft er wie besessen

suchend durch das ganze Haus,

lässt gründlich keinen Winkel aus.


Meistens hält ihn dann auf Trab,

wie legt er die Brille ab.

Er hat auf Zetteln aufgeschrieben,

wo sie ist zuletzt geblieben.


Doch am Fundort herrscht nur Leere,

frustriert macht er die nächste Kehre.

Vom Kalender grinst ein Hase,

der hat die Brille auf der Nase.


Der Platz der Zettel ist vergessen,

Räume werden so durchmessen.

Packt ihn depressive Regung,

bleibt er trotzdem in Bewegung.


Auch der Sport ist jetzt vorbei

und es ist ihm einerlei,

freut sich am Trinken und am Essen,

entfallen ist ihm das Vergessen .



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Kommentare zu diesem Text


 franky (19.06.25, 08:30)
Eine großartige Pointe! Lieber Ekki! 

Grüße von Franky

 Moppel (19.06.25, 10:13)
:D ist mir auch schn aufgefallen, Ekki, man macht ganz schön Meter auf der Suche nach diesem und jenem...Schmunzeln von M.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.06.25 um 10:24:
Merci, Monika,

das Haus des Vergessens ist das beste Fitnessstudio.

LG
Ekki

 Teo (19.06.25, 10:40)
Moin Ekki,
für mich ein tieftrauriges Thema.
Zur letzten Strophe...sie hellt ein wenig auf.
Es grüßt 
Teo

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 19.06.25 um 11:35:
Ja, Teo, es ist tieftraurig. Solange man sich selbst noch bei sportlichen Suchaktionen ertappt, ist vielleicht ein bisschen Selbstironie angebracht.
Aufhellende Grüße
Ekki

 harzgebirgler (19.06.25, 11:09)
hallo ekki,

im vergessen kommt ans licht:
mensch behält mehr vieles nicht
und verlegt auch das und dies
weil behalt im stich ihn ließ
doch erinnert gott sei dank
noch wie speise als auch trank
er sich einverleiben muss
für alltäglichen genuss
sonst wär' größer der verdruss -
deshalb reimt auf !MAHLZEIT!/!PROST!
kaum von ungefähr ja TROST...


lg
henning

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 19.06.25 um 11:43:
Hallo Henning,
Danke für den Hinweis auf das tröstliche Vergessen. Der alternde Mensch ist ein sehr hinfälliges Wesen.

LG
Ekki

 Saira (19.06.25, 12:13)
Moin Ekki,
 
dein Gedicht erinnert mich an meine Oma, die nicht selten ihre Brille suchte, die sie auf ihrer Nase sitzen hatte. Heute bin ich die Oma, die ihren Enkelkindern das Vergnügen auf diese oder andere Art schenkt.  :)
 
Das Ende des Vergessens steht das endgültige Vergesse. Du hast es auf eine tröstliche Weise beschrieben, mit einem Augenzwinkern und viel Wärme.
 
Herzliche Grüße
Sigi
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