Unwiederbringlich

Alltagsgedicht zum Thema Vergänglichkeit

von  EkkehartMittelberg

ist das unbeschwerte Lachen der Jugend,
die erste große Liebe,
die alles in Sonnenlicht tauchte,
die erste Lektüre,
die man auch physisch verspürte
als wildes Herzschlagen, als Gänsehaut,
das jugendliche Feuer, das glaubte,
die Welt von Grund auf verändern zu können,
das Vertrauen in Worte,
die sich noch nicht abgenutzt hatten.

Du weißt das und verfällst
in Melancholie, die du manchmal
selbstironisch genießt.
Doch wenn die Anwandlung vorbei ist,
erkennst du,
dass jeder Lenz Blüten bringt,
die du noch nicht entdeckt hast,
dass aus den Trümmern jeder Revolution
etwas Neues sprießt,
dass Worte, die du als verbraucht
überhören wolltest,
in einem neuen Kontext stehen,
dass Liebe jeden Tag aufs Neue
gegen Zerstörung kämpft,
dass du noch immer Unwiederbringliches erfahren kannst,
wenn du dich offen hältst.

März 2014






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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (07.05.25, 06:59)
Oh,

die Melancholie des Alters ereilte dich also schon anno 2014!

Und siehst du: Sie hält immer noch an. Und hält und hält ...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.05.25 um 11:18:
Merci, Piccola,
weißt du, was ein alter VW und Melancholie gemeinsam haben? Der VW läuft und läuft und läuft, die Melancholie hält und hält und hält. :)
Liebe Grüße
Ekki

 plotzn (07.05.25, 13:13)
Lieber Ekki,

ich hoffe, die Neugier auf Neues geht Dir nie abhanden!

Das Unwiederbringliche hat seinen berechtigten Platz im mentalen Fotoalbum, doch dort sind immer noch Seiten frei, die gefüllt werden wollen.

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 07.05.25 um 18:04:
Gracias, Stefan, die Neugier auf Neues war noch nie so hoch wie jetzt in meinem hohen Alter. Man weiß, dass einem nicht mehr viel Zeit bleibt, und möchte noch so manches lesen und erleben. Ich hoffe sehr, dass mir dafür geistige Gesundheit noch lange erhalten bleibt.

Liebe Grüße
Ekki

 Teo (07.05.25, 14:54)
Hi Ekki,
der erste Abschnitt...da geht mit das Herz auf! Welch Begeisterung...welch Lust aufs Leben...ja, so war es!
Du hast es noch in dir, diese Lebensfreude, und diesen gütigen und auch dankbaren Blick in die Vergangenheit.
Bewahre es dir, lieber Ekki.
Teo

Kommentar geändert am 07.05.2025 um 14:55 Uhr

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 07.05.25 um 18:18:
Grazie, Teo,
solange verlässliche Freunde wie du mich anregen, wird mir Lebensfreude nicht mangeln.
Dankbare Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (07.05.25, 15:48)
Hallo Ekki,

irgendwann stellt man fest, dass auch die kleineren Brötchen schmecken. Ich wünsche dir weiterhin Appetit aufs Leben!

Schöne Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 07.05.25 um 18:24:
Vielen Dank, Didi,

die kleineren Brötchen schmecken freilich nur, wenn man mit Humor länger kaut.  Aber an gutem Willen dazu soll es nicht fehlen. :)
Optimistische Grüße
Ekki

 AZU20 (08.05.25, 10:53)
Letzteres wünsche ich Dir. LG

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 08.05.25 um 17:37:
Danke, Armin 
LG
Ekki

 harzgebirgler (08.05.25, 11:12)
"Der off’ne Tag ist Menschen hell mit Bildern,
Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget,
Noch eh des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget,
Und Schimmer sanft den Glanz des Tages mildern.
Oft scheint die Innerheit der Welt umwölkt, verschlossen,
Des Menschen Sinn von Zweifeln voll, verdrossen,
Die prächtige Natur erheitert seine Tage
Und ferne steht des Zweifels dunkle Frage."

(Hölderlin, Aussicht)

LG
Henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.05.25 um 17:40:
Gracias Henning, einige Gedichte von Hölderlin schildern das Unwiederbringliche.

LG
Ekki
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