Gehaltene Augen

Persiflage zum Thema Ehrlichkeit

von  loslosch

Nil peccant oculi, si animus oculis imperet (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Die Augen sündigen nicht, wenn der Geist über dieselben gebietet.

Eine faszinierende Sentenz. Die Älteren erinnern sich: Da prüften sogar Prälaten und andere kirchliche Würdenträger, für welches Alter Kinder- und Jugendfilme geeignet erschienen. Beim Urteil nach dem Kriterium "ab 18" müssen die Herren Prüfer ganz hartgesottene Gutachter gewesen sein. Nein, waren sie nicht! Ihr Geist gebot ihren Augen. Ähnlich muss es Manfred Stolpe vor der Wende (1989) im Umgang mit der Staatsmacht der DDR ergangen sein. Beim Konsistorialpräsidenten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg waren es nicht die Augen, sondern die wortmächtige Zunge. Von wegen IM Sekretär! Alles, was er mit den DDR-Oberen besprach, war von souveräner innerer Haltung geleitet. Daher: Nil peccat lingua, si animus linguae imperet. Die Zunge (Sprache) sündigt nicht, wenn der Geist über dieselbe gebietet. - Gespaltene Zunge.

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Kommentare zu diesem Text

P. Rofan (44)
(04.11.13)
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 loslosch meinte dazu am 04.11.13:
willkommen, herr konsistorialrat!

immer dran denken:  auf nach indien!

 TrekanBelluvitsh (04.11.13)
Das Problem: Wir sehen nicht mit den Augen, sondern mit dem Gehirn. Und zu dem hat der Geist meist keinen Zugang.
P. Rofan (44) antwortete darauf am 04.11.13:
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 loslosch schrieb daraufhin am 04.11.13:
jetzt auch noch der geist ... mir fallen neue ausreden ein.
ichbinelvis1951 (64)
(04.11.13)
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 loslosch äußerte darauf am 04.11.13:
MS soll es dreckig gehen. mir wäre es peinlich, wenn er ausgerechnet heute ... eine putzfrau, die für die stasi gefegt hat, würde probleme bekommen. lo
(Antwort korrigiert am 04.11.2013)
Graeculus (69)
(04.11.13)
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 loslosch ergänzte dazu am 04.11.13:
war mir neu. kennst du diesen: hitler als statue, die hände vor dem bauch gefaltet. interpretation in der NS-zeit: der führer beschützt den letzten arbeitslosen.
(Antwort korrigiert am 04.11.2013)

 EkkehartMittelberg (04.11.13)
Ein denkwürdiger Kommentar von einem Autor des ersten Jahrhunderts vor Christus. Meines Wissens war der Begriff animus (Geist) damals für folgerichtiges Denken zuständig, gegenüber moralischen Fragen jedoch wertneutral. Bahnte sich schon vor Christus ein Bedeutungswandel von animus im Sinne von Kontrolle in ethischen Fragen an? Kannst du das erklären?

 loslosch meinte dazu am 04.11.13:
leider nein. ohne nachzugoogeln: publilius war ein arrivierter ex-sklave. der hat alles mögliche an sprüchen gesammelt, ohne eigene philos. einordnung. "geist" hier i.s. von willenszentrum. (auch nicht viel besser.) oft überarbeite ich vorliegende übersetzungen. hier sah ich keine möglichkeit der präzisierung.

mir ist übrigens mehrfach aufgefallen, das jesus kein autochthoner denker war, er hat sich in die messiasrolle hineingesteigert. (jetzt krieg ich ärger.)

 Dieter Wal meinte dazu am 05.11.13:
"autochthoner denker" ist für einen Rabbi die denkbar ungeeignetste Formulierung, lo. :) Was vermutest du, weshalb?

 loslosch meinte dazu am 05.11.13:
weil das von rabbis gar nicht erst erwartet wird?

 Dieter Wal meinte dazu am 05.11.13:
Autsch. Mit dir müsste ich erst bei Adam und Eva beginnen. *Palaverpalaver* Soll ich?
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