Der Versager

Kurzgeschichte zum Thema Lebensbetrachtung

von  EkkehartMittelberg

Es gibt Menschen, die nirgends Erfolg haben, obwohl sie guten Willens sind.
Schon in der Schule machte er immer wieder die Erfahrung zu versagen. Als er ins Berufsleben eintrat, hoffte er mehr Erfolg zu haben, denn er sagte sich, dass die Aufgaben, die ihm dort gestellt würden, nicht so theoretisch seien wie in der Schule und dass er deshalb besser erkennen werde, worauf es ankommt.
Aber er täuschte sich und die Kette seiner Misserfolge setzte sich auch im Beruf fort. Doch in seinem Unglück blieb ihm nicht verborgen, dass seine Arbeitskolleginnen ihn mochten.  Er wusste, dass er ein angenehmes Äußeres und gewinnende Umgangsformen hatte. Deshalb gelangen ihm kurzfristige Liebesverhältnisse. Aber seine Partnerinnen erkannten bald, dass sie sich mit einem Loser eingelassen hatten und verließen den Schwächling.
An religiöse Verheißungen auf ein besseres Jenseits vermochte er nicht zu glauben. So lebte er freudlos mit Frustrationen dahin.
Schließlich hielt er sein Leben nicht mehr für lebenswert und er sann über Möglichkeiten nach, es zu beenden. Er wählte eine Medizin, die, überdosiert eingenommen, als tödlich galt.
Doch auch hier versagte er bei der Einnahme einer vermeintlich letalen Menge und erwachte im Krankenhaus, wo man ihm die Möglichkeit eines neuen Suizidversuchs entzog.
Als er vereinsamt in seine Wohnung zurückkehrte, grübelte er darüber nach, ob man an Apathie sterben könne.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (05.02.20)
Erfolg wird überbewertet. Zumindest der eigenen Anteil daran. Die Erfolgreichen erzählen gerne von dem, was sie alles investiert haben. Dass sie nie an dem Punkt wären, an dem sie sind, wenn ihnen im entscheidenden Augenblick jemand geholfen hätte, wird verschwiegen.

Aber es gibt noch einen Grund, warum der sogenannte Erfolg überbewertet wird. Ein Mensch kann alles richtig machen - und dennoch verlieren.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
Merci, Trekan, ich fühle mich durch diesen Kommentar verstanden.
Cora (29)
(05.02.20)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 05.02.20:
Mit deinen analytischen Fähigkeiten ist es nicht so weit her, wie du selbst glaubst.. Ich sehe nur die Gemeinsamkeit der personalen Erfzählperspektive.
Cora (29) schrieb daraufhin am 05.02.20:
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 05.02.20:
Einverstanden, dein Geschriebenes "hat absolut nichts mit irgendwelchen Fähigkeiten zu tun."

 LotharAtzert ergänzte dazu am 05.02.20:
Abschreiberpäärchen - das wäre doch mal ein Thema
Cora (29) meinte dazu am 05.02.20:
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 Artname meinte dazu am 05.02.20:
Cora, ich war ähnlich überrascht. Ich mag Ekkis klare, zielstrebige Schreibweise, die bei näherer Betrachtung immer wieder mit kleinen Relativierungen überrascht.

Auch dieses Schicksal wird wieder klar und zielstrebig erzählt. Aber mir fehlt es diesmal an Überraschendem. Selbst der Schluss enthält kein Augenzwinkern, denn wachsende Teilnahmslosigkeit fördert ja tatsächlich das Sterben.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
Schade, Artname: Du bist nicht auf die Idee gekommen, dass meine lakonische Erzählung die Teilnahmslosigkeit der Gesellschaft spiegeln soll.
LG
Ekki

 Artname meinte dazu am 05.02.20:
Schade, Artname: Du bist nicht auf die Idee gekommen, dass meine lakonische Erzählung die Teilnahmslosigkeit der Gesellschaft spiegeln soll.

Lieber Ekki, warum verzichtest du in diesem Falle auf deinen aphoristischen Stil, Gegensätze in ein dynamisches Verhältnis u bringen?

Es gibt mE keinen Stillstand. Der ewige Verlierer von heute mag sich HEUTE als ein solcher fühlen - mE hat er aber nur vergessen, dass er sich beispielsweise 1989 als totaler Gewinner fühlte. Wozu ihm wiederum damals ähnliche Zufälle verhalfen, die ihm nun heute das Gefühl der Ohnmacht vermitteln.

Was mich betrifft: Ich denke momentan darüber nach, wie stark wir ALLE bereits heute von Algorithmen der KI manipuliert werden und uns selber schaden, wenn wir unserer natürlichen Psyche misstrauen, statt den Manipulationen der Militärs, die die Entwicklung der KI hauptsächlich finanzieren...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
Hallo Artname, du stellst das Versagen in einen politischen Kontext. Das kann man machen, war aber nicht meine Intention..
Mir ging es um ein individuell bedingtes Versagen, das es in jeder Gesellschaft gibt Das spitzt sich freilich in autoritären Gesellschaften zu, aber dafür müsste ich einen ganz anderen Text schreiben.
Cora (29) meinte dazu am 05.02.20:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.02.20:
@Cora: Ich möchte dir deinen Geschmack nicht vorschreiben. Die überwältigende Mehrheit der Texte von Sätzer und mir unterscheidet sich stilistisch. Warum machst du so viel Wind um einen, von dem du glaubst, Ähnlichkeiten zu entdecken? Ich kenne dein Motiv und bin mir sicher, dass es auch viele andere Leser durchschauen. Falls du mich danach fragen solltest, sage ich dir jetzt schon, dass ich auf rhetorische Fragen nicht antworte. Da ich mir sicher bin, dass es sich nicht um konstruktive Kritik handelt, bitte ich dich , zukünftig von Kommentierungen meiner Texte abzusehen.
Cora (29) meinte dazu am 06.02.20:
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 Artname meinte dazu am 06.02.20:
Ich wundere mich über den teilweise gereizten Tonfall in dieser Diskussion. Was immer MICH an diesem Text irritiert - ich halte es andererseits für völlig normal, dass sich die Texte eines Autoren stilistisch unterscheiden. können. Im Gegenteil, ich halte entsprechende Variabilität für erstrebenswert.

lg @all

 AZU20 (05.02.20)
Vermutlich nicht, wenn man zu viel darüber nachgrübelt. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
@Lothar Atzeert. So eine infame Bemerkung lässt Rückschlüsse auf deine miese Denke zu.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
Vielen Dank, Armin, ich kann meine eigene Frage nicht beantworten.
LG
Ekki

 JDvGoethe (05.02.20)
Hier ist offensichtlich nicht allein auf die Frage des (Lebens-)Erfolges abzustellen.
Niederlagen sind eine reale Erfahrung, die immer auch zu neuen (Entscheidungs-) Wegen führen.
Vielmehr erscheint hier aber die Selbstwahrnehmung des „Looser“ betroffenen zu sein. Die Sichtweise „...dass es das Schiksal so wollte!“, bezeichnet mehr ein erfolgausschließendes Verhinderungskonstrukt, das die Apathie sogar noch als scheinbare Lösung des Problems favorisiert, als sich dem komplexen Leben vollverantwortlich zu stellen.
Als ersten (Therapie-)Ansatz wäre hier vielleicht zu empfehlen, kleine Erfolge als solche auch zu erkennen und wenn möglich, zu genießen. Das löst sicher nicht alle Probleme, fördert aber zumindest die Selbstwahrnehmung und stärkt zugleich das Selbstwertgefühl.

Spontan gedacht und zum Besten gegeben.
Sei herzlichst gegrüßt, Ekki.
JDvGoethe

 GastIltis (05.02.20)
Hallo Ekki,
dein Text hat mich an eine Episode in einem Buch erinnert, von dem ich nicht mehr weiß, um welches es sich handelt, in dem der Autor von einem Selbstmordkandidaten schreibt, der das seltene Glück hat, ermordet zu werden. Die Frage, die sich daraus erhebt, ist doch, ob man diesen Gedanken, wenn man ihn denn, durch welche Entwicklung auch immer, hätte, in die Tat umzusetzen in der Lage wäre. Diese Tat zum eigenen Nutzen also provozieren sollte.
Wenn ich an manche Schicksale im ersten Weltkrieg denke, könnte man die Frage fast bejahen.
Herzliche Grüße von Gil.
Cora (29) meinte dazu am 05.02.20:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
@Cora: Die Geschichte heißt " Der Versager" und nicht "Ein Versager".
Ich habe mich bemüht, das herauszustellen, was typisch ist. Wenn du das als "grauingraue Befindlichkeitsprosa" liest, ist das durchaus in meinem Sinne. Wenn du meinst, dass meine Erzählung unzulässige Parallelen zu Sätzer enthält, melde sie also Plagiat.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
@JDvGoethe. Vielen Dank für deinen empathischen Kommentar. Ich weiß nicht, wie man diesem Menschen am besten hilft. Aber es ist auch nicht Aufgabe von Literatur, Lebenshilfe zu leisten. Dazu sind kompetente Psychotherapeuten aufgefordert.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
@Gil.Gracias, mein Freund Man könnte diese Tat zum eigenen Nutzen provozieren. Das Problem ist, dass sie möglicherweise den Provozierten in ein Schuldproblem verwickelt. Dass wir dieses Problem überhaupt diskutieren, zeigt, dass es unheilbare Depressionen gibt, die Versagen zur Folge haben.
Herzliche Grüße
Ekki

 niemand (05.02.20)
Ich lese hier [und das ist meine Art dieses zu lesen] eine Kritik an dieser Gesellschaft, die Menschen, welche nicht konform mit ihren Werten gehen/leben, als "Looser" bezeichnet. Damit blockiert sich jede Entwicklung eines Individuums und schiebt dieses in eine ihr genehme [selbstgerechte] Schublade. Wenn das Individuum keine Kraft aufbringt sich gegen solche Werte zu Wehr zu setzen, kann sein, es geht an so etwas ein. Leider werden in dieser Gesellschaft Werte wie Sensibilität, soziale Verträglichkeit etc. nicht gewürdigt
und man beweihräuchert Ellebogen-Mentalitäten, egal bei welchem Geschlecht. Guten Willens darf man schon gar nicht sein, man muss/sollte über Leichen gehen können, dann wird man anerkannt und für groß befunden. LG Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
Merci, Irene, dein Kommentar ist absolut in meinem Sinne. Meine unterkühlte Erzählweise soll den gnadenlosen Umgang der Ellenbogengesellschaft mit Menschen spiegeln, die ihren Forderungen nicht gerecht werden können.
Liebe Grüße
Ekki

 Annabell (05.02.20)
... daß sie sich mit einem Looser eingelassen haten ...
Lieber Ekkii, bitte noch ein "t" reinquetschen.
Einen schönen Abend wünscht Dir
Annabell

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.02.20:
Danke für deine Aufmerksamkeit, Annabell.
LG
Ekki

 AchterZwerg (06.02.20)
Hallo Ekki,
ich sehe nicht nur einen Pfeil zur Ellenbogen-, sondern ebenso zur Warengesellschaft.
Es gibt einfach Menschen, die sich für äußere Erfolge nicht interessieren. Nicht für Geld oder die Ehrungen durch vermeintlich Kunstsinnige. Apathisch möchte ich die nicht nennen.
Viele große Geister waren genügsam: Einige warfen sogar ihr Vermögen von sich, weil sie es als Ballast empfunden hatten.
Es ist weder nötig noch möglich, für alles einen tatsächlich angemessenen Gegenwert zu erhalten.
Insofern zeigt dein Text für mich eine ironische Farbgebung, die ihm gut zu Gesicht stehtt.

Liebe Grüße
Picola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.02.20:
Hallo Picola.
vielen Dank für deine sympathische Interpretation. Mit der ironischen Farbgebung bin ich selbstverständlich einverstanden.
Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (04.12.20)
manch wer der sich versagt was andre tun
kann durchaus oft gewissensreiner ruh'n.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.12.20:
Merci, Henning, das sprüht vor Klugheit.
LG
Ekki
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