Alle 53 Texte von Pameelen

Wenn die Welt noch schweigt, noch in der Nacht und nicht im Tage weilt, noch im Geheimnis steht, dem Traum nur langsam ein Gesicht gebiert, noch nicht Vollendung, nicht Beginn, dann liegt ein Schatten vor dem Haus, hingestreckt und...

Wenn Fadensonnen hinter vergilbte Vorhänge morgens schräge Strahlen auf das Glas warfen die kleinen von den großen Geschichten teilten dabei auf einen grauen Körper trafen die toten Winkel der Seele langsam erhellten und in...

Siege. Nein, nicht hier. Nicht hier wo das Leben zehrt. Regen setzt ein. Dunst steigt auf. Ratlosigkeit. Flächenbrände lodern lichterloh. Schweigend drehst du dich um. Dann der verstellte Blick zurück. In deine Bestände. In...

Am Strand der Stadt, am Ende deines Weges, so trunken angefüllt bist nur du, kein Halten und kein Fragen, aber auch keine Antworten mehr zu finden, der schweigende Blick zurück in dein gezeichnetes Ich, verschwimmt ins Nichts, fordert...

Um wahrhaft vollständig zu sein, muss man bereit sein, für die Liebe zu leben und für die Liebe leiden zu können, aber auch bereit sein, für die Liebe sterben zu wollen.

Da stand ich inmitten einer Stadt, die nicht meine war und die niemals meine werden wird, die mich nicht braucht und die ich niemals brauchen werde. Als mir das klar wurde, tastete ich das Umfeld genau ab und beobachtete das bunte Treiben vor...

„Spiel nicht mit Menschen, nicht mit Leichen. Spiel nicht mit Engeln, und nicht mit verzauberten Würfeln. Wirf nicht mit Steinen, und wirf nicht mit Beinen. Wirf nicht mit Händen, und wirf ein Auge drauf, wenn du gehst,“...

Schroffen, Schrunden und Narben, Innen und Außen. Die Haut birgt: ungehöriges. Mit aller Kraft, häut’ ich mich, schäle mich hinaus, sprenge die vergilbte Schale einfach weg, trete vor dir, und bleibe ein flüchtiger...

Die langen Abende, bei Micha in Duisburg, nach `ner Portion Blumenkohl, aus Mamas Rezeptbuch. Ich auf den Boxen sitzend, er auf einer Munitionskiste, Bier gekübelt oder Tequilla gekillt, Portishead gehört: Cowboys, half day closing . ....

Ich habe Benn entdeckt, habe frische Astern und den neuen Nietzsche im Gepäck; stehe nun vor seiner Türe und rühre mich nicht vom Fleck. Ich habe Benn besucht, zu seiner blauen Stunde, sein Name war fort, doch ich war da. Ich habe...

Herbst fällt dämmernd ein, im Gewand der ersten Nebelbänke, dampfend feucht verhangen: verschlagene Geister aus alten Weisen. Ein Nebelstrich wallt trunken im Geäst, bauscht sich auf im kühlen Hauch, stumm nach hohen...

Wie Drohnen bewegen sie sich, in den Etagen der Kaufhäuser, irgendwie bewusstlos, wälzen sich diese Biester durch die Gänge, aber der Schein trügt, die Arme stecken tief in den Wühltischen; wie amputiert, schoss es mir...

Ich stehe also gerade vor dem Haus der Schönheit, als jemand an mir vorüber stürzte, seinen Kleinen straff an der Hand. Der Junge kam einfach nicht nach, hielt nicht mehr Schritt und strauchelte. Mit einem linkischen Blick nahm der...

(III) Es war ein glutheißer Tag, als ich unter den Hochfelder Arkaden flanierte. Hier roch es nach Rosen und nach Herbst, nach Pisse in den Nischen, nach Bratwurst und Fett, während eine Polizeistreife über die Heerstraße...

Das schwierigste zwischen Menschen ist, dass die lächerliche Entfernung von dreißig Zentimeter, -die Distanz zwischen ihren Köpfen- wenn sie denn einmal ernsthaft miteinander sprechen, nur schwer überbrückt werden...

(Impressionen einer vergänglichen Landschaft) Westlich des kanadischen Schildes entsteigen sie der Landschaft jenseits von Grund und Ziel. Aus der Ferne zeichnen sie ihr Bild, schlagen ihre Schatten weit, reißen die Himmel gnadenlos...

Alles Denken ist Anpassung!

Die Würde des Menschen Die Würde des Menschen, verwundet in Rojava, vertrieben aus Aleppo, verlassen in Homs, begraben in den Straßen von Damaskus’, vergessen in Kobane. Die Würde des Menschen, in den Lagern von Moria und Idlib, vergessen...

Ein Wort ist schon ein seltsames Ding und ein unbequemes noch dazu: man sollte es von allen Seiten betrachten und nicht vergessen hineinzusehen, wenn es nicht trojanisch werden soll. (Ein unzeitgemäßes Wort nach der Lektüre von...

Selbst dann, wenn wir einer Eintagsfliege Intentionalität, Subjektivität, Willensfreiheit und Handlungsfreiheit unterstellen, wie wir es bei uns Menschen gern so halten, wird sie nach einem Tag im Ausguss verendet sein und nichts...

Vor dir die Wege, die Brücken aus Eis, die Zäune aus Glas, bleierne Wolken wiegen schwer, im Hall strohglühender Felder. Verwerfungen am Saum, trübwelkes Laub, verwehtes Geläut, verblassendes Wortgestürm, doch das...

Fahles licht wirft sich blonden Landfrauen entgegen, den Ährenkorb lächelnd von sich geschwenkt. Kyrillische Sterne weisen den Weg aufs Land. Unter fliegenden russischen Kreuzen, Schäuffelens Textmaschinen, stumme Kommunikatoren,...

Tophane, Istanbul siebenundsechzig. Eigentlich hatte sich nichts geändert, geblieben sind die Nebelhörner und Sirenen, der Frachter vom Goldenen Horn. Bleiben werden die Kaffeehäuser, der Rauch und der Rausch, bleiben wird der Ruf...

"Weißt du, weshalb dich die anderen einen Egoisten nennen?" - "Weil sie keinen Nutzen von dir haben!"

Wenn sich der technizistisch orientierte Rationalismus auch weiterhin so ungemildert und ungebremst in einer schwindelerregenden Geschwindigkeit weiterentwickelt, wird es irgendwann kaum mehr denkbar sein, den artifiziellen Vorstellungsraum auch...

Unbemerkt davon geschlichen, ahnendes Kinderhirn. Gerade mal zwölf Jahre alt, rotzig, trotzig und verschmutzt und Nebel, der aus seinem kleinen Körper drang. Unterwegs auf einem alten klapprigen Rad frühmorgens durch eine...

Gegossen aus glühenden Schalen, schmerzhaft kalt geformt. Eine Welt, geblasen aus Glas. Innerlich kalt gehalten, in erstarrte Formen, geschliffene Flächen. Der Blick trennt und birgt, verloren in einem Ort, klare Grenzen ohne Wesen,...

Geschwärzte Himmel und die Nacht stürzt, sie kündigt sich im Schweigen an. Der große Wagen malt sich ab, eine Stille von weit her. Da kündigt sich auch schon ein Schwarm Gänse leise an, ganz tief schwärmen sie...

Ich schnitzte mir ein Erdenreich inmitten eines Ackers. Ein letzter zersprengter Blick auf Erde, Himmel, Vieh, dann sank der Horizont stetig ein, mit jedem Spatenstich ein wenig tiefer, und verging, wie der ferne Ruf, nach Wohl und Wehe. Sinke...

Eines Vormittags beobachteten sie den unruhigen Rauchschweif eines zu Boden torkelnden Kampfflugzeuges. Neben der knatternden Spitfire glitt lautlos ein weit geöffneter Fallschirm zu Boden und ein Dutzend Kinderbeine lief in die Richtung...

Ein Tag im April ein warmer Regen schlägt danieder, nebenher läuten Osterglocken. Immortellen neigen sich im Wind. Kastanien treiben ihre Blüten aus ihre Knospen tragen Zeichen und Napalm fällt auf Asien in blinder Streuung....

An diesen Tagen saß er wieder vor unserem Haus. Auf dem kalten Boden, vor sich nur eine kleine Zigarrenschachtel, längst fest im Pflaster eingebrannt. Er wusste wie der Wind schmeckt, wenn eisige Pfeile auf seine Haut schnellten: es...

Leben bedeutet -ins Wesentliche gewendet- eine unablässige Bewegung. Der Mensch lebt nur, indem er sich bewegt. Der Mensch lebt nur, indem er sein Leben führt. Der Mensch muss sich bewegen, um zu leben. Dennoch wird das Leben auch...

Man sagt Sonnensegel, obwohl es nur eine Sonne gibt, vor der man sich beschirmen könnte. Man sagt Bilderrahmen, auch wenn nur ein einzelnes Bild eines Liebsten zu rahmen wäre. Man sagt Kinderbetreuung, auch wenn nur ein einziges Kind...

Jedes Bild, obgleich visualisiert oder lyrisch erfasst, ist auch ein Bild von mir; es sagt etwas aus, über mich, über meine individuelle Sichtweise, meine Perspektive, kurzum über meinen Blick auf die Dinge.

Atem zirkulär zerstoben, in Strömung versetzte Luft. Plötzlich flirrt eine Trompete, erweckt aus tiefster Nacht, zieht eine weite Linie, kreist in unsichtbaren Bahnen, und stellt Fragen über Fragen. Es bricht aus dem Dunkel,...

Duisburg-Bergheim, Deutschland, In den Peschen 3-5 und die umliegende Beguinenstraße 1-3. Überregional sind die Peschen als sogenanntes Problemhaus für rumänische Wirtschaftsflüchtlinge bekannt geworden, wie Journalisten gern betonen. 2014...

Der Wind kam wie ein Hauch hinab, aus den Bergen in das Tal. Mein Wind, um Himmels Willen, trage mich fort und bring mich nach Hause zurück. Liebe, die in dem Wind verweht, dort sehe ich eine Blume, die mir Kraft und Sehnsucht gibt, bring mich...

Und da sitzt du nun, gegen den Strich gebürstet, kleine, gereizte Nervenexistenz: -leckst an deinen Wunden. Mach doch mal was prickelndes! Kribbeln in der Nase soll es, aufschäumen in einer Hand, aber am Besten prickelt es auf der...

Ein Wendepunkt (mathem.) ist ein Punkt auf einem Funktionsgraphen, an welchem der Graph sein Krümmungsverhalten ändert. Ein Graph wechselt hier entweder von einer Rechts- in einer Linkskurve oder umgekehrt. Dieser Wechsel wird auch...

Glühende Nacht, glühendes Feld, golden glüht dein fiebriges Gesicht. Die Sonne streicht in sanfte Bahnen, fern bis in entlegenste Horizonte, klirrt gestillt, leise schweigend aus. Ein letzter Hauch um West, ein Wolkenblei zieht...

Reepschläge Die sechsundachtzigjährige Edith W. Ein Portrait. Pflaumenkuchen mochte sie als Kind schon gern. Sie schmunzelte und die Augen verengten sich zu dünnen Sehschlitzen wie man es nur gewohnt ist bei dem Blick in...

Was bleibt uns denn noch? Das Bild aufzupolieren? Um der Gleichheit zu genügen? Um gut zu erscheinen? Um gut dazustehen? Um besser dazustehen? Und wenn, wie? Und wenn, was dann? Und, was, wenn alle so denken? Dann sind wir eines Tages...

Tolerante Anschauungen gleichen einem zweischneidigen Schwert: Man gibt sich liberal, weltoffen und zeigt sich öffentlich als herzlicher Gutmensch, solange man persönlich von einer Handlung nicht betroffen ist. Genau dieses hat jedoch...

Hände besehen bringt Ärger: -gleich übers Knie gebrochen! Entsetzt die Hand Hals über Kopf in den Entwerter gesteckt: -losgelö;st im B-Tarif, zerreißt es mir die Hände, die Zeit läuft gegen mich.

Immer, wenn ich ihn sah, sah ich den Jungen, seinen kleinen Körper, der noch kurze Schatten warf, dort auf der Wiese auf dem Boden hockend zwischen dichten weichen Gras, klein und rotzig, trotzte und schluchzte er: „Endlich möchte ich...

WM 2006 Alles hat heute wieder versagt. Der Bus zum Bahnhof. Die Bahn nach Essen. Sie hatte bereits heute Morgen um 7:20 schon eine fette Verspätung, die U-Bahn am Hauptbahnhof Richtung Uni-Essen zeigte mir konsequenterweise nur ihre...

Ich möchte einen Text, Worte und Ausdruck, nicht zum Anfassen oder Konservieren in Regalen und Archiven, sondern zum Leben, also auch zum Vergessen. Einen Text, zum Lautsein dürfen, eben zum laut Sagen, mit weit aufgerissenem Mund,...

Ein Zeichen zum Aufbruch, ein Zeichen zur Rast zugleich, in einem Ort. Doch niemals Grenze, immer auf dem Weg. Dies ist mein Wesen. Wie unglaublich gewöhnlich, liege ich dir in den Ohren, und doch vertraust du mir, mir, dem Lesezeichen. Du...

Zeige mir deine Freunde und ich sage dir, wer du bist. Zeige mir deine Bücher und ich sage dir, wer du bist. Sage mir worüber du lachst und ich sage dir, wer du bist. Sage mir über was du herrschst und ich sage dir, was du bist.