Mein Vater hat mich viel gelehrt - neben der Philosophie beispielsweise, dass es ratsam ist, bei seinem Umzug Wasser und Toilettenpapier in Reichweite zu haben und nicht in irgendwelchen unbeschrifteten Kartons. Doch in letzter Zeit mache ich mir etwas Sorgen um ihn und habe deshalb unserem gemeinsamen Freund C. H. per Mail den Auftrag gegeben, öfter nach ihm zu sehen:
"Sehr geehrter C. H.,
ich mache mir Sorgen um meinen Vater. Als ich ihn bei meinem letzten Berlinaufenthalt über meine Zukunftspläne in Kenntnis setzte, legte er seinen Kopf ähnlich eines Erschöpfungszustandes auf den Tisch und war von da an nicht mehr ansprechbar. So fand ich ihn auch morgens wieder und dachte zunächst daran, er wäre verstorben, hätte sich diesen Tag zum Sterben ausgesucht. Doch er war nicht tot, sondern lag einfach nur so da.
Als ich ihn erneut darauf anzusprechen versuchte, murmelte er nur in den Tisch: "Das wäre alles nicht passiert, wäre ich nicht so ein verdammter Egoist gewesen." Daraufhin widersprach ich ihm vehement: "Du warst und bist kein Egoist. Es ist alles gut." Und legte meine Hand auf seine Schulter. Er seufzte nur.
Also, Herr H., können Sie bitte nach ihm sehen und mir im Anschluss eine ausführliche Rückmeldung geben?
Herzlichst
Ihre I."
P.S.: Das ist so ein Spleen von uns, dass wir uns siezen. Wenn wir zu dritt (Vater, C.H. und ich) sind, verfallen wir manchmal in die absurdesten Rollen.