Der tägliche kleine Verlust

Gedicht zum Thema Verlust

von  EkkehartMittelberg

Du verlierst jeden Tag einige Haare,
Das macht nichts, du änderst die Frisur.
Du wirst jährlich langsamer.
Du reduzierst die Anforderungen an dich selbst.
Dein Witz lässt allmählich nach.
Dafür lachst du mehr über die Scherze der anderen.
Deine Haut wird von Jahr zu Jahr dünner.
Du weichst den Ecken und Kanten aus.

Deine Zeit für ein paar sinnvolle Spuren wird täglich geringer.
Du weißt das und lebst bewusster.
Dein Partner liebt dich noch wie früher.
Das zählt zu den Wundern des Alltags,
die man nicht genug pflegen kann.

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Kommentare zu diesem Text


 tueichler (28.10.19)
Weisheit hat wohl, wem es gelingt, dies zu reflektieren! Klasse!

T.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Ich danke dir, tueichler, naja, schaden kann diese Reflexion nicht. :)

 jennyfalk78 (28.10.19)
Hiermit grüße ich alle meine Gäste, die jeden Tag auf eine Stunde Zweisamkeit warten.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 28.10.19:
Merci, Jenny, das wäre schön und ganz in meinem Sinne.
Liebe Grüße
Ekki

 AvaLiam (28.10.19)
mit dem Alter verliert vieles an Substanz...

in einer "echten" Verbindung - so das Phänomen - ist das umgekehrt... dort baut sich nichts ab sondern auf...

wenn man es pflegt...sicher... so ganz ohne Einsatz verliert es seine Substanz noch bevor es überhaupt altern kann...

Und was wäre das Leben ohne Wunder?

...wobei mich mit zunehmenden Alter und abnehmender Substanz nichts mehr wundert...

...bewundere ich jedes Pärchen jenseits der 70, Händchen haltend.


liebe Grüße - Ava

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 28.10.19:
Hallo Ava, dein Kommentar spricht gleichermaßen mein Herz und meinen Verstand an. Grazie.
Liebe Grüße
Ekki

 FrankReich (28.10.19)
Hi Ekki,

mit dem Titel "Der tägliche kleine Gewinn" käme Dein Gedicht für mich noch einmal so positiv herüber, denn dieser eine kleine tägliche Gewinn an Bewusstsein macht die Verluste wieder wett.

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 28.10.19:
Vielen Dank, ich kann deinen Vorschlag gut nachvollziehen, Frank. Vielleicht hat meine Variante den Charme, dass der Gewinn als Pointe erscheint. Das wäre nicht mehr möglich, wenn er in der Überschrift steht.
Servus
Ekki

 AchterZwerg (28.10.19)
Lieber Ekki,
ein tröstlicher, sanfter Text.
Ich selber glaube allerdings auch (!) an das Aphrodisiakum einer elegant geführten Kontroverse, die den Geist schärft und ein allzu frühes Einschlummern verhindert.

Herzliche Grüße
Pico

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 28.10.19:
Dem stimme ich gerne zu. Pico. Eine Beziehung ohne gelegentliche elegant geführte Kontroversen wird nicht genug gepflegt.
Grazie und herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (28.10.19)
Ach Ekki,
diese kleinen Verluste summieren sich. Schauen wir, was am Ende noch übrig bleibt. Erinnerung ohne Aufregung und Nachtrauern macht´s erträglich.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Gracias, Tasso, es ist wohl nicht möglich, nicht an das Ende zu denken. Wenn ich es tue, verfalle ich schon jetzt in große Melancholie.
Herzliche Grüße
Ekki
Sin (55)
(28.10.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Das freut mich natürlich sehr, Sin. Vielen Dank!
Herzliche Grüße
Ekki

 LottaManguetti (28.10.19)
Ekki, ich mag und schätze deine Bescheidenheit, wie ich sie auch an solchen Menschen schätze, die in Würde altern können.
Für diejenigen, die glauben, jetzt, da sie sämtliche Gelegenheiten verpassst haben, die Erde aus den Angeln zu heben, noch einen lächerlichen letzten Versuch unternehmen zu müssen, habe ich da kein Verständnis.
Deine Art der Betrachtung ist einfach, nachvollziehbar und respektvoll. Mich erfreut sie, wie mich auch dein Gedicht im Ganzen erfreut.

Lieben Gruß
Lotta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Grazie especiale für das schöne Kompliment, Lotta.. Ich versuche, die Dinge nicht zu kompliziert zu sehen und es ist ganz in meinem Sinne, wenn meine Betrachtung einfach erscheint.
Liebe Grüße
Ekki

 eiskimo (28.10.19)
Tröstlich, klug und weise! Dankbar angenommen.
Frage nur zur Form: Die zweite Zeile hat als einzige kein D am Anfang (hättest ja "Das macht nichts" schreiben können ). Ich glaube nicht, dass es eine altersbedingte Auslassung war...
lG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Vielen Dank, Eiskimo. Ich nehme deinen Tipp gerne an. Mit dem durchlaufenden D wirkt das ganz gefälliger.
LG
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(28.10.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Merci, liebe Sigi,
jeder weiß, dass das Altern. mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringt.. Wenn es einem aber vergönnt ist, dass jugendliche Liebe bis ins Alter währt, erscheinen auch die Nachteile in einem milden Licht.
LG
Ekki
Fisch (55)
(28.10.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Spassibo, Fisch. Manchmal hat man das Glück. dass die einfache Benennung der Wahrheit erheiternd wirkt.
Servus
Ekki

 Momo (28.10.19)
Weisheit ist auch die Anpassung an Gegebenheiten, die nicht zu ändern sind. Erst mit der Zeit kristallisiert sich heraus, was wirklich wichtig ist. Das sind im Grunde nur wenige Dinge.

LG Momo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Das unterschreibe ich ohne Wenn und Aber, Momo. Besten Dank.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (28.10.19)
Schön beschrieben, Ekki, und das positive Fazit erfreut.

Nur
Dein Witz lässt allmählich nach.
Dafür lachst du mehr über die Scherze der anderen.
glaube ich nicht, eher:

Dein Witz lässt allmählich nach.
Dafür lachst du umso mehr über deine eigenen Scherze.

Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
hahaha, Didi, die Variante gefällt mir auch sehr. Gracias.
Liebe Grüße
Ekki
Jo-W. (83) meinte dazu am 28.10.19:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Vielen Dank, Jo, so ist es. Es gibt immer wieder Wunder, wenn man bereit ist, sie wahrzunehmen.
Beste Grüße
Ekki

 GastIltis (28.10.19)
Hallo großer Ekki, du, der so vieles kleinhält. So die Erinnerung. Ich hatte heute ein interessantes Gespräch mit einem Freund, der in einer TV-Sendung über einen Ort in Mecklenburg-Vorpommern an jemand erinnert wurde, den er vor mehr als fünfzig Jahren kannte. Er hatte einen Spitznamen, der irgendwie der Bibel entlehnt sein musste, Pharisäer? Nein niemals.
Tage vergingen. Plötzlich war der Name da: Philister. Aber wieso Philister? Wieder gingen Tage ins Land. Ja, er musste einen bürgerlichen Namen haben, der dazu geführt haben könnte. Dann die Erleuchtung. Er hieß Römer, Olaf Römer.
Eine Erinnerung, die mehr als fünfzig Jahre benötigt hat, um aus einem Zustand des Verschwundenseins, also dem Nichts, aufzutauchen. Warum, großer Ekki, arbeitet das Hirn (meistens) in eine andere Richtung als viele viele andere Organe? Ein Wunder des Alltags, des Seins? Deine Zeilen deuten es an, aber nur fast. Viele Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Grazie, mein Freund, deine Zeilen stimmen mich diesmal besonders nachdenklich, in unterschiedliche Richtung. Wir fangen erst an, das Hirn zu erforschen und entdecken dabei, so viel Wunderbares, dass wir allen Grund haben, uns nicht zu wichtig zu nehmen. Eines aber will ich wichtig nehmen, mich der Liebe würdig zu erweisen, die mir täglich widerfährt.
Beste Grüße
Ekki

 Augustus (28.10.19)
na ja, wie sagte Goethe: Gedanken eines Sterblichen.

Ave

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Danke, Augustus, als ich das Gedichtchen schrieb, habe ich besonders daran gedacht.
Salve
Ekki
una (56)
(28.10.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Besonderen Dank für deine Empfehlungen, Una. Ich mache begeistert sofort alles, was du mir empfiehlst, fürchte nur, dass man mich an meinen alten Macken wiedererkennen wird.
Heitere Grüße aus dem Jungbrunnen
Ekki
wa Bash (47)
(28.10.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.19:
Merci, wa Bash, mit Glück hat auch das Alter heitere Tage.

 FloravonBistram (29.10.19)
Ein Gleiten durch das Ist und Werden, nicht in Politik und Katastrophen, nicht in Sonne oder Mond eintauchen, sondern das eigene Sein erfassen mit allen Unzulänglichkeiten... ein Hauch der Liebe schwingt mit

Liebe Grüße
Flo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.10.19:
Grazie, Flo, erst der Hauch der beständigen täglichen Liebe macht das Leben lebenswert. Ich habe mich sehr gefreut, wieder von dir zu hören.
Liebe Grüße
Ekki

Antwort geändert am 29.10.2019 um 17:29 Uhr
Agneta (62)
(29.10.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.10.19:
Merci, Monika, ja, das Wunder besteht darin, dass man es nicht sieht.
LG
Ekki
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