Grace - Kap. 3 (Roman in Folge, überarbeitet für KV)
Bild zum Thema Alles und Nichts...
von alter79
’’Wenn Sie mit jedem Schuss die Scheibe treffen, sind Sie nichts anderes als ein Kunstschütze, der sich sehen lassen kann...’’ Buddha (sinngemäß).
So sehe ich mich in Grace. Hoffe aber auf Änderung. Und bleibe dabei meinen eigenen Sound zu suchen - und zu finden. Von wegen, den Zweck herbeizusehnen a la fette Beute: Gefühle zeigen. Andere sinnieren über den Klimawandel. Oder wann die ersten Aliens landen. Und wo. Ob hellblauer Beton sexy sei. Und Kim Kardashians Hintern. Oder ob ein solch gewaltiger Arsch ein Monstrum sei der auf den Mond (geschossen) gehöre. Wobei die Gefahr einer Überschwemmung steigt.
Es ist eisfrei im Raum. Wir fliegen mit mäßigem Tempo, trotzdem steht uns der Atem wie eine Wolke vor dem Gesicht.
Ich kreise und schwanke - stürze fast. Ziehe mir die Jacke über dem Herzen zusammen. Grace. Die sich mit discoweißen Lippen, Bananen am Busen in das goldene Strobelight dreht. Drum. Bass. Ambiente. Und Kirk aus Panama. Als DJ.
„Sehr angesagt, der Laden!“ Sagt Grace.
Und ich nicke. Während sich in den Burgundersamtnischen irgendwelche Direktoren in Mad- Max- Outfits Polygrame teilen. Es wummert und wabert überall unkontrolliert. Wilde Muster ziehen Linien über Handrücken wie bestellt. In Endlosschleife läuft ein Garp Werbespot.
„Wie im Film,“ lacht Grace.
Und ich nicke. Sehe in der Spiegelwand gegenüber Bal.
„Hast du Bal bemerkt?“
„Nein. Wer ist das?“
„Der Regisseur!“ Sage ich.
„Und was macht der?“
„Ohne den läuft hier nichts!“
„So - so.“
„Oder, wie Ellis schreibt, es dauert vom ersten Takt bis zu letzten Beckenschlag 12 Minuten und 38 Sekunden!“
„Bei was?“
„Beim Bolero!“
„Cool!“ Sagt sie. Steht auf und schnippt die Zigarette weg.
Das war gestern, Freunde. Und ich frage mich was heute wird. Oder Weihnachten 2015. Und mit Grace und mir.
Jeder Mensch hat einen Arsch, nur Idioten haben 2:
„Wann wollen wir los?“ Fragt sie.
Mir fällt in dem Moment Brecht ein, weil der meint man sollte besser eine Bank gründen und keine überfallen.
Als wir uns vor dem reingehen umarmen flüstert sie mir ins Ohr das alles gut werden wird.
„Wir sind nicht unfehlbar, Grace!“
„Ich schon!“ Sagt sie. Und küsst mich still.
’Du schaust mir in die Augen
Liest in meinem Blick
Jetzt gibt es kein zurück’
Als wir drin sind, ist der Laden bis auf das Personal leer. Einzig der Wind pfeift durch ein angelehntes Fenster. Ich greife in die Jacke und hole die Kanone raus. Halte die vor der Kamera verdeckt, so dass nur der Kassiere die sieht.
„Meine Güte“, sagt der bei einem Blick in mein Gesicht, „Sie sehen aus wie Roberto Bianko!“
„Und das ist meine Frau!“ Ich deute auf Grace, - die den Bankdirektor durch die Halle zum Tresorraum hetzt.
„Wie bei Bonni und Clyde!“
„Sie füllen jetzt den Beutel – und halten ansonsten das Maul, Mister!“
Am nächsten Tag checke ich die Zeitungen. Nichts. Im TV. Nichts. Als wären wir nie in der Bank gewesen. Einzig die Welt ist ein Chaos, lese ich.
Mir hat mal jemand gesagt, dass ich wie Garfield aussehen würde. Der Lärm anschließend war so extrem, dass ich seine Entschuldigung nicht verstanden habe. Nun, es kann sehr wohl an den hohen Räumen gelegen haben. Da bricht sich der Hall eminent. Zum Beispiel, wenn irgendein Idiot erst in die Decke und dann mir ins Bein schießt. Und so geschah es.
Auf dem Polizeirevier stellte sich heraus, dass der tätowierte Bulle mit Glatze geschossen hatte, der mir schon zuvor aufgefallen war, als er die Klofrau wegen ein paar herumliegender Joints bedrohte. Tage später kam ich über meinen Anwalt an seine Anschrift und machte seiner Frau – der Bulle war leider nicht da - einen intimen Hausbesuch.
Mal ehrlich, ich mag Frauen. Und die besonders. Sie hatte was. Was Asiatinnen eben so haben. Und war auch sonst eine besonders hübsche. Fast wie C. Schwarze Haare. Reisdünn ihr Körper. Eng im Schritt - hoffte ich. Gut. Das macht es dann nicht unbedingt leichter. Doch ich bin für solche Fälle gerüstet. Habe Mia, so ist der Name der Lady, an einen Stuhl fixiert. Bin raus zur Karre, um das Gleitöl aus dem Handschuhfach zu holen. Und genau dabei fiel mir die von Simmel geschilderte chinesische Schlittenfahrt ein. Dazu mein Glück, das Mia perfekt deutsch sprach und Simmel las. 3 Mal habe ich es krachen lasen - und es endet erst damit, dass der Glatzkopf schnaufend in der Tür stand.
I Belong To U, Baby. Summte ich Sekunden später. Und beobachte, wie Mia dem nackten Bullen das Blut aus dem Gesicht wischte, geschickt eine Transfusionspumpe schaltete, um den nötigen Blutaustausch zwischen ihnen zu gewährleisten. Und sie auf meine diesbezügliche Frage: Ja, ich bin Krankenschwester hauchte. Schade das ihr keinen Hund im Haus habt, wollte ich als Tippgeber für alle Fälle brillieren. Doch nichts. Na dann: Wenn du ihm jetzt noch einen tutest, Mia, scheiden wir als Freunde; - ist nur ein Vorschlag, ey. Ich steckte dem Bullen die TV- Fernbedienung in den Hintern, sie tutete, er rollte seine Augen in den Kopf zurück - und keine zehn Minuten später rauschte ich zufrieden einem verdienten Feierabendbier entgegen.
Während der Zeit allerdings, die ein gutes Bier brauchte, tunkte ich meine Finger in handwarmes Lanolinbad. Gut. Sonst lasse ich danach meine Nägel mit Plierlotion bearbeiten. Heute stand mir wegen der Gedanken an C nicht der Sinn danach. I belong to you, you belong to me. For ever!
Das wird alles schon wieder, tröstete Eva. Die ich 24 Stunden später auf eine Annonce in einer Pornozeitschrift kennen lernte. Und ich war nahe daran, ihr unbedingt recht zu geben. Doch wie das Schicksal so spielt, es kam wieder mal ganz anders.
Nicht dass jetzt jemand auf dumme Gedanken kommt, - denn das alles geschah weit vor Grace. Ich erzähle es lediglich, weil ich beim Geldzählen Zeit habe.
„Na? - Wie viel ist es?“
„Satt. Meine Süße!“ Sage ich. Und mehr will Grace nicht wissen.
Chaos über fallende Zeiten:
Wenn es still wird in der Seele, lese ich die Angst aus meiner Wand. Schon beschissen, diese Zeit. Schwarz wie die Nacht. Mein Vaterland. Doch auch ich bin schon ein Killer. Hetze Jäger. Töte Hasen. Fresse für mein Leben. Gerne. Dich. Grace. Du Aas. Aus deiner Welt. Kann es gar nicht anders sagen. Wie. Und was. Dem Feind. Gefällt. Lebensbild mir sage. Klage, was du mir bist. Was ich mag. Und nicht. Wie dein ewig leerer Magen. Esse Stunden nach dem Crash. Dich. Zur Strafe. Grace. Während ich als Geisterfahrer (noch) tief in dir stecke. Fett. Neurotisch. Lebensmüde. Schwitze. Spritze. Mich bejahend. - Mich! Den bitter- lustig... Treibe ich dich vor mir her. Verkorkstes Dasein. Bist mir was schuldig. Lebenstraum. Wassermühle. Apfelbaum. Auf. Des Müllers Lust. Der Flaum. Und. Da werde ich gerne auch mal kindisch. ’Hundert Jahre’. Einsamkeit. Same ich dir Samen ein. Rektal. Durchs Bein. So. Oder. Grade wie ich will. Muss es sein. Kann. Und es bleibt dabei. Ja- gut. Man kann es anders auch benennen. Für dich ist es allerdings überhaupt kein Grund mit Gebrüll mir wegzurennen. Denn leichtfüßig - wie der Tod - bin ich. Macher. Mache dein. Dass du du bist. Leben. Wachs. In meinen Händen. Gut. Ich bin der Einzige. Mit irrer Wut. Doch DU. Nenne mir den Ort. Mit Grace. Oder geh. Du Huhn. Trägst keinen Arsch in deiner Hose. Zum Trompete spielen. Erste Geige. Nein. So nicht. Mein Freund. Auch wenn du abgestürzt. Vom Wochenende. Dicker Kopf. Soweit es geht. Gehirn. Erschütterung. Schockraum. Not- OP. Der Druckentlastung wegen. Offen. Auf Intensivstation. Die Tage satt im Horrortrip. Weil. Du. Ignoriert und lästig. Dauerkoma. Störst den Pflegeplan. Wie das schwere Herz. Ein Implantat. Aus Erz. Leidend. Fängt die Tagen hüpfend an. Zaghaft. Kommt dann wieder. Stark. Weil das Leben nach dir schreit: Cannonball. Man glaubt es kaum. Pflaumenbaum. Aus der Traum. Forscher züchten Minimägen. Nachtigallen. Widerhallen. Spaßgevögel. Hörst du mich. Ich. Als blaue Seite. Still.
Wenn ich fliegen könnte wäre ich längst anderswo. Läge längst tot mit Grace am Wegesrand. Weg. Ende. Wie die liederliche Zeit mit ihr. Grace. Die ich meine große Liebe nenne.