Liebesgeschichte 'Grace' Roman- Auszug Kap. 6

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von  alter79

The whispers in the morning:


Mag sein, dass manche Huren ein glückliches Loch haben, ich hatte keins!“ Höre ich Grace mit Mona am Handy. Da sind wir auf der A 1 und fahren nach Berlin, einen Auftrag abarbeiten.

Ich träume immer noch meiner verkorksten Jugend nach...“, sagt sie. Und weint, nachdem Mona was trauriges von sich gesagt hat. Vermute ich.

Ich habe alle meine Grundsätze über den Haufen geworfen.“

...

Nein. Es hat sich nicht gelohnt!“

...

Während Grace spricht, fahre ich das Band, die Bahn, die Straße, döse, höre Radio – wo jemand zwischen den Songs über die größte Muschel der Welt referiert. Über Stillleben mit Fisch. Und ich in Grace bin, die Muschel öffne. In ihren rosafarbenen Spalt tauche. Knallrot in Präsenz mein Schwanz. Den ich brutal einführe. Grob zustoße. Um sie zu quälen. Zu irritieren. Demütig zu machen. Doch damit dem Sonnenuntergang ausgeliefert bin. Dem Tod unserer Beziehung; - wenn sie meine Gedanken wüsste, als ich sie sagen höre: „Nein, der ist ganz anders!“ Und mir die Hand aufs Knie legt. Mich streichelt. Zurückzuckt, als sie meine Erektion spürt. Ich vorgebe, pinkeln zu müssen. „Na dann halt doch einfach mal an!“

Ja. - Mache ich!“ Und ich in den Wald sprinte. Von wegen Violine und Orchester. Als sie plötzlich neben mir steht. Sich entblößt - hinhockt - und den ’kleinen’ Unterschied betrachtet. „Du hast einen schönen Schwanz! - Wäre ich Mann, würde ich auch so einen haben wollen!“ Und ich weiß, sie spielt ein surrealistisches Stück. Durchdringt die Innen- und Außenräume. Übertreibt, um Spaß zu haben. Um ’meine’ Träume zu nähren. Sie Robinson. Ich Freitag. Bindeglied im Elend von Übermut und Traurigkeit. Wie über Freier lästernde Huren am Strich. Nutten. Wir beide. Staatsanwalt, Richter, Verteidiger, Angeklagte, - Urteil. Und wir als Vollstrecker die Moral von der Geschichte. Wie jetzt, im Wald, als sie sich in mich verbeißt. Stöhnt. Schreit. Dann kommt. Und geht. „Mach schon, wir müssen weiter!“ Doch ich mich als novembergrau lieber ins Bett verkriechen möchte, weil Liebe Arbeit macht. Und Arbeit müde. Mich. Der im geschützten Raum der Liebe alte Fehler loslassen möchte - um neue zu machen. Dauer: 2 Stunden - ohne Pause. Bis Berlin. Quakt das Navi. Während ich "I am ready to learn - About the power of love" von Celine Dion höre. "Somewhere I've never been - Sometimes I am frightened." Echt jetzt: Im November war ich schon immer scheiße drauf.



The Fifth Element: Voll drauf, tief drin und:


Kill Roy“, sagt sie, „ist der nächste.“

Wer ist der Typ?“

Ein früherer Nachbar, - und ehemaliger Richter!“

Pädophil?“

Genau.“

Verurteilt?“

Nur von mir.“

Das reicht locker. - Soll ich dir seine Eier mitbringen?“

Lass die Dinger seiner Frau.“

Die lebt noch bei ihm?“

Eine gestrige Grüne, - die redet, redet ohne zu handeln.“

Typisch.“

Nicht ganz. Sie hat wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Knast gesessen.“

Und darüber den Richter kennen gelernt?“

Der damals Beisitzer im Verfahren gegen sie war.“

Und dann?“

Im Knast hat sie sich vom Terrorismus losgesagt, ein Buch geschrieben und den Richter geheiratet.“

Obwohl sie von dessen Neigungen wusste?“

Gerade deshalb!“

Ah – verstehe... Sie hat ihn erpresst.“

Genau!“

Dann könnte ich sie doch beide... Oder was meinst du?“

Belasse es bitte beim Richter!“

Okay!“


Und dann braucht sie wieder die Spritze. Und ich bin sicher, es ist meine Schuld, weil ich wieder davon angefangen habe. Und sie keine Wahl hat.


Ist wie Tiefseefischen“, sagt sie, „wenn man das Netz endlos über Grund zieht geht viel kaputt. Und das summiert sich. Ist eines Tages nicht mehr auszuhalten; ist wie ein Messer im Kopf! Doch das merkt keiner, - weil ich nicht schreie. Weil Bilder nicht schreien können und in der Tiefe der Meere alles ruhig bleibt. Einzig die Oberfläche kann wüten. Und da bin ich jetzt, - dank dir!“

Schießen wir also nach“, sage ich und versuche ein Lächeln.

Du bist süß“, lächelt sie unter Tränen zurück.


Und ich habe erneut die Zeit ein- und ausgeatmet. Die Vergangenheit. Die Wahrheit und ihr Gegenteil. Die abgestandene alte Luft durch das Öffnen des Fensters gequirlt. Den Raum mit Sauerstoff geflutet. Den Vorgang wiederholt. Ad infinitum. Doch es bleibt der Gestank nach Krieg. Dieses: Im Westen nichts neues. Wobei ich der Westen bin. Schindlers Liste. ’Apocalypse Now’. Als Flatscreen. Auf dem ich mich sehe. Mich. Den Darsteller des Trivialen, der die Pumgun durchlädt, - dem schon dabei ein Schauer über die Haut läuft. Das Glück als Windstoß durchs Haar, der wie ein Gruß von Grace durch das offene Fenster weht als ich, der Sieger, über dem Besiegten stehe. Über Richter Kill Roy. Dessen Sterben sekundenlang als Fleck auf meinem Auge bleibt. Und das es später nie mehr so sein wird, weil sich alles zur Routine entwickelt. Leben und Tod als Darstellung von Krieg in den Medien. In Filmen, Serien, Computerspielen, in der Malerei und schließlich auch in der Literatur, wenn du weißt, was ich meine. Nicht nur deshalb lüfte ich den Wohnwagen. Nein. Ich brauche Sauerstoff, ehe sie mich fragt was der Tod mir bedeutet, - wie wir mit warmer Haut auf dem Bett liegen. Ich in ihr. Und sie in mir. Erst noch ernst. Später lachend. Und über uns die Fahne mit Trompetenhall und Trommelwirbel. Immer schneller. Rasend dann. Während die Luft schon wieder stickig wird und wir wie irre zu schwitzen anfangen.





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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (13.08.22, 09:14)
Das hast Du doch schon unter deinem alten kV-Namen gepostet, nicht wahr?
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